Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Bettlerin wiedererkannt. Es ist die Sgouridou. Der erste ist sich hundertprozentig sicher, der zweite zu neunzig Prozent.«
»Bravo, das klingt gut«, erklärt er zufrieden. »Wen darf ich diesmal beglückwünschen? Den Polizeizeichner?«
Als Nächstes telefoniere ich mit dem Staatsanwalt wegen eines Durchsuchungsbefehls für die Wohnung der Sgouridou und eines Beschlusses zur Überwachung ihrer Telefongespräche. Dass ich die Verkleidung in ihrer Wohnung finden werde, glaube ich zwar nicht. Sollte sie nicht alles sofort entsorgt haben, hat sie es auf jeden Fall nach der Vernehmung getan. Doch es kann nicht schaden, dennoch zu suchen, da ich in diesen Mordfällen ohnehin alles nur per Zufall entdecke.
Nach dem Telefonat mit dem Staatsanwalt, der sich bei der Genehmigung des Durchsuchungsbeschlusses zwar ziert, schließlich aber doch einwilligt, rufe ich Vlassopoulos und Dermitsakis in mein Büro, um sie über das Neueste zu informieren.
»Ab sofort lasst ihr die Sgouridou Tag und Nacht, ja sogar im Schlaf observieren. Lasst keine Anfänger ran, die sie aus den Augen verlieren könnten. Und überprüft alle Telefonnummern, die sie im letzten Monat von Festnetz und Handy gewählt hat. Morgen haben wir den staatsanwaltlichen Beschluss.«
Während wir ihre Beschattung detailliert planen, tritt Koula in mein Büro. Sie bleibt an der Tür stehen und blickt mich nachdenklich an.
»Koula, was gibt’s?«
»Ich habe noch ein bisschen zur Sgouridou weiterrecherchiert, und da ist mir noch etwas aufgefallen. Aber ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat.«
»Was haben Sie herausgefunden?«
»Die Sgouridou war Leichtathletin, Herr Charitos, und eine mehrfache Medaillengewinnerin. Ihre Disziplinen waren der 1500- und der 3000-Meter-Lauf.«
»Läuferin also? Ach, verdammt, jetzt hab ich’s!«, ruft Vlassopoulos und springt von seinem Stuhl hoch.
»Was ist los?«, frage ich überrascht.
»Wissen Sie noch, als ich Ihnen gesagt habe, dass mir der Name Varoulkos irgendwie bekannt vorkommt? Jetzt hab ich’s. Auch Varoulkos war Leichtathlet.«
»War er prominent?«
»Wenn sogar ich ihn kenne, muss er ein Star gewesen sein. Denn eigentlich habe ich mit Leichtathletik nichts am Hut.«
»Recherchieren Sie auch zu Varoulkos«, sage ich zu Koula und rufe umgehend Mavromatis an. »Herr Staatsanwalt, bitte halten Sie nach einem weiteren Namen Ausschau: Stefanos Varoulkos.«
»Ist mir noch nicht untergekommen, aber ich behalte ihn im Hinterkopf.«
Nach einer Viertelstunde kehrt Koula mit einem Lächeln zurück. »Ich hab ihn«, meint sie. »Er war Diskuswerfer. Vlassopoulos hat recht, er muss Spitzensportler gewesen sein. Außerdem ist mir bei der Sgouridou und auch bei Varoulkos etwas Eigenartiges aufgefallen.«
»Und zwar?«
»Die Sportlerlaufbahn endete bei beiden seltsam abrupt. Sie ließen bloß verlautbaren, sie hätten sich vom aktiven Wettkampfsport zurückgezogen, gaben jedoch keine weiteren Erklärungen dazu ab. Wenn man sich aber ihr Alter zum Zeitpunkt ihres Rückzugs ansieht, wundert man sich, denn sie hätten durchaus noch mehrere Jahre weitermachen können.«
Auf solch mysteriösen Fährten nimmt man am besten Sotiropoulos’ Reporterkollegen in Anspruch. Sofort rufe ich ihn auf seinem Handy an.
»Sotiropoulos, können Sie mir einen Gefallen tun?«
»Sie haben zwar ein Konto bei mir«, entgegnet er lachend, »doch vorläufig sind Soll und Haben nicht sehr ausgeglichen. Auf der Habenseite ist so gut wie nichts verzeichnet. Ihre Schulden wachsen von Tag zu Tag.« Er wird wieder ernst und fragt: »Worum geht es denn?«
»Vor ein paar Tagen haben Sie mir einen Ihrer Bekannten, einen Wirtschaftsredakteur, vermittelt.«
»Nestoridis?«
»Genau. Jetzt brauchte ich einen Sportredakteur.«
An seinem Schweigen erkenne ich, dass er sprachlos ist. »Was wollen Sie denn von einem Sportredakteur? Geht es um die Morde?«
»Sie können bei dem Gespräch gerne dabei sein, aber Sie dürfen nichts von dem Gehörten verwenden. Das sage ich Ihnen gleich.«
»In Ordnung, rühren Sie sich nicht weg von Ihrem Apparat.« Fünf Minuten später ruft er mich zurück. »Gerade haben die Vorrundenspiele der Champions League begonnen, daher kommt es heute Nachmittag nicht mehr in Frage. Passt Ihnen morgen Vormittag um zehn?«
»Aber sicher.«
»Schön, dann bis morgen um zehn in der Brasserie in der Valaoritou-Straße.«
Obwohl sich alles in mir sträubt, nimmt in meinem Kopf ein Verdacht Gestalt an, der mich überhaupt
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