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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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»Und was die Hitze betrifft, haben jetzt alle Klimaanlagen. Stell dir vor, wir müssten uns noch kühlende Umschläge machen wie zu Mutters Zeiten!«
    Von unserer Wohnung in Pangrati bis zu Katerinas Wohnung in Neo Psychiko brauchen wir eine knappe Viertelstunde. Ich gehe mit hoch, um meiner Tochter guten Tag zu sagen, doch sie ist gar nicht da.
    »Wisst ihr das denn noch nicht?«, wundert sich Fanis.
    »Was denn?«
    »Sie gibt zweimal die Woche Kurse für angehende Jurastudenten an einer privaten Nachhilfeschule.« Er blickt auf die Uhr. »Sie müsste gleich hier sein.«
    Fanis und ich lassen Adriani in der Wohnung zurück und brechen nach Politia auf.
    »Erzähl mir doch ein wenig von Tsolakis, damit ich mir ein Bild machen kann«, sage ich zu Fanis. »Bislang weiß ich nur, dass er eine Hotelkette besitzt.«
    »Stimmt, dir fehlt seine Krankengeschichte, wie wir Ärzte sagen«, lacht er. »Sagt dir der Name Tsolakis gar nichts?«
    »Nein. Sollte er?«
    Er antwortet nicht direkt. »Tsolakis hat eine Menge Geld. Das hat er aber nicht im Hotelgewerbe verdient, sondern im Leistungssport. Damit hat er ein Vermögen gemacht, aber auch seine Gesundheit ruiniert.«
    Als Erstes fällt mir die Sportart ein, die jedem Laien zuerst in den Sinn kommt, wenn es um Geld geht. »Was war er denn? Fußballer?«, frage ich Fanis.
    »Nein, er war Leichtathlet. 8oo-Meter-Läufer, genauer gesagt. Sämtliche Afroamerikaner, Marokkaner und Kenianer hat er weit hinter sich gelassen und ein Rennen nach dem anderen gewonnen. Und mit jedem Sieg wurden die Gerüchte lauter, diese Resultate seien verdächtig und Tsolakis sei sicher gedopt. Nur die Griechen waren so stolz auf ihn, dass sie es einfach nicht wahrhaben wollten.«
    »Und weiter?«
    »Schau dir an, was aus ihm geworden ist. So sehen die Folgeerscheinungen suspekter Rennergebnisse aus.«
    »Was ist passiert?«
    »Bei den Olympischen Spielen von Sydney im Jahr 2000 hat man ihn erwischt, und er wurde gesperrt. Damals erklärte er seinen Rücktritt vom aktiven Sport.«
    »Und womit hat er so viel Geld verdient? Durch das Laufen?«
    »Ja, vor allem durch Werbeverträge mit Sportartikelfirmen. Da geht es um enorme Summen. Es gibt aber noch etwas anderes, doch offiziell wurde darüber nie geredet.«
    »Und zwar?«
    »Tsolakis und sein Trainer haben die Aussage verweigert. Sie haben den Namen des Labors, das ihnen die Anabolika beschafft hatte, nicht preisgegeben. Böse Zungen behaupten, das Labor hätte ihr Schweigen teuer erkauft. Er muss tonnenweise Anabolika eingenommen haben, denn seine Leber ist völlig zerfressen. Und dass sein Herz überhaupt noch schlägt, grenzt an ein Wunder. Die Ärzte geben ihm höchstens noch ein bis zwei Jahre.«
    Am Ende von Tsolakis’ »Krankengeschichte« bin ich an der Dilijanni-Straße angelangt, von der ich über die Gounari- bis zur Evryalis-Straße fahre. Das Haus hat zwei Etagen, einen großen Garten und Veranda. Von dort blickt uns Charis Tsolakis aus seinem Rollstuhl erwartungsvoll entgegen, als wir die Marmorstufen hochsteigen.
    »Herzlich willkommen«, sagt er. Nachdem er uns per Handschlag begrüßt hat, deutet er auf zwei der vier Rattansessel, die in der Nähe seines Rollstuhls stehen.
    »Ein Glas Whisky ist doch erlaubt, oder?«, meint er zu Fanis und zeigt zum Tisch.
    »Ja, aber nur eins und nicht mehr«, antwortet Fanis mit fast liebevoller Strenge.
    Dann sagt Tsolakis, an mich gewandt: »Als Läufer habe ich keinen Tropfen Alkohol angerührt. Jetzt brauche ich ab und zu ein Gläschen, aber nur abends. Tagsüber kommen meine Schwester oder leitende Angestellte vorbei, um Firmenangelegenheiten zu besprechen. Aber abends bin ich meistens alleine, und da wird mir die Zeit ganz schön lang.«
    Er fragt uns, was wir trinken wollen. Fanis möchte einen Kaffee, ich begnüge mich mit einem Glas Wasser. Tsolakis betätigt einen Knopf an seinem Rollstuhl. Überrascht stelle ich fest, dass an beiden Armlehnen eine Unzahl von Armaturen wie in einem Cockpit angebracht sind.
    Derselbe muskulöse Schwarze tritt ein, der auf dem Hochzeitsbankett die ganze Zeit hinter Tsolakis’ Rollstuhl stand. Sein Blick ist nur auf seinen Dienstherrn gerichtet, uns schenkt er keine Beachtung. Er nimmt die Bestellung auf Englisch entgegen und zieht sich daraufhin zurück. Tsolakis wendet sich an mich: »Fanis hat mir erzählt, dass Sie die Ermittlungen im Mordfall Nikitas Sissimopoulos leiten, Herr Kommissar. Ich weiß ein paar Dinge über ihn, die Ihnen vielleicht

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