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Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Titel: Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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über alle Berge zu sein.«
      »Aber wie konnte sie davon ausgehen, dass er sie überhaupt essen würde?«
      Ich lache auf. »Kommen Sie, Herr Vassiliadis. Männer wie Jannis Adamoglou, die geizig sind und nicht kochen können, essen lieber den letzten Krümel bei sich zu Hause auf, bevor sie Geld ausgeben, um sich auswärts etwas zu kaufen.«
      »Da haben Sie recht. Jetzt zur zweiten Frage, die sich mir stellt: Warum hat sie nur eine einfache Fahrkarte gelöst?«
      »Weil sie nicht vorhatte, zurückzukehren.«
      Seit ich von der nur einfach gelösten Fahrkarte gelesen habe, befürchte ich insgeheim, dass wir nun die Initiative den türkischen Polizeibehörden überlassen müssen und mir nur eine Komparsenrolle zukommt. Doch das muss ich Vassiliadis nicht auf die Nase binden.
      »Die Sache mit der Lauchpitta hat Symbolcharakter«, murmelt Vassiliadis vor sich hin.
      »Symbolcharakter?«
      »Maria hat immer wieder davon erzählt, dass ihre Mutter vor ihrer Flucht aus dem Schwarzmeergebiet zwei Blätterteigkuchen als Wegzehrung für die Familie gebacken hat -eine Lauch- und eine Käsepitta.«
     
     

* 7
     
    »Gibt es eine Möglichkeit, mein Flugticket umzutauschen, damit ich früher nach Athen zurückreisen kann?«, fragt mich Adriani beim Frühstück.
      »Aber wieso denn?«
      Sie sieht mich durchdringend an - wie eine Mutter, die ihren etwas zurückgebliebenen Sohnemann zur Ordnung ruft. »Weil, lieber Kostas, bei uns eine Hochzeit ansteht. Wir müssen ein Brautkleid kaufen, ein weiteres Kleid für die Hochzeitsfeier und Schuhe dazu, und noch dies und das. Wie soll Katerina damit alleine zurechtkommen? Von solchen Dingen hat sie keine Ahnung.«
      Ich versuche, ruhig Blut zu bewahren, da ich gerade meinen geliebten Sesamkringel mit Käse esse und mir nicht den Appetit verderben lassen möchte. »Wie soll das mit der vorgezogenen Rückreise gehen?«, frage ich ruhig. »Mal abgesehen davon, dass die Umbuchung ganz schön teuer wird. Wenn du früher zurückkommst, merkt Katerina doch gleich, dass ich alles ausgeplaudert habe.«
      »Keine Sorge, dafür habe ich mir was ausgedacht. Ich werde ihr sagen, ich wäre früher abgereist, weil ich mir den Magen verdorben hätte. Und da du außerdem mit Ermittlungen betraut worden seist, hätte ich keine Lust mehr gehabt, allein in Istanbul herumzusitzen, und schon gar nicht mit verdorbenem Magen.«
      Nach all den Jahren unseres Zusammenlebens kann ich noch immer nicht richtig einschätzen, ob sie mir gegenüber stets aufrichtig ist oder ob sie die feinen Lügengewebe, die sie mit solcher Meisterschaft spinnt, auch mir gegenüber einsetzt. Ich nehme an, diese Frage wird wohl für immer unbeantwortet bleiben, da bei Adriani Sein und Schein unmöglich auseinanderzuhalten sind.
      Insgeheim verfluche ich mich, dass ich ihr die gute Neuigkeit offenbart habe, statt sie im Unklaren zu lassen. Das habe ich jetzt davon. Andererseits hätte es mir auch keine Ruhe gelassen, wenn sie nicht eingeweiht gewesen wäre. Also bemühe ich mich, ruhig und besonnen zu argumentieren.
      »Ich habe von Umbuchungen zwar keine Ahnung, aber ich kann mir vorstellen, dass die Umänderung von einem Gruppenticket in einen normalen Flugschein ziemlich viel kostet, vermutlich so viel wie ein neues Ticket.«
      »Man kann ja mal fragen.«
      »Klar, aber ich sage dir noch einmal, dass ich es nicht richtig finde, wenn du zurückfährst«, fahre ich weiterhin geduldig fort. »Katerina wird diese Lüge nicht so leicht schlucken. Sie wird merken, dass ich mit dir gesprochen habe, und die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig, dass sie entweder sauer oder fuchsteufelswild sein wird. Und da wir weder das eine noch das andere wollen, wo wir jetzt doch allen Grund haben, zufrieden zu sein, sage ich also: Bleib hier, damit wir wenigstens den Rest unseres Aufenthalts noch genießen können.«
      Sie wirft mir ein spöttisches Lächeln zu. »Wie, bitte, soll ich den Aufenthalt genießen, wenn du dir wieder mal Arbeit aufgehalst hast und mich mit diesen Leuten, mit denen ich bis auf die Mouratoglou nichts anfangen kann, allein durch die Stadt ziehen lässt?«
      »Du übertreibst, es werden keine großartigen Aktionen von mir erwartet, ich soll nur ab und zu einen Blick auf die Ermittlungen werfen.«
      »Du bist ein unverbesserlicher Optimist«, meint sie ironisch. »Wir werden ja sehen, wer von uns beiden recht behält.«
      Entweder hat sie seherische Fähigkeiten

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