Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Firma angestellt, die hier in diesem Haus ihren Sitz hat.« Er zeigt dabei auf ein Wohnhaus. »Und wie heißt die Firma?«
Er führt mich zum Eingangsbereich des Hauses und deutet auf ein Schild: »Cashflow - Inkassounternehmen«. Über den Begriff »Inkasso« komme ich kurz ins Grübeln. Ist denn nicht jede Firma in gewisser Weise ein Inkassounternehmen, da Forderungen gestellt und eingetrieben werden müssen? Wozu braucht man dafür ein spezielles Unternehmen?
Als meine Assistenten die Segeltuchplane ein wenig anheben, werfe ich einen Blick auf das Opfer. Fanariotis sitzt auf dem Fahrersitz, doch die Hände ruhen nicht am Lenkrad. Sein Körper ist nach hinten gesunken. Sein Kopf liegt auf dem Rücksitz und starrt auf den vor ihm sitzenden Körper, von dem er offenbar gerade gewaltsam getrennt wurde. Das »D«, das Markenzeichen des Mörders, wurde diesmal nicht an die Kleidung des Opfers geheftet, sondern - vermutlich aus Zeitmangel - auf dem Beifahrersitz deponiert.
Die Plane rückt wieder an ihren Platz, da ich alles gesehen habe und mir diesen Anblick nicht noch länger antun möchte.
»Weiß Stavropoulos schon Bescheid?«
»Ja. Begeistert war er nicht gerade, aber er kommt. Die Spurensicherung ist auch schon unterwegs.«
»Wer hat ihn gefunden?«
»Eine Passantin, die mit ihrem Wagen vorbeigefahren ist. Wollen Sie mit ihr sprechen?«
Die Polizeiwache des Stadtteils Chalandri hat die umliegenden Straßen für den Verkehr gesperrt. Vor dem roten Band steht ein Smart mitten auf der Straße. Eine junge Frau Mitte dreißig sitzt mit einer Flasche Wasser in der Hand an der Bordsteinkante.
»Können Sie erzählen, wie Sie ihn gefunden haben?«, frage ich. »Ganz ruhig, und nehmen Sie sich Zeit.«
Sie blickt mich verwirrt an. »Kann ich nicht morgen dazu aussagen? Ich bin fix und fertig.«
»Dafür habe ich Verständnis, und wir werden Sie auch nicht lange aufhalten. Nur das Wesentliche möchte ich jetzt gleich von Ihnen wissen, den Rest können wir später ergänzen.«
Sie holt tief Luft. »Also, ich war gerade hier unterwegs. Der vw-Golf stand an der Ecke zur Rongakou-Straße. Als ich praktisch schon daran vorbeigefahren war, hatte ich das Gefühl, dass da irgendwas nicht stimmte. Da habe ich angehalten und bin hingelaufen, weil ich dachte, dem Fahrer ist vielleicht schlecht geworden, und er braucht Hilfe. Als ich beim Wagen ankam, merkte ich, dass… der Kopf ab war.«
»Wissen Sie noch, was Sie dann getan haben?«
»Ich hab losgeschrien, aber niemand hat reagiert. Irgendwann muss ich dann per Handy die Rettung gerufen haben.«
Kein Wunder, dass keine Reaktion kam. Alle saßen vor ihren Fernsehgeräten. Selbst wenn einer sie gehört hätte, hätte er angenommen, dass es der begeisterte Aufschrei eines weiblichen Fußballfans im Zuge des wm-Finales war, wie Katerina mir das vor einer knappen Stunde vorgeführt hatte.
»In Ordnung, das wär’s. Sie werden dann offiziell zur Befragung vorgeladen, dafür brauche ich nur noch Ihre Personalien.«
»Mein Name ist Chrysa Leventi, und meine Adresse lautet Frangoklissias 52.«
Ich notiere mir ihre Angaben. »Setzen Sie sich nicht ans Steuer, Sie stehen noch unter Schock. Es ist besser, ein Streifenwagen bringt Sie nach Hause.«
In der Zwischenzeit ist der Transporter der Spurensicherung eingetroffen. »Eine rasche erste Einschätzung wäre hilfreich«, sage ich zu Dimitriou. »Der Rest kann warten, bis der vw-Golf von der Kriminaltechnik unter die Lupe genommen wird.«
Er nickt und macht sich an die Arbeit, während ich die Besatzung eines der Streifenwagen anweise, die Straße von den Schaulustigen zu räumen. Dann biegt der Krankenwagen in die Samou-Straße ein, dahinter folgt Stavropoulos’ Privatwagen.
»Schon wieder treiben Sie mich mitten in der Nacht aus dem Haus«, sagt er anstelle einer Begrüßung. »Und das Endspiel haben Sie mir auch vergällt.«
»Das war ja wohl nicht ich, sondern der Mörder.«
»Wieder dieselbe Masche?«
»Sieht ganz so aus.«
»Schnappen Sie ihn endlich, Charitos! Der Anblick ist - sogar für jemanden wie mich - ziemlich unerträglich. Wenn das so weitergeht, lege ich mir gleich das Handy neben das Kopfkissen.«
Im Licht der Scheinwerfer sehe ich, wie innerhalb weniger Minuten ein Wagen nach dem anderen sich der Absperrung auf der Samou-Straße nähert. Mir ist sofort klar, wer uns die Ehre gibt. Und tatsächlich: Meine Freunde, die Reporter, springen heraus und nehmen jedes bewegliche Ziel ins Visier. Die einen
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