Kosmische Kreuzfahrt
neue Erkenntnis – daß nämlich zumindest einer der anderen Planeten dieser Sonne ebenfalls bewohnt sein muß. Machen wir also eine kleine Rundreise und versuchen wir, diesen anderen Planeten zu finden. Vielleicht sind seine Bewohner weniger kriegerisch veranlagt.“
10. Kapitel
Die großen Spulen hatten sich inzwischen wieder aufgeladen, und Arcot zögerte nicht, den Raumverzerrer einzuschalten. Das schon gewohnte Spannungsfeld bildete sich um den Pionier, mit ungeheurer Beschleunigung jagte das Schiff durch den Weltraum. Aphrodite, der nächste, innere Planet, war nun das Ziel ihrer Fahrt, einer Fahrt von wenigen Stunden, die sie schweigend zurücklegten. Von Zeit zu Zeit korrigierte Arcot den Kurs nach den Angaben Moreys, bis der winzige Punkt des Planeten vor ihnen lag und nun mit voller Kraft angesteuert werden konnte. Schnell wuchs der Punkt, blähte sich zu einer Scheibe. Arcot schaltete den Raumverzerrer ab, für die weitere Fahrt genügte der Molekularantrieb. Langsam verlor der „Pionier“ an Höhe, zehn Minuten später tauchte das Schiff in die äußere Region der wolkenverhangenen Atmosphäre.
Unter der bremsenden Wirkung der Luft und des Molekularantriebs verringerte sich die Geschwindigkeit schnell. Schwere, düstere Wolkenschichten lösten einander ab, sie schienen kein Ende nehmen zu wollen, verwehrten jeden Blick auf die Welt, die darunter lag.
Dann aber, fast schlagartig, zerplatzten die wabernden Schleier, die das Schiff eingehüllt hatten, blieben über ihnen zurück und dämpften das Sonnenlicht zu einem matten Schimmer. Unter dem „Pionier“ lag eine Welt, die einen entmutigten Anblick bot. Wohl gab es Hügel, Flüsse und Ebenen, lange Bergketten und verkrüppelte Wälder, aber es fehlte ihnen das Frische.
Arcot hielt das Schiff an, und Wade machte sich an die Untersuchung der Atmosphäre. Sein Bericht klang nicht schlecht – viel Sauerstoff, eine Spur Kohlendioxyd, gemischt mit geringen Mengen von Stickstoff.
„Aber ungeheuer viel Wasserdampf!“ betonte er. „Die Luft ist gesättigt damit. Wenn wir dort unten stöhnen werden, so nicht über die Wärme, sondern über die Feuchtigkeit.“
Arcot steuerte einen See an, den er in der Ferne entdeckt hatte, und ließ das Schiff tiefer sinken. „Welch eine herrliche Welt!“ bemerkte Fuller sarkastisch, und die anderen nickten bestätigend. Es ließ sich beim besten Willen nicht sagen, daß die Landschaft einen einladenden Eindruck machte. Der Himmel war düster, schwere Wolken hingen über dem Land und dem schmutzigen Graugrün des Sees, und das alles war in ein ständiges Halblicht getaucht, das alle Konturen nur undeutlich erkennen ließ.
Arcot steuerte das Schiff am Ufer entlang. Meile um Meile folgten sie dem unregelmäßigen Lauf der Küste, die von tiefen Einschnitten und schmalen Buchten zerklüftet war.
Weit entfernt erkannte Arcot eine große Bergkette und legte das Schiff dorthin auf Kurs. „Wenn es stimmt, daß die Bewohner dieses Planeten mit jenem anderen Planeten im Kriegszustand leben, ist es wahrscheinlich, daß sie aus Gründen der Sicherheit ihre Städte in die Berge verlegt haben“, sagte er. „Haltet die Augen offen, damit wir nicht wieder unliebsame Überraschungen erleben!“
Es stellte sich heraus, daß die gebirgige Landschaft sich über eine riesige Fläche erstreckte. Sie kreuzten wohl eine halbe Stunde darüber, und dann entdeckte Fuller die Stadt! Auch sie war kegelförmig angelegt, größer als die beiden Städte des anderen Planeten, und die Spitze des Kegels reckte sich hoch in den Himmel. Arcot hielt das Schiff an, und sie spähten lange durch das Telektroskop. Der Himmel über der Stadt wimmelte von blitzenden Schiffen aller Größen und Formen. Am Fuß des größten kegelförmigen Gebäudes befand sich eine Anzahl flacher, dunkler Bauten, die anscheinend mit den gleichen magnetischen Projektoren ausgestattet waren, die dem „Pionier“ auf dem anderen Planeten Kummer bereitet hatten.
„Versuchen wir es trotzdem“, schlug Arcot vor. „Wenn jeder auf seinem Posten ist, haben wir nichts zu fürchten.“ Er gab dem Schiff Beschleunigung und hielt es erst wieder an, als sie der Stadt so nahe gekommen waren, daß sie allen Bewohnern klar sichtbar sein mußten. Sie wunderten sich nicht, als ihr Erscheinen die gleiche Reaktion wie auf dem verlassenen Planeten auslöste. Unter den über der Stadt kreuzenden Schiffen entstand Verwirrung, dann waren sie in Sekundenschnelle in die Tiefe der
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