Kosaken Liebe
und Maxim, alle zufrieden. Gott segne noch lange die feinen Herren Stroganow …
»Das ist wie ein Märchen«, sagte Jermak bei der Beratung mit seinen Unterführern, nachdem sie alle Berichte gesammelt hatten. Die Erzählungen der drei Boten waren wirklich nur als harmlos zu bezeichnen. Die Tatsachen übertrafen alles, was man sonst in Rußland hören konnte – und Rußland war nie arm an Wundern wie an Entsetzen. »Brüder, wir kommen in ein Land, wo Milch und Honig fließen – nur die Milch aus Zobelpelz und der Honig aus Gold!«
»Halleluja in der Höhe!« sagte der Pope fromm.
Jermak sah ihn kritisch an. »Nein! Das ist die neue Lage, Brüder! Kein Überfall mehr, kein Plündern, keine Weiber mit Gewalt! Wir sind in dieses Land gerufen worden, um für den Zaren das Reich gegen die gelben Horden des Ostens zu schützen. Wir haben einen heiligen Auftrag! Benehmt euch also nicht wie Teufel, sondern wie Menschen!«
»Das wäre furchtbar, Jermak«, sagte der Pope ernsthaft, »wenn wir uns plötzlich wie Menschen benähmen. Gegen einen echten Kosakenmenschen ist der Teufel ein Klosterschüler!«
»Dann benehmt euch wie die Auserwählten, die wir ja auch sind. Ab heute nur noch Siege für den Zaren!«
»Wie lange?« fragte einer aus der Mitte.
Jermak kratzte sich den Kopf. »Die Bauern sagen, in zehn Tagen könnten wir bei Semjon Stroganow in Orjol sein.«
»Und die Dörfer, die am Wege liegen?«
»Unantastbar! Das ist ein Befehl!«
Die Kosaken-Unterführer schwiegen betroffen. Jermak befiehlt, nun gut. Aber wir müssen es den anderen erklären. Und was geschieht, wenn ein Kosak ungehorsam ist? Darüber spricht man lieber nicht. Es gibt Strafen, die nie mehr aus den Knochen gehen.
»Und später?« fragte ein anderer aus dem Gedränge.
»Das wird man sehen. Ich werde mit den Stroganows aushandeln, was wir dürfen oder nicht. Eines dürfen sie nicht, das verspreche ich euch: aus uns Kettenhunde machen!« Jermak richtete sich auf. Seine Augen blitzten. Er war schon eine Persönlichkeit, man mußte das anerkennen. »Wir werden die berühmtesten Kosaken Rußlands sein!« rief er, von dem eigenen Gedanken hingerissen. »Und nie mehr wird ein Zar sagen: Die Kosaken sind Räuber und Mörder!«
Es war ein historischer Augenblick. Aus einem Traum sollte Wirklichkeit werden …
Während also die Kosakenführer zusammengekommen waren und Jermaks Befehle hörten, die anderen ihr Biwak errichteten, gingen drei Trupps zu je zehn Mann zum Fluß, um Wasser in Ledereimer zu schöpfen. Andere Trupps trieben die Pferde zu einer seichten Uferstelle, wo sie trinken konnten, und bei denen, die diese große Herde zur Tränke führten, war auch Marina Alexandrowna.
Lupin hatte es diesmal einfacher. Schon durch einen Vorbefehl Jermaks wurden die Bauern nicht mehr von den Kosaken in dem Maße belästigt wie vorher, man stahl nicht mehr so unverschämt, und nur die besonders schönen Frauen wurden noch ins Gras gelegt – ein für Lupin begreiflicher Sinneswandel –, denn man kam ja jetzt in das Land der Stroganows, in diesen Staat im Staate des Zaren. Lupin war nicht dumm, und er sagte sich, wenn sogar ein Jermak höflich wird, ist die Zeit nicht mehr fern, wo er sein Töchterchen wiederhaben würde …
Er mischte sich unter die udmurtischen Siedler, zog die Mütze tief in sein Gesicht und beobachtete die Kosaken, wie sie ihre Pferde zum Fluß führten. Ein imposantes Bild: Es waren jetzt fast sechshundert Gäule, gesattelt und mit prallen Säcken voller Beute behangen. Pferde, die keine Entfernungen kannten, die fauliges Stroh von den Hausdächern ebenso fraßen wie saftiges Gras; Pferde, die nie müde wurden und nie krank, und die so mutig waren wie ihre Reiter.
Lupin entdeckte Marina Alexandrowna sofort. Sie war die letzte in einer Kosakenreihe, die zur Tränke zog, saß auf einem Falben und trug nicht mehr den viel zu großen Anzug und die lächerlich weiten Stiefel. Sie hatte jetzt echte Kosakenkleidung, immer noch ein wenig weit über der Brust, einen breiten Ledergurt um den Leib und eine dunkelrote Mütze auf den kurz gestutzten blonden Haaren. Wie bei einem richtigen Kosaken hing ein Dolch an ihrem Gürtel, und wenn sie die Peitsche schwang und »Hoi-hoi-hoi!« schrie, unterschied sie sich in nichts von den anderen.
Eine gute Tarnung, dachte Lupin. Er war zufrieden, ja, er war sogar stolz. So hat sie alles überlebt! Ein kluges Töchterchen, wahrhaftig! Aber bald wird es mit dem Versteckspielen vorbei sein … Dann
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