Kosakensklavin
klare, kühle Nass zu spüren, Arme und Gesicht damit zu benetzen und davon zu trinken. Noch niemals hatte sie sich in einem Fluss gewaschen - früher brachte ihr eine Dienerin das Waschwasser ins Schlafzimmer und goss es aus dem Krug in eine breite Schüssel aus bemaltem Porzellan. Wie schade, dass sie nicht wenigstens die lästige Perücke abnehmen durfte, um sich Stirn und Hals abkühlen zu können.
„Na, junger Herr? Keine Lust zu baden?“
Sie hielt erschrocken in ihrer Bewegung inne und wandte sich um. Hinter ihr stand Pelageja, lächelte sie an und bewegte anzüglich die Hüften.
„Nein“, gab sie zurück, wobei sie sich bemühte, ihrer Stimme einen tieferen, ruppigen Klang zu geben.
Dem Mädchen schien das zu gefallen. Sie kam ein wenig näher, berührte Sonjas Knie mit ihrem nackten Fuß und strich mit dem großen Zeh über ihren Oberschenkel bis hinauf zur Hüfte. Sonja zuckte zusammen, als habe ein glühendes Messer sie berührt und wehrte Pelagejas Fuß mit der Hand ab.
„Hast du etwa Angst vor mir, du Knirps?“
Die Frage hatte etwas Provozierendes und zugleich Zudringliches, das Sonja wütend machte. Was wollte diese Person von ihr?
„Wieso sollte ich Angst haben?“
Pelageja lachte kurz auf und beugte sich zu Sonja hinunter. Ihre Bluse stand weit offen, so dass Sonja die großen, hängenden Brüste sehen konnte.
„Hast du’s schon mal mit einer Frau getrieben, mein kleiner Sperling?“, raunte sie ihr zu.
„Nein“, gab Sonja wahrheitsgemäß zu.
Die junge Leibeigene ließ ein Kichern hören und streckte die Hand aus, um Sonjas Wange zu tätscheln. Sonja fuhr rasch zur Seite, denn sie hatte Sorge, sie könnte ihre Perücke verschieben.
„Wie schmal du bist, mein Kleiner“, flüsterte Pelageja und strich ihr sanft über die Schulter. „Bist noch ein richtiger Bub, aber ganz sicher weißt du schon, wie es geht. Hast dein Schwänzchen bestimmt schon im Bett gestreichelt und hast dich geschämt, wenn es dann nass auf dem Laken wurde. Hab ich recht?“
Sonja begriff nicht, wovon sie redete, und schwieg verwirrt. Sie war tief empört von der Frechheit, mit der diese lasterhafte Person einen adeligen Herrn - für den sie sie ja hielt - anredete.
„Komm mit mir ins Gebüsch, Bube“, lockte die junge Frau. „Ich will dein Dingelchen ein wenig verwöhnen, damit du siehst, wie viel Spaß du damit haben kannst.“
Zwischen ihren vollen Lippen war jetzt ihre Zunge zu sehen, die sich hin und her bewegte.
„Lass mich in Ruhe!“, rief Sonja wütend und stieß das Mädchen zurück, dass diese taumelte und fast gefallen wäre. „Ich will nichts mit dir zu tun haben, du liederliches Stück!“
„Hochnäsiger Kerl“, keifte Pelageja. „Wartest wohl auf ein adeliges Fräulein? Sei froh, wenn sie dir deinen Schwanz nicht abschneiden - wärest nicht der Erste, dem das passiert!“
Inzwischen hatten auch die Kosaken den Streit bemerkt, sahen grinsend herüber, stießen sich in die Seite und riefen sich derbe Scherzworte zu. Schau an, jetzt wollte die tatsächlich den Knaben verführen, dieses Luder. Als ob es hier nicht Männer genug gäbe, die heiß auf sie wären.
Rasim aber erhob sich und packte Pelageja ärgerlich am Arm.
„Hast dir einen Liebhaber gesucht, geile Hure? Denkst du, du kannst tun und lassen was du willst?“
Sie wehrte sich gegen seinen Griff und stampfte mit dem Fuß auf.
„Er hat mich beleidigt! Bestrafe ihn.“
Rasim grinste - es schien ihn wenig zu stören, dass jemand Pelageja beschimpfte. Doch ihre Forderung nach einer Strafe schien ihm Vergnügen zu bereiten.
„Kommt her“, winkte er seinen Kameraden, „der Junge braucht eine Lektion.“
Einige erhoben sich, andere warnten.
„Das wird Ärger mit Andrej geben, Rasim.“
„Der Knabe gehört ihm, es wird ihm nicht gefallen, wenn du ihn verprügelst.“
Doch Rasim wehrte ab. Er wollte beweisen, dass er keine Furcht vor Andrej hatte.
„Ist fortgeritten, das Söhnchen des Ataman. Soll er sich besser um seinen Burschen kümmern.“
Es fanden sich einige, die den Spaß mitmachen wollten. Sie stapften zu Rasim hinüber, der grinsend dastand, die Arme in die Seiten gestemmt.
Sonja sah sich verzweifelt nach Andrej um - er war der Einzige, der ihr hätte helfen können, doch er war nicht da. Warum hatte er sie nur allein gelassen?
Sie hörte Rasim leise mit den Männern flüstern, dann erklang Gelächter, man umringte sie, und im Nu hatten die Männer sie an Händen und Füßen gepackt.
„Nein!“,
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