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Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman

Titel: Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Fraser
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mir heute Morgen geschenkt.«
    Marcs c'est ça? Machte mich nervös, es klang wie die französische Version der spanischen Inquisition. Das war doch wirklich lachhaft! Er hatte es also rausgekriegt, endlich - etwas, worauf ich nie auch nur einen Gedanken verschwendet hatte, damals nicht und überhaupt niemals - bis heute: Diese Armbanduhr hatte Carlo mir geschenkt. Das bedeutete jetzt gar nichts mehr - und selbst damals hatte es keine Bedeutung. Ich hatte ja Marc kennengelernt.
    Doch offenbar dachte er jetzt gerade ganz gründlich darüber nach. Und er schaute mich nicht an. »Also hast du ihn heute Morgen unterrichtet, gleich nachdem wir uns getrennt hatten, genauso wie damals, an dem Vormittag, nachdem wir uns kennengelernt hatten. Und da hat er dir die Armbanduhr geschenkt, c'est ça?«
    »Nein, Marc, so einfach ist das nicht.« Ich spürte, dass wir inzwischen tatsächlich in eine Art Kreuzverhör geraten waren. »Er hat mir die Uhr zwar geschenkt, aber ich wollte sie nicht haben.«
    Da drehte Marc den Kopf und sah mich an. Mir wurde klar, dass das nicht sehr überzeugend geklungen hatte.
    »Du hast dich also immer noch mit ihm getroffen, Annie, als wir schon miteinander gingen, c'est ça?«
    Und damit waren wir wieder am Anfang. Wenn wir im Gericht gewesen wären, hätte der Richter ihn daraufhingewiesen. »Was hast du denn erwartet? Sollte ich etwa sagen: ›Ach, tut mir leid, Carlo, ich habe gerade einen Mann kennengelernt, meinen zukünftigen Ehemann, genauer gesagt, deswegen kann ich dich nicht mehr unterrichtend C'est ça?«
    Marc schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. »Non, tu n'as toujours pas répondu à ma question! Ich rede nicht vom Unterrichten. Ich rede davon, dass du dich mit ihm getroffen hast, Annie!«
    Aber das wusste ich ja. Die Sache ist, dass ich an jenem ersten Montag damals, als ich das kleine goldene Päckchen zurückgewiesen hatte, tatsächlich zu Carlo gesagt hatte: »Ich habe jemand kennengelernt. Es ist vorbei, Carlo.« Aber hatte Marc sich dementsprechend verhalten? Hatte er Frédérique von mir erzählt, als er an jenem ersten Abend zu ihr zurückkehrte?
    »Ach, genau! Du meinst, so wie du und Frédérique?« Ich ignorierte Marcs Blick, die verkrampften Kiefermuskeln. »So, wie du dich weiter mit ihr getroffen hast? So wie du dich immer noch mit ihr triffst?«
    »Merde, Annie!« Marc hatte die Stimme erhoben. Mit einem plötzlichen Schlenker lenkte er den Wagen an den Straßenrand. Brutal zerrte er an der Handbremse. »Wovon redest du da? C'est complètement différent, ça!«
    Wir standen an einer Bushaltestelle. Ein älteres Paar starrte uns an, der Mann schüttelte den Kopf. Jetzt hatten wir also Publikum. Und hoch über uns schwebte wieder die große Bronzedame mit ihrem gereckten Ölbaumzweig. Nein, es würde mehr als das brauchen, um Frieden zwischen uns zu stiften.
    »Ach so, ich habe mich geirrt. Das ist etwas ganz anderes, was?« Ich griff nach der Handtasche zwischen meinen Füßen. »Weil du ja nur mit ihr zusammenlebst. Mehr nicht!«
    »Annie, ich habe dir doch gesagt, dass sie ausziehen will. Das habe ich dir schon erklärt. Zwischen uns ist -«
    Aber sofort hatte sie sich wieder in meinem Kopf breitgemacht, Marcs Dornröschen. Und hinter uns hielt jetzt ein Bus. Bedrohlich füllte er den Rückspiegel aus, während der Fahrer uns wütend anhupte. Inzwischen war der alte Mann an Marcs Auto getreten und brummte ärgerlich etwas durch mein geschlossenes Fenster. Die Frau schaute zu und rang nervös die Hände. Ich fasste nach dem Türgriff.
    »Ach, Annie, ne fais pas ça.« Marcs Hand lag jetzt auf meinem Handgelenk. Er gab nach. »Das ist doch albern. Komm, lass uns nach Hause fahren!«
    Mich jedoch hatte eine Welle der Panik erfasst. Nach Hause? »Wo ist zu Hause, Marc?«
    Ich brauchte frische Luft. Meine Augen brannten. Ich wollte nicht anfangen zu weinen, nicht hier, wo mich diese feindseligen Leute beobachteten. Ich öffnete die Tür und stieg aus. Wie ein kleiner Hund, der sich kläffend hinter ein Tor zurückzieht, trat der alte Mann den Rückzug an.
    Ich beugte mich noch einmal ins Auto hinein. »Zu dir vielleicht? Dann sag doch mal, Marc, wo sollte ich da denn schlafen? Vielleicht auf dem Sofa?«
    Aber er hatte den Fuß schon auf dem Gaspedal, und bevor ich die Wagentür richtig zuschlagen konnte, raste er mit quietschenden Reifen davon. Es roch nach verbranntem Gummi.
    Der Alte warf protestierend die Hände in die Höhe und bellte wieder los: »Oh, là,

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