Korsar meiner Träume

sympathisch«, erklärte Claire und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Nate zu.
    »Ich weiß, wie man kämpft, und das werde ich auch. Ich habe mir meinen Weg zum Reichtum jedenfalls nicht erplündert und erstohlen. Das hier ist mein einziger Schatz, und ich habe die Absicht, dafür zu kämpfen.«
    Nate biss die Zähne zusammen.
    Claire ließ sich nicht aufhalten. Sie marschierte um Joe und Aidan herum und ging zum Boot. Sie hätte wissen sollen, dass Nate ihr nachgehen würde. Claire ignorierte ihn, während sie die Pistolen, Musketen und Donnerbüchsen durchstöberte und jede davon abwägend in die Hand nahm.
    »Wir haben keine Zeit, um zu streiten«, knurrte Nate.
    »Dann hör auf damit, weil ich nämlich mitgehen werde.«
    Seine Augen verengten sich.
    »Wenn ich einem Mitglied meiner Mannschaft einen Befehl gebe, dann erwarte ich, dass er befolgt wird.«
    »Und wenn ich Teil einer Mannschaft bin, dann erwarte ich auch, als solcher behandelt zu werden. Diese Männer sind hier, um zu kämpfen. Ich bin wie alle anderen.«
    »Da bin ich anderer Ansicht.«
    Sein Blick glitt über ihren Körper und erwärmte sie, obwohl seine Worte sie wütend machten. Sie zerrte an ihrem Arm, doch seine Finger vergruben sich darin.
    »Du hast bekommen, was du wolltest, jetzt lass mich gehen.«
    Nates Augen blitzten auf, dann wurden seine Augen ganz schmal.
    »Ich war nicht der Einzige«, erinnerte er sie. Dann ließ er seinen Arm sinken und trat einen Schritt zurück.
    »Entschuldige«, sagte Aidan, »die gehören mir.«
    Nate sah ebenso überrascht aus, wie Claire sich fühlte, als der Junge einen Bogen und einen Köcher voller Pfeile herausnahm.
    »Weißt du denn, wie man mit einem Bogen schießt?«, fragte Nate. »Das ist neu.«
    Aidan zuckte die Achseln.
    »Ein Freund von mir hat es mir gezeigt. Ich übe schon fast zwei Jahre lang.«
    Nate wartete, bis der Junge wegging. Sein Blick ruhte einen langen, schweigenden Moment auf Claire, bevor er Aidan zurück zur Gruppe folgte. Claire wischte sich die Hände an ihrer Hose ab und wartete darauf, dass diese sich beruhigten. Sie hasste es, dass mal wieder Ärger zwischen ihnen herrschte, aber Nate musste lernen, dass die Frau, zu der sie geworden war, ganz gut alleine klarkam.
    Sie nahm eine Muskete, stopfte eine weitere Pistole in ihren Hosenbund und gesellte sich zu den Männern.
    Als die Waffen ausgeladen waren, wurde das Boot wieder zurückgeschickt. Doch dieses Mal würde es nicht zurückkehren. Es würde an Bord des Schiffes gehoben werden, welches, so war es beschlossen worden, zum anderen Strand segeln würde. Es waren genügend Männer an Bord, um es zu verteidigen, sollte das andere Schiff angreifen, und falls das Feuer noch anderen ein Zeichen gab, wollten sie keine Beweise zurücklassen, dass noch mehr Männer an Land waren.
    »Was ist da drin?«, fragte sie Vincent. Der hatte sich eine Tasche um die Schulter geschlungen und hielt diese so vorsichtig wie ein Baby.
    »Stinktöpfe. Ich mache die allerschlimmsten. Ich hatte bloß vier davon fertig, also müssen die genügen. Sei gewarnt, Claire, du willst auf keinen Fall in der Nähe sein, wenn sie explodieren.«
     
    Die Morgendämmerung ergoss ihr weiches Licht über den Schatz. Das Feuer brannte herab, oder wenigstens war das orangefarbene Glühen nicht mehr so hell wie zuvor. Hatte er es falsch eingeschätzt? Hätte er die beiden vergangenen Stunden besser den Schatz verladen sollen, anstatt hier auf etwas zu warten, was vielleicht gar nicht kam? James schlug nach einem Insekt, das entschlossen war, ihm den letzten Nerv zu rauben. Es lag nur eine schwache Befriedigung in dem Gefühl, es auf seiner Wange zu zerquetschen.
    Er wünschte sich, die Männer, die er als Kundschafter losgeschickt hatte, würden mit Neuigkeiten zurückkehren. Ausgerechnet in diesem Augenblick sprengten sie ohne Vorwarnung aus dem Dickicht und taumelten auf die Lichtung. Es juckte James in den Fingern, einfach abzudrücken, obwohl es seine eigenen Leute waren. Dummheit verdiente es, bestraft zu werden.
    »Wir hätten euch beinahe erschossen«, murrte Horace.
    »Ihr solltet besser Neuigkeiten mitbringen«, warnte James.
    »Ein Schiff, Kapitän, und mindestens ein Dutzend Männer sind bereits an Land.«
    Also war es ein Signal gewesen und keine Falle. Verdammt, hätte er das gewusst, dann hätte er längst damit begonnen, den Schatz einzuladen.
    »Werden wir den Schatz nun abtransportieren, Sir?«, fragte Horace.
    James schüttelte den Kopf. »Das