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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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könnte.“
    „Ja, aber ich habe damit schließlich nicht gemeint ... ach, vergessen Sie es. Ich sehe schon, dass Sie mich nur ärgern wollen.“
    „Vielleicht“, stimmte er zu. Voller Bewunderung beobachtete er ihre zitternden Lippen, als sie das Lächeln zu unterdrücken suchte. Er begegnete ihrem Blick, und plötzlich fühlte sich alles ganz richtig an, so richtig, wie es sich schon lange nicht mehr angefühlt hatte. Vielleicht nie.
    Er fragte sich, ob er, wenn er den Titel annahm, nicht mehr von solchen Momenten erfahren dürfte - mit einer Frau wie Mrs. Thistlewaite.
    „Ich frage mich ...“ Sie betrachtete ihn, den Kopf nachdenklich zur Seite gelegt. „Was genau müssen Sie ...“ Sie errötete plötzlich. „Tut mir leid, das geht mich nichts an.“
    Allerdings nicht. Trotzdem ... Tristan warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Mrs. Thistlewaite hatte zwar keinen Titel, doch jede ihrer Bewegungen verriet ihre gute Herkunft und Anmut. Irgendwie wirkte sie in seiner einfachen Bibliothek fehl am Platz. Sie bewegte sich wie eine Countess, fand er. Und nachdem er jetzt ein Earl war ...
    Lieber Gott, wie war er denn jetzt auf so etwas verfallen? Er musste sich auf seine finanziellen Mittel konzentrieren, statt albernen Tagträumen nachzuhängen.
    Ja, sagte er sich. Denk an das Kapital. Kein Seemann würde in Zukunft hungern müssen oder keinen Lohn erhalten. Er könnte anbauen. Vielleicht einen Extraflügel mit Mannschaftsquartieren, damit er keine Neuankömmlinge mehr abweisen müsste. Im Augenblick war sein Haus vollkommen ausgelastet.
    Doch um das Kapital zu gewinnen, musste er die Treuhänder für sich einnehmen, und etwas an Reeves’ Miene hatte Tristan den Eindruck vermittelt, dass dies keine leichte Aufgabe war. Wenn er es nun nicht schaffte?
    Plötzlich wurde er Prudences wieder gewahr. Sie stand vor ihm, knickste abrupt und sagte: „Ich muss gehen. Ich habe heute Nachmittag einiges zu erledigen, auch wenn ich noch nicht fertig bin mit meiner Mission hier. “
    „Ah ja. Mein Schaf.“
    „Das nächste, das ich in meinem Garten finde, wandert in den Suppentopf.“
    Er hob die Brauen. „Sie können kochen? Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich Ihnen ein saftigeres Lämmchen schicken sollen.“
    Sie runzelte die Stirn und schob anklagend die Unterlippe vor.
    Tristan hob die Hand und lachte. „Immer mit der Ruhe, meine Liebe! Ich ziehe Sie doch nur auf! Ich schwöre beim Grab meiner Mutter, ich wusste nicht, dass schon wieder ein Schaf über Ihr Tor geklettert ist. Ich kann immer noch nicht begreifen, wie das passieren konnte.“
    Sie straffte die Schultern, blickte aber nicht mehr ganz so misstrauisch. „Wie dem auch sei, es sind trotzdem immer noch Ihre Schafe. Es wird allmählich Zeit, dass Sie Verantwortung dafür übernehmen.“
    „Ich bin Seemann, kein Schäfer. Und was Sie angeht ...“ Tristan musterte seine Nachbarin vom glänzenden braunen Lockenscheitel bis zu den verführerischen Zehenspitzen, bevor er in einem Ton sinnlicher Anerkennung raunte: „Für Sie könnte ich es tun. “
    Sie lief zartrosa an und verneigte sich eilig. „D...danke. Ich ... ich ... Sie ... Sie ... “ Sie verzog das Gesicht. „Ach, zum Kuckuck! Halten Sie einfach Ihr verflixtes Schaf im Zaum! “ Mit dieser treffsicheren Erklärung drehte sie sich um und verließ eilig den Raum.

8. KAPITEL
    Immer recht zu behalten kann eine heikle Angelegenheit sein. Ein kluger Butler wird wissen, wie er diese bittere Pille möglichst schonend verabreicht. Zumindest im entscheidenden Moment.
    Leitfaden für den vollkommenen Butler und Kammerherrn von Richard Robert Reeves
    Tristan stützte sich am Fensterrahmen ab und blickte hinaus auf die Terrasse. Der Wind zauste die Büsche, und die Hecken streiften den rasch dunkler werdenden Himmel über den Klippen dahinter. Am Rand des Blickfeldes war die Scheune gerade noch zu sehen.
    Die Scheune ...
    Tristan musterte sie finster. Wenn er auch nur ein bisschen hätte hexen können, hätte er das verdammte Ding samt Inhalt aus seinem Gesichtskreis verbannt - und mit ihm das Dilemma, vor dem er jetzt stand. Er wollte das Kapital. Je mehr er darüber nachdachte, was er mit dem Geld alles bewirken konnte, desto unmöglicher kam es ihm vor, dieser Gelegenheit den Rücken zu kehren.
    Das war mal wieder typisch für seinen wunderbaren Vater, das Leben so elend ungerecht zu machen. Darüber lachte er sich vermutlich noch im Grab ins Fäustchen.
    Bei dem Gedanken kam ihm die Galle hoch, und er

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