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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Terroristen den Mann zur Reling schleiften. Da haben wir's also: Er war weder betäubt noch von Folter gezeichnet, wie ich angenommen hatte, sondern er war bereits tot.
      Weitere Minuten vergehen, und die Taschenspielertricks des Senders bei der Präsentation der Nachrichten erreichen ihren Höhepunkt, und die Anspannung im Wohnzimmer ist mit Händen zu greifen. Schließlich erscheint der Gerichtsmediziner auf dem Bildschirm. Es ist nicht Stavropoulos, sondern ein gewisser Doulgerakis von der gerichtsmedizinischen Abteilung der Polizei Kretas.
      »Das Opfer, der Spanier Jose Ignacio Ferrer, war Diabetiker und ist eines natürlichen Todes gestorben«, erklärt Doulgerakis. »Das Opfer hat eine Niereninfektion erlitten, die durch den Wassermangel an Bord verstärkt wurde, der zu Dehydrierung und Ketoazidose führte. Das Opfer ist an einem diabetischen Koma verstorben. Die Terroristen haben nach Eintritt des Todes die Erschießung der Geisel inszeniert.«
      Das folgende kann ich nicht verstehen, da Katerinas Aufschrei alles übertönt. »Er war Diabetiker, und sie haben ihn krepieren lassen!« schreit sie, während sie Fanis schüttelt. »Solange wir an Bord waren, haben wir uns darum gekümmert, daß er immer zu trinken hatte und Insulin bekam. Nachdem du weg warst und sie mich in die Kabine gesperrt hatten, haben sie Jose einfach seinem Schicksal überlassen!«
      Erneut reagiert sie hysterisch, schreit und ist kaum zu bändigen. Alle starren sie sprachlos an, während Fanis verzweifelt versucht, sie zu beruhigen.
      »Ja, das ist wirklich schrecklich, aber du kennst die Umstände nicht, die zur Niereninfektion geführt haben. Kann gut sein, daß sie auch so aufgetreten wäre.«
      »Der Mann brauchte zweimal am Tag seine Insulinspritze, Wasser und eine besondere Diät. Sie haben ihn sterben lassen und nicht einmal seine Totenruhe respektiert. Sie haben auf seine Leiche geschossen und sie ins Meer geworfen.«
      Schlußendlich gelingt es Fanis doch noch, sie zu einem Spaziergang zu bewegen. Sobald sie fort sind, wendet sich Adriani an mich.
      »Was kann man tun? Wie soll das weitergehen?« In Ermangelung eines Psychiaters richtet sie die Frage an mich.
      »Was für eine Heimsuchung! Verflucht noch mal!« ergänzt Sevasti, die zwischen Kreuzzeichen und Verwünschungen hin- und herschwankt.
      Nun, da ihr Sohn und ihre künftige Schwiegertochter gerettet sind, hat sie schon vergessen, wieviel schlimmeres Unheil uns erspart geblieben ist.
      »Nur Geduld! Sie braucht Zeit, um sich davon zu erholen«, entgegne ich unbestimmt, doch auch ich bin am Ende meiner Weisheit.
      Ich lasse die anderen im Wohnzimmer zurück und gehe ins Schlafzimmer, um in aller Ruhe Gikas anzurufen. Es dauert eine Weile, bis er rangeht, und seine Stimme klingt genervt.
      »Danken Sie dem Himmel, daß Sie in Athen sind und nicht im Golf von Chania schwimmen«, meint er. »Die Lage hier ist unerträglich.«
      »Ist noch keine Entscheidung gefallen?«
      »Nichts dergleichen, eine Besprechung jagt die andere.« Dann folgt eine Pause, worauf er hervorpreßt: »Man sucht nach jemandem, der die politische Verantwortung übernimmt.«
      Dann beginne ich ihn über den Fortgang der Ermittlungen in den beiden Mordfällen zu informieren. Dabei berichte ich über das Telefonat mit dem Unbekannten und seine Behauptung, er habe die beiden Werbefirmen gewarnt, was mir die Verantwortlichen verschwiegen hatten. Er hört zu, ohne mich zu unterbrechen. Dann meint er in sehr ernstem Ton, aus dem eine Anwandlung von Resignation herauszuhören ist.
      »Holen Sie mal gleich lieber einen Priester zur Krankensalbung. Mußte dieser >Mörder des Großaktionär< ausgerechnet jetzt auftauchen?«
      »Ich habe die Geschäftsführer der beiden Werbefirmen vorgeladen, sie kommen morgen früh.«
      »Tun Sie mir einen Gefallen und brechen Sie nichts übers Knie. Fangen Sie nicht, wie Sie es sonst gewohnt sind, mit Ihren Ausfälligkeiten an. Okay, sie haben Hinweise zurückgehalten, aber wir wollen uns nicht mit der Werbebranche anlegen, bevor wir nicht die Terroristen im Griff haben.«
      Ich verspreche ihm, vorsichtig zu sein, obwohl ich nicht garantieren kann, wie sich die Vernehmung entwickeln wird, sollten sich die beiden Manager allzu arrogant geben.
     
     

* 28
     
    Mitten im Schlaf höre ich Katerinas Stimme: »Papa, Papa!« Aus der Ferne des Traums dringt sie an mein Ohr. Wir sind in einem Wald in der Nähe meines

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