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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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herumsitzen. Falls Nate dreißig Mann an Land hat, dann will ich das wissen. Falls dort ein Schiff ist, will ich das ebenfalls wissen.«
    Und falls Nate seine Männer bemerkte und sie tötete? James zuckte die Achseln. Noch zwei Männer zu verlieren würde seine Chancen nicht wesentlich schmälern.

20
    Claires Magen zog sich zusammen, nur einen Augenblick bevor Nate sich neben ihr versteifte. Offensichtlich hatte er die Geräusche ebenfalls gehört, die Schritte unter ihnen. Obwohl das Feuer den Himmel erhellte, reichte dessen Licht nicht dorthin, wo sie sich versteckt hatten, nahe genug am Strand, um das Meer am Morgen zu sehen, aber auch mit genügend Sicherheitsabstand zu den Flammen.
    Da man sie während der beiden Tage seit James angekommen war, nicht verfolgt hatte, erschien es Claire jetzt merkwürdig, dass man sie und Nate nun ausfindig machen wollte, jetzt, wo sie ein Signalfeuer angezündet hatten, das groß genug war, um es meilenweit sehen zu können. Warum konzentrierte sich James nicht auf den Schatz? Gewiss hatte er ihn mittlerweile gefunden.
    »Rühr dich nicht«, flüsterte Nate ihr ins Ohr, dann sprang er vom Baum herunter.
    Claire keuchte. Sie konnte gar nicht anders. Was zum Teufel dachte er sich dabei? Sie hielt den Atem an, als Männer dumpf stöhnend auf dem Boden aufschlugen. Blätter raschelten, Zweige knackten, und Körper rollten durch das Unterholz. Gedämpftes Fluchen erfüllte die Luft. Endlich hörte sie ein entnervtes Flüstern:
    »Wir sind hier, um dir den Arsch zu retten, du Riesentölpel, nicht, um dich umzubringen.« 285
    Claire schloss die Augen und zwang ihre zusammengezogenen Lungen, sich zu öffnen und einzuatmen. Es war Vincent. Sie presste sich die Hand auf die Brust, beruhigte sich, dann sprang sie ebenfalls hinunter. Sie landete auf dem Rücken von jemandem, klammerte sich mit den Händen fest und schrie kurz auf, als man sie beiseitestieß.
    »Es regnet Körper, verdammt noch mal«, brummte der Mann.
    »Pass auf, wen du da anfasst, Joe. Das wäre dann wohl Claire.«
    »Du meine Güte, tut mir leid, Mädel.«
    Claire lag am Boden, nachdem sie ziemlich heftig auf ihrem Hinterteil gelandet war. Sie rappelte sich auf.
    »Wie seid ihr so schnell hergekommen?«, fragte Nate und kam näher.
    »Wir haben das Feuer doch gerade erst angezündet.«
    Claire konnte nichts weiter sehen als die dunklen Umrisse mehrerer Männer. Fünf oder sechs, es war schwer, es genau zu sagen.
    »Vincent wollte euch überraschen.«
    »Zur Hölle, was du alles behauptest. Es war Luke, der praktisch schon in dem Moment den Anker gelichtet hatte, als ich vom Schatz gesprochen habe.«
    Luke. Claire durchsuchte ihr Gedächtnis. Als ihr einfiel, dass Luke früher einmal Pirat gewesen war, war sie über ihre Rettung gar nicht mehr so glücklich, wie sie es noch einen Augenblick zuvor gewesen war.
    »Aye, und habt ihr ihn schon gefunden, Kumpel?«
    »Es ist kompliziert, und das ist auch der Grund für das Feuer. Wir brauchen einen sicheren Ort, um alles zu besprechen.«
    »Wir können ja aufs Schiff gehen.«
    »Dafür haben wir keine Zeit. Auf geht’s, in der Nähe liegt eine Höhle.«
    Die Höhle, zu der sie gegangen war, um den Schädel ihres Vaters zu holen. Dennoch verursachte die Erinnerung bei Claire keinen heftigen Schmerz oder eine Flut von Tränen, sondern nur ein stille Woge des Bedauerns. Als sie sich den Männern anschloss, dachte Claire, die Insel hatte ihr wenigstens das eine gegeben, nämlich ein Ende der Fragen und eine Chance zur Heilung.
    Die Ebbe hatte begonnen, aber das Wasser stand ihnen nichtsdestotrotz noch bis zu den Schenkeln. Sie hatten sich eine Laterne aus dem Langboot geschnappt, und Nate zündete sie nun an. Das Ende der Höhle, wo die drei Truhen gestanden hatten, wurde lebendig, und endlich konnte Claire die Männer deutlicher sehen.
    Insgesamt waren es vier, wenn man Nate und Vincent nicht mitzählte. Da war ein Bär von einem Mann mit leicht ergrautem Haar – derjenige, auf dem sie gelandet war -, dann ein jüngerer, mit blondem Schopf, ein ernst dreinblickender Mann mit dunklen Haaren und dunklen Augen und schließlich – und sie musste sich zwingen, ihn nicht anzustarren – ein schnurrbärtiger, blonder Mann mit einer schwarzen Augenklappe über dem linken Auge, einem kleinen Schatz aus Goldketten um den Hals, zwei Pistolen in der Schärpe und einem Schwert, das samt Futteral an seiner Seite baumelte. Man musste Claire nicht erklären, dass es sich dabei um Luke

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