Korsar meiner Träume
beinahe erreicht. Claire spannte den Abzugshahn, doch bevor sie feuern konnte, krachte ein Schuss. Der Mann torkelte, dann schwankte er. Blut sprudelte ihm aus der Brust und tropfte aus seinem Mundwinkel. Er verdrehte die Augen, als er einen Schritt auf sie zumachte. Er starb zu ihren Füßen. Claire schaute sich um. Blake nickte, warf seine abgefeuerte Pistole weg und schnappte sich eine andere.
Wenige Augenblicke danach war es zu spät für Pistolen und Musketen, denn die Mannschaften der Revenge und die von James waren jetzt nahe beisammen, und jeder Schuss barg das Risiko, die eigenen Leute zu treffen. Claire ließ ihren Blick über das völlige Durcheinander der Bewegungen streifen, sah, wie Nate sein Schwert abwischte, und atmete erleichtert aus.
Schwerter blitzten, und das scheppernde Geräusch der aneinanderschlagenden Klingen ertönte über den Bäumen. Claire zog ihr Schwert aus dem Futteral und sprang in das Chaos hinein. Eine blitzschnelle Bewegung ließ sie mit gehobenem Schwert herumfahren. Die Klinge eines Mannes traf ihre, und der Aufprall durchzuckte heftig ihren Arm. Claire stieß sich zähnefletschend von ihm ab, und die Schneiden trennten sich. Mit einer schnellen Bewegung stieß sie auf ihren Feind ein, und es gelang ihr, ihm eine tiefe Schnittwunde in der Schulter zuzufügen.
Als er sich auf sie stürzte, spie sein Mund Claire Flüche entgegen. Da sie seinen Angriff vorhergesehen hatte, sprang sie beiseite, drosch heftig mit ihrem Schwert auf seines ein und schlug es ihm aus der Hand. Sie stieß vor, machte sich bereit, ihm den endgültigen Schlag zu versetzen, aber Luke kam ihr zuvor, indem er ihrem Gegner mit dem Griff seiner Pistole auf den Schädel schlug. Luke blinzelte nicht einmal, sondern wirbelte einfach zu einem anderen Gegner herum. Er schwitzt noch nicht einmal, dachte Claire, als sie selbst sich die Feuchtigkeit aus den Augenbrauen wischte.
Ein Pfeil pfiff an ihrem Ohr vorbei. Claires Herz schlug bis zum Hals, als sie sich umdrehte. Aidan schien am Rande des Wahnsinns zu sein, und während sie noch zusah, legte er einen weiteren Pfeil ein, schloss ein Auge und schoss. Der Pfeil segelte geradewegs und durchbohrte einem Mann das Genick. Jeder, der versuchte, Aidan anzugreifen, war bereits tot, noch bevor er ihn erreichen konnte. Zu Aidans Glück hatte gerade niemand die Zeit, seine Pistole nachzuladen.
Claire wirbelte herum, parierte und schlug solange zu, bis ihr der Arm zitterte und der Atem durch die Lunge rasselte. Das Schwert fühlte sich an, als ob es schwerer war, als sie selbst, und jedes Mal, wenn sie es anhob, schaffte sie es nicht mehr ganz so weit nach oben, wie beim vorherigen Schlag. Sie hatte keine Gelegenheit, sich umzuschauen, um zu sehen, wie es für ihre Leute stand. Sie konnte bloß angreifen oder selbst angegriffen werden. Mit vor Erschöpfung zusammengebissenen Zähnen schlug Claire weiter zu.
Nate war sich nicht ganz sicher, aber er glaubte, sie machten Fortschritte. Er hatte bereits ein paar Angreifer erledigt, das Blut auf seinem Schwert bewies es. Er hatte viele fallen sehen, von seiner Hand oder der seiner Mannschaft, aber er fragte sich dennoch, wie lange sie wohl noch weiterkämpfen mussten. Der Schweiß lief ihm bereits den Rücken hinab, und sein Hemd klebte durch die Feuchtigkeit an seiner Haut fest.
»Himmelherrgott!«, sprudelte Vincent hervor. Sein rundes Gesicht war blass, und er hatte die Augen weit aufgerissen. Sein kleiner Brustkorb hob und senkte sich heftig.
»Wo kommen die denn alle her?«
Bevor Nate antworten konnte, sah er plötzlich, wie Claire mit ihrem Schwert zuschlug, doch ihr Angreifer parierte den Schlag mit seinem Schwert so, dass Claire die Waffe aus der Hand gerissen wurde. Nates Herzschlag setzte einen Moment lang aus.
»Lauf!«, brüllte er ihr zu, aber seine Worte verloren sich im Lärm des Gefechts.
Nate stieß ein paar Männer beiseite und kämpfte sich seinen Weg in ihre Richtung frei.
Als sich ein Mann mit voller Wucht auf ihn stürzte, wurde er plötzlich zur Seite geschleudert. Nate verlor das Gleichgewicht und brüllte vor Zorn hilflos auf, als er zu Boden fiel. Er hatte kaum die Erde berührt, als er auch schon wieder aufsprang.
»Versuchst du absichtlich, dich umbringen zu lassen?«, fragte Blake und hielt Nate am Hemd fest.
»Lass mich los! Claire ist in Schwierigkeiten.«
»Sie hat es im Griff«, widersprach Blake und deutete mit der Hand in Claires Richtung.
Durch den Schleier seiner Angst sah er, wie
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