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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Zeiten?«
      »Normalerweise zwischen sechs und sieben«, entgegnet Jessey. »Manchmal blieb er auch länger. Früher ging er selten, fast nur wenn er auswärts Termine hatte.«
      Folglich hat der Mörder seine Privatadresse herausgefunden, seinen Wagen ausspioniert und dort auf ihn gewartet, um zu sehen, wann er gewöhnlich nach Hause kam. Von da an war alles ganz einfach. Und hätte er ihn nicht beim ersten Mal angetroffen, dann hätte er ihm eben ein zweites oder drittes Mal aufgelauert. Wir müssen die ganze Gegend durchkämmen. Bei seiner Statur könnte er jemandem aufgefallen sein. Doch ich bezweifle, daß jemand sein Gesicht gesehen hat. Mit Sicherheit hat er den Helm nie abgelegt. Vermutlich ist er mit dem Motorrad so lange um den Block gekurvt, bis er Alibrandis' Wagen erblickte.
      Meine Fragen sind beantwortet, und eher aus professioneller Gewissenhaftigkeit überlege ich, dem Security-Mann noch ein paar zu stellen, als mein Handy läutet und ich zum zweiten Mal Gikas' abgehackte Stimme höre.
      »Wo sind Sie?«
      »Bei Mediastar.«
      »Kommen Sie direkt in die Katechaki-Straße. Er will uns sprechen.«
      Ich lege auf und bereite meinen Abgang vor, als die Blonde mir zuvorkommt. »Sagen Sie uns bitte die Wahrheit, weil die Sache uns unter den Nägeln brennt. Glauben Sie, daß Sie ihn schnappen werden?«
      »Früher oder später werden wir ihn kriegen. Doch er arbeitet allein, er schlägt zu und verschwindet. Die Lösung solcher Fälle braucht ihre Zeit. Die Polizei muß Schritt für Schritt die einzelnen Mosaiksteinchen zu einem Bild zusammenfügen.«
      »Dann gehen Sie doch zu einer Kartenlegerin«, giftet mich die Dunkelhaarige mit den fleischigen Lippen an. »Denn ich kann mir nicht vorstellen, wie ihr allein mit ihm fertig werden wollt. Und dabei steht unser Leben auf dem Spiel-«
      Ihr Gemäkel geht mir gehörig auf die Nerven, und ich würde sie gerne in die Schranken weisen, doch ich habe es eilig, in die Katechaki-Straße zu kommen.
     
     

* 42
     
    Von Melissia in die Katechaki-Straße brauche ich etwa eine Dreiviertelstunde.
      »Kommen Sie herein, Herr Kommissar. Sie werden schon erwartet«, sagt die Sekretärin des Ministers mit leicht säuerlicher Miene, da ich nicht gleich nach dem Aufruf zum Treffen Habacht stand.
      Es sind genau dieselben Personen wie bei der letzten Besprechung. Nur die Sitzordnung hat sich ein wenig geändert, doch der Minister übernimmt wie stets den Vorsitz am rechteckigen Konferenztisch. Gikas hat dafür gesorgt, rechts zwischen Galakteros und Delopoulos zu sitzen. Vis-ä-vis vom Minister hat der Vorsitzende des Industriellenbundes Platz genommen. Alle wenden sich um und blicken mich genervt an, da ich zu spät komme. Keiner zeigt sich gewillt, mir an seiner Seite Platz zu machen. So nehme ich einen Stuhl und drängle mich zwischen Gikas und Galakteros, was letzteren irritiert, mir jedoch schnurz ist.
      Das bei meinem Eintritt unterbrochene Gespräch hebt in Form eines Angriffs des Industriellenvertreters auf den Minister wieder an.
      »Zur Bekämpfung der Geiselnahme haben Sie wesentlich mehr Mittel eingesetzt, Herr Minister«, bemerkt er mit schneidender Schärfe. »Die Antiterrorabteilung, einen großen Teil der Polizei bis hin zur Marine. In unserem Fall Überlassen Sie alles dem Herrn Kommissar und der Mordkommission. Ich will um Himmels willen die Fähigkeiten dieses Mannes nicht anzweifeln, aber eine Schwalbe bringt noch keinen Frühling.«
      »Der Herr Kommissar ist keineswegs auf sich allein gestellt«, protestiert der Minister. »Momentan stehen alle für die Verbrecherjagd benötigten Kräfte bereit. Das habe ich gestern abend öffentlich erklärt, doch auch Herr Kriminaldirektor Gikas kann es Ihnen bestätigen.«
      Der Vorsitzende des Industriellenverbandes betrachtet Gikas' Bekräftigung als überflüssig und setzt seinen Angriff gegen den Minister fort. »Der politische Schaden durch einen Terroranschlag ist ein Witz im Vergleich zu dem Schaden, der Ihnen durch den Zusammenbruch des ganzen Systems der Werbung und zugleich auch des Privatfernsehens entsteht, Herr Minister. Entschuldigen Sie, aber ich habe den Eindruck, die Regierung hat den Ernst der Lage nicht erfaßt. Terroranschläge sind vielleicht politisch besser auszuschlachten, doch ich warne Sie: Beim nächsten Terrorakt wird es kein Fernsehen mehr geben, um darüber zu berichten.«
      Der Minister steckt arg in der Klemme, und um den auf ihm

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