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Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman

Titel: Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Fraser
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Hunde.«
    »Offensichtlich.«
 
    Mittlerweile ist der Platz menschenleer. Die boulangerie hat über Mittag zugemacht. Schweigend sitzen Marc und ich auf der Bank. Ich weiß noch, wie Charlie hier gespielt hat, als wir aus Australien angereist waren, um Marcs Mutter zu besuchen. Da war er fünf. Er zeichnete so gern mit einem Stöckchen Figuren auf den Boden, vor unseren Füßen, genau hier. Ich erinnere mich, wie ich seine kleinen, weichen Hände abwischte, weil sie klebrig und schmutzig waren, und er protestierend den Mund verzog: »Nein, Mummy!« Ich blicke auf die Erde. Aber die Figuren sind natürlich nicht mehr da. Und sie werden hier auch niemals entstehen.
    Als es ein Uhr schlägt, schaue ich zum Kirchturm hinauf. »Wir wollen uns etwas wünschen.«
    »Wünschen?«
    »Ja.« Ich nicke und stehe auf. »Komm mit!«
    Ich bin zum ersten mal in dieser Kirche. ich weiß, dass Marc oft hier war, sehr oft sogar. Seine Mutter hat mir Fotos von ihm als Neugeborenem gezeigt, wie er mit verzerrtem Gesichtchen schreit, als der Priester ihm kaltes Wasser auf die Stirn tröpfelt. Dann von dem schlaksigen Jungen mit spitzen Ellbogen, glatt zurückgestrichenem Haar und zur Erstkommunion sauber geschrubbtem Gesicht. Die Vorstellung, wie Marc in einem gestärkten weißen Gewand den Mittelgang entlangschreitet, die Hände zum Gebet gefaltet, entlockt mir ein bitteres Lächeln - der brave kleine Katholik. Der gute Sohn, der gute Mann, der in der vordersten Bank sitzt - mit der besten Freundin seiner Ehefrau, im Gedenken an seinen Vater.
    Wir stehen im Eingang. Der Kirchenraum ist größer, als ich erwartet hatte, viel beeindruckender. Ich schaue zu den gotischen Bogen hinauf und betrachte die Heiligenfiguren. Sie tragen ihre üblichen dunkelbraunen Kutten, die mit einem Strick um die Taille zusammengebunden sind, und einen Topfschnitt. Alle haben ein Baby in den Armen. Wohlwollend blicken sie von den Säulen auf uns herab.
    Drüben in der Ecke steht ein Beichtstuhl. Marc hat mir einmal erzählt, dass er sich als Kind mit seinen Klassenkameraden dort zur Beichte anstellen musste, selbst wenn er gar nichts zu beichten hatte. Die Jungen warteten, bis sie an der Reihe waren, und dachten sich etwas aus - Notlügen -, einfach, um die Sache hinter sich zu bringen und den Priester nicht zu enttäuschen. Jean-Claude sagte, er habe seinen kleinen Bruder gehauen, Philipp beichtete, er habe seinen Vater beschimpft, und Marc - was erfand Marc? War er hergekommen, um die Geschichte mit ihr zu gestehen? Ich betrachte die hölzernen Kästen und frage mich, wie ein Mann dort hineinpassen kann, oder sogar zwei Männer - der Beichtende und ein Priester. Das ist wie bei Charlies erster Scherzfrage: Wie viele Elefanten passen in einen Mini? Wie bei dem Scherz, den Marc sich mit mir erlaubt hat.
    Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt! Ich habe meine Frau betrogen. Mit ihrer besten Freundin. Als sie im siebten Monat schwanger war.
    Wie viele Sünden passen in ein einziges Vergehen?, überlege ich. Und was wurde ihm als Buße auferlegt? Fünf Gegrüßet- seist-du-Maria? Vielleicht hat er sie sogar mit Beattie zusammen gebetet.
    Wie romantisch!
    Eine Frau arrangiert Blumen auf dem Altar. Als wir durch das Kirchenschiff gehen, lächelt sie uns zu. Auf den Bodenplatten zu ihren Füßen liegen Blüten mit langen Stängeln, ausgebreitet wie ein Fächer, ein buntes Beet in Violett, Orange und Purpurrot. Sie hebt eine nach der anderen auf, schneidet die Stiele kürzer und steckt sie mit höchster Sorgfalt und Hingabe in die Vase, als baue sie eine Skulptur.
    Ich suche nach den Kerzen. Links steht ein kleiner Kerzenständer. Er ist nicht so groß wie der in La Madeleine, aber er müsste seinen Zweck erfüllen. Ich steuere darauf zu, und Marc folgt mir. In einer Schachtel mit der Aufschrift Cierges liegen lange weiße Kerzen. Hier gibt es nicht viel Auswahl, daher nehme ich eine heraus.
    »Hast du Kleingeld?« Ich möchte, dass Marc für diese Kerze bezahlt. Das ist das Mindeste, was er tun kann, denke ich. Er greift in seine Jeanstasche und fördert einen Franc zutage, einen einzigen Franc. »Ist das alles?«
    Er lächelt mich an und zuckt die Schultern. »Ist doch nur eine Kerze, Annie.«
    »Nur eine Kerze, Marc? Und du willst Katholik sein?«
    »Mais tu sais bien, Annie, ich halte nichts mehr von dem ganzen Kram.«
    »Einmal Katholik, immer Katholik«, hätte meine Mutter ihm entgegengehalten. Ich nehme den Franc und werfe ihn in das Kästchen mit dem

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