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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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entfernen.«
    »Nehmt einen Fotografen der Spurensicherung mit, damit er ein paar Beispiele aufnimmt. Und kommt ja nicht wieder, bevor ihr herausgefunden habt, wer da so fleißig war.«
    Sie gehen ab, und ich mache mich mit Koula auf den Weg zum Autohaus. Da ich keinen Dienstwagen der Polizei einsetzen möchte, um Miniatis vor seinen Kunden nicht in Misskredit zu bringen, wähle ich mein Privatauto.
    Über den Vassilissis-Sofias-Boulevard erreichen wir den Syntagma-Platz. Der Verkehr auf dem Syngrou-Boulevard ist bis zur Pantion-Universität rege, danach entspannt sich die Lage. Miniatis’ Geschäft liegt vor der Abzweigung nach Nea Smyrni. Auf dem Firmenschild aus Plexiglas steht: Miniatis - Kfz-Handel. Im Schaufenster sind drei neue Modelle ausgestellt, doch die Marken interessieren mich nicht weiter.
    Einer der beiden Verkäufer, die wir nach Herrn Miniatis fragen, deutet hoch zu einer verglasten Galerie, die den gesamten Laden überblickt. An dem einen Schreibtisch ist ein Fünfzigjähriger zu erkennen, am anderen eine junge Frau, seine Sekretärin. Als wir uns vorstellen, empfängt uns Miniatis sofort, obwohl in seinem Blick Misstrauen aufblitzt.
    »Wäre ich ein Steuerbetrüger, könnte ich den Besuch eines Steuerfahnders verstehen«, sagt er zu uns. »Hätte ich Sozialversicherungsbeiträge nicht bezahlt, wäre ein Besuch Ihrer Kollegen vom Finanzamt für Fahndung und Strafsachen nachvollziehbar. Hätte ich einen Unfall gebaut, käme die Verkehrspolizei. Was aber will die Mordkommission von mir?«
    »Wir wollen nur die Begründung hören, warum Sie von der Bank fristlos entlassen wurden, Herr Miniatis«, erläutere ich ihm.
    Einen Moment blickt er mich wortlos an. »Sie wollen sagen, warum man mir Bestechlichkeit vorgeworfen hat«, erklärt er nahezu ungerührt, als rede er über eine dritte Person.
    »Wenn es Ihnen so lieber ist.«
    »Und dabei wurde ich zu hundert Prozent freigesprochen.«
    »Warum wurden Sie dann von der Bank entlassen?«
    Miniatis lacht auf. »Weil die Entlassung mit sofortiger Wirkung eintritt, während das Gerichtsurteil mindestens fünf Jahre auf sich warten lässt. Als ich recht bekam, wollte mich die Bank wieder einstellen, doch ich hatte in der Zwischenzeit schon das Autohaus eröffnet.« Er merkt, dass wir seinen Worten nicht ganz trauen, und ruft zu seiner Sekretärin hinüber: »Marianna, bringen Sie mir doch den Ordner mit den Bankauszügen!«
    Die Sekretärin holt den Ordner aus dem Regal, Miniatis nimmt ihn entgegen und blättert darin. »Schauen Sie, Herr Kommissar«, sagt er. Ich folge seiner Aufforderung und beuge mich über den Ordner. »Alle meine Geldgeschäfte laufen über die Ionian Credit Bank, von der ich entlassen wurde. Würde mir irgendeine Bank auf der Welt einen Geschäftskredit geben, wenn sie mich wegen Bestechlichkeit fristlos entlassen hätte?«
    Nun, beim Treffen mit den Zeitungsleuten haben wir erfahren, dass Richard Severin Fuld, der Vorsitzende der Investmentbank Lehman Brothers, selbst einem Orang-Utan Kredit gegeben hätte. Das allerdings ist noch kein schlagendes Gegenargument zu Miniatis’ Darstellung.
    »Ich bin einer Verleumdung zum Opfer gefallen«, fährt Miniatis fort. »Ein problematischer Kunde hatte einen neuen Kredit beantragt, obwohl er seinen alten nicht mehr bedienen konnte. Er hatte die geniale Idee, mit dem neuen Darlehen das alte abzubezahlen, und dabei wäre für ihn sogar noch was übriggeblieben. Wir hätten also sozusagen unseren eigenen Kredit getilgt und dafür ein noch größeres Darlehen gewährt. Selbstverständlich habe ich abgelehnt. In der für ihn ausweglosen Situation hat er mich dann bezichtigt, bestechlich zu sein. Er hoffte nämlich, die Bank würde ihm das Darlehen geben und die Sache damit unter den Teppich kehren. Doch stattdessen wurde ich fristlos entlassen und er zum Teufel geschickt. Ich habe dann eine Verleumdungsklage gegen ihn angestrengt und den Prozess auch gewonnen. Er aber hat alles verloren und sitzt jetzt im Gefängnis.«
    »Entschuldigen Sie, aber warum fordern Sie den Bankenverband nicht auf, Ihren Namen aus dem Register der entlassenen Angestellten zu löschen?«, fragt ihn Koula.
    Miniatis verschlägt es kurz die Sprache. »Was? Nach drei Jahren stehe ich immer noch auf der Liste?«
    »Ja, so sind wir auf Sie gekommen.«
    Miniatis gerät kurz aus dem Konzept, doch dann beschließt er, die Sache philosophisch zu nehmen. »Wenn ich in der Presse von Privatisierung lese, Herr Kommissar, weiß ich

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