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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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erreichen. Die ersten sporadischen Huptöne erklingen, und als wir auf der Höhe von Ajia Paraskevi anlangen, schwillt das Gehupe zu einem ohrenbetäubenden Lärm an, da die Ampeln ausgefallen sind und die Wagen aufeinanderhocken wie die Passagiere auf den Fähren zu Mariä Himmelfahrt. Ich brauche fast eine Dreiviertelstunde, bis ich endlich wieder Fahrt aufnehmen kann. Kann sein, daß an jeder Ecke Griechenlands Kirchen und Kapellen stehen, aber Athen wird immer noch von den zwölf Göttern des Olymp regiert, die einen bestrafen, auch wenn man nichts verbrochen hat, und die einen belohnen, auch wenn man nichts geleistet hat. Ich komme in den Genuß einer solch grundlosen Belohnung, da nach Cholargos der Verkehr so sehr zurückgeht, daß man sich auf der Attika-Ringstraße wähnt. In fünf Minuten bin ich an der Kurve des Vassilissis-Sofias-Boulevard angelangt.
      Die Sonne steht im Zenit, und ich weiß nicht, ob die Hitze vom glühendheißen Wagendach stammt oder vom Motor, der ebenfalls heißgelaufen ist. Das hätte noch gefehlt, zum Amüsement der anderen mitten auf der Panepistimiou-Straße liegenzubleiben, sage ich mir. Doch das Verhältnis zu meinem Mirafiori ist wie das einer Schwiegermutter zu ihrem Schwiegersohn. Er murrt, kommt in Wallung, droht mir, aber am Schluß setze ich stets meinen Kopf durch. So auch jetzt: Es gelingt mir, in die Ajiou-Konstantinou-Straße einzubiegen und links über die Menandrou- auf die Pireos-Straße zu fahren. Von hier an bessert sich die Lage spürbar, und ich erreiche Nikea ohne größere Zwischenfälle.
      Das Altenheim »Haus zum Frieden« ist ein dreistöckiges Gebäude aus den billigsten Baumaterialien, gerade mal eine bessere Baracke. Es muß als Wohnhaus geplant gewesen sein, doch dann reichte das Geld nicht aus, oder der Bauherr meldete Konkurs an, und die Bauarbeiten wurden in der dritten Etage eingestellt. Ich trete durch den Eingang, steige fünf Stufen hoch und befinde mich im Treppenhaus einer Wohnanlage mit einer Resopal-Theke, die an die gute alte Concierge erinnert. Ein Schild trägt die Aufschrift »Empfang«, doch es gibt keinen, der mich empfängt. Ich spreche eine vorübereilende Vierzigjährige in Arbeitskleidung an, doch sie unterbricht mich sofort, nachdem ich meine Frage mit »Bitte...« eingeleitet habe. »Warten Sie, die junge Frau kommt gleich.« Nach weiteren fünf Minuten höre ich Stimmen aus der ersten Etage und beschließe, ihnen nachzugehen.
      Auf dem Treppenabsatz treffe ich auf zwei Altenpflegerinnen - eine dicke Fünfzigjährige und eine andere, die nur halb so alt und halb so dick ist -, die beide gerade einen Rollwagen zur Medikamentenausgabe vorbereiten und sich dabei über die Verlobung der jüngeren unterhalten.
      »Entschuldigung, wo kann ich Herrn Stathis Kostaras finden?«
      Beide starren mich sprachlos an. »So viele Jahre bin ich nun schon hier, und zum ersten Mal erlebe ich es, daß der Kotzbrocken Besuch bekommt«, bemerkt die Fünfzigjährige-
      Nun bin ich an der Reihe, verwundert dreinzuschauen, denn es überrascht mich doch, daß zwei Altenpflegerinnen einen Heiminsassen »Kotzbrocken« nennen. Die jüngere bemerkt offenbar mein Erstaunen und fühlt sich genötigt, mir die Sache zu erläutern.
      »Wundern Sie sich nicht, daß wir ihn so nennen. Er ist unerträglich, ich schwör's. Vorgestern hat er die unglückliche Frau Loukia mit seinem Stock verprügelt. Die Ärmste kann immer noch nicht aufstehen. Er lieferte uns eine regelrechte Schlacht, bis wir ihn endlich in seinem Zimmer einschließen konnten. Einer Kollegin, die ihm eine Beruhigungsspritze verabreichen wollte, hat er so heftig in den Arm gebissen, daß sie blutete.«
      Es hat keinen Sinn, ihnen zu erklären, daß ich ihn viel jünger und noch viel schlimmer kennengelernt habe. Daher beschränke ich mich darauf, meine Koordinaten bekanntzugeben. »Mein Name ist Charitos. Ich bin Kriminalkommissar und kein Familienbesuch.«
      »Sagen Sie bloß, Sie sperren ihn ein, und wir sind ihn los«, meint die Jüngere hoffnungsfroh.
      »Leider nein.«
      »Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo er sich gerade aufhält«, sagt die Dicke zu mir.
      Sie führt mich durch den Flur, bis wir zu einer Glaswand gelangen. Dahinter erstreckt sich ein Saal mit Tischchen und Sofas im Stil einer Cafeteria. Auf einem der Sofas sitzt ein alter Mann in gebückter Haltung. Die eine Hand umklammert einen Gehstock, während sich die andere aufs Sofa stützt. Sein weißer

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