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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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entfernte Gestalten, bevor sie in den Asphaltweg einbog.
    Und vorher, auf dem Weg zum Rosenhof? Pilar fiel der silberfarbene Golf aus Düren ein, der längere Zeit hinter ihr gewesen und abgebogen war, als sie geradeaus gefahren war. Möglich, dass der Fahrer dort irgendwo Leute besuchen wollte, aber es kam ihr jetzt merkwürdig vor, dass er eine Straße genommen hatte, die direkt zum Waldrand führte. Von deren Ende aus brauchte man zu Fuß nur wenige Minuten bis zu einer breiten Wegkreuzung, und genau dort stieß man auf den unglückseligen Reitweg.
    Vor dem Fenster rauschte der Regen. Die Spuren im Lavaboden und die Rille im Schneefleck würden sich auflösen, ebenso jeder Fußabdruck im Dickicht. Egal – die Kriminalkommissare hätten ihre Theorie ohnehin für abstrus gehalten, ein Pferd konnte auch ohne Stolperfalle stürzen, das hatte Pilar schon gesehen.
    Aus dem Wohnzimmer drangen immer noch die gereizten Männerstimmen, Richards Bass und Freddys Tenor. Am Montag reist Richy für sein Ministerium nach Brüssel, dachte Pilar, wegen irgendwelcher EU -Probleme, Richtlinien bei Fleisch und Kontrollen ihrer Durchführung. Lukas würde mit dem Leistungskurs Geschichte zum Kaiserdom nach Speyer fahren und Damian mit seinem Bio-Professor und ein paar Kommilitonen die mecklenburgische Küste erforschen. Ab übermorgen also wäre sie für fünf Tage mit dem Kater allein im Haus. Super. Die beste Möglichkeit, sich zu erholen. Mit diesem tröstlichen Gedanken schlief Pilar ein.
    Sie erwachte, als sie spätabends von weit her die »Marcha Real« vernahm und kurz darauf Richards Stimme aus dem Wohnzimmer.
    »Mensch, weißt du, wie spät es ist? – Erwischst du den Bus auch mal? – Schlüssel vergessen, na klasse.« Richard stöhnte. »Wo ist Mamas Versteck? – Da soll ich jetzt raus? Das ist nicht dein Ernst!«
    Pilar hörte, wie Richard die Terrassentür öffnete und nach draußen ging. Das Rauschen des Regens, das sie beim Einschlafen begleitet hatte, war verstummt. Sie vernahm ein kurzes Quietschen. Das musste vom Türchen des Windlichthäuschens herrühren, Mamas Versteck . Komisch, dass Richy es nicht kannte. Früher hatten sie den Notfall-Hausschlüssel für die Kinder ins Vogelhäuschen gelegt, aber das war irgendwann durchgefault und inzwischen mit dem Sperrmüll entsorgt.
    Viel später, Pilar war längst wieder eingeschlafen, klingelte es an der Haustür. Richard fluchte und schwang die Beine aus dem Bett. Pilar hörte, wie er an der Haustür jemanden ausschimpfte. Daraufhin beklagte sich die Stimme von Lukas, im Windlichthäuschen sei kein Schlüssel.
    »Mit besoffenem Kopp findet man natürlich nix«, knurrte Richard.
    »Sieh nach, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Ich geh nicht im Schlafanzug in diese Nässe!«
    Lukas stampfte die Treppe hoch und warf oben die Badezimmertür zu. Richard schlurfte mit schlabbernden Latschen ins untere Bad. Pilar hörte den Klodeckel knallen. Nein, es war nicht schlecht, fünf Tage lang allein im Haus zu sein. Sie würde lesen, lesen, lesen und die himmlische Ruhe genießen.

DREIZEHN
    Sarah hatte mit ein paar Leuten, die sie von einem Musical-Workshop kannte, ein paar Stunden im »Carpe« zugebracht. Während die anderen noch darüber diskutierten, ob sie sich ein Taxi für die Südstadt und Godesberg teilen sollten, sagte Sarah »Tschö« und machte sich auf zum Busbahnhof, um den Nachtbus zu nehmen.
    Ihre Beine fühlten sich komisch an. Das musste nicht unbedingt von den paar Kölsch kommen, die sie getrunken hatte, es konnte genauso gut an der ungünstigen Kombi von Kälte und kurzem Rock liegen. Außerdem goss es wie aus Eimern, und von unten spritzte fast genauso viel Wasser hoch wie von oben herunterkam. Der Asphalt sah aus wie ein Strand bei Ebbe, überall Wasserlachen. Die eisige Suppe schwappte in die Schuhe bis zu den Socken, die schon eklig nass waren.
    Am Busbahnhof war jede Menge los. Logisch, es war noch keine drei Uhr. Die meisten drängten sich unter dem Dach des mittleren Bussteigs. Natürlich hingen da auch wieder Marvin und seine Clique herum, denen der Wald jetzt zu ungemütlich war. Ihre schwarzen Klamotten wirkten wie Uniformen, und man sah schon von Weitem, wer der Boss war. Marvins Stimme hörte man kaum, aber die anderen hingen an seinen Lippen, als ob er predigte. Der dicke Bobbi stand neben ihm wie ein Schutzhund. Marvins andere Seite hielt Vivi umklammert, als könnte sie ohne ihn nicht stehen.
    War Marvin der angebliche Freund, der sie am Weiher

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