KR071 - Ich sprengte die Mordfirma
Schwätzen und ich ließ ihn reden.
Dabei ging die Zeit bis zur Mittagsstunde um, in der ich Pareiros wieder aufsuchen wollte. Außerdem fand ich den Alten sympathisch.
Ich erfuhr, dass er mit sechzehn Jahren aus Ungarn in die Staaten eingewandert war, manchen Beruf ausgeübt hatte und schließlich zum Viehhandel gekommen war, weil er aus seiner Heimat etwas von Rindern verstand. Er rühmte sich in aller Bescheidenheit, dabei gutes Geld verdient zu haben und beklagte, dass er über dem Moneymachen das Heiraten versäumt habe.
»Aber ich habe einen Neffen«, sagte er. »Ein guter Junge, wenn unsere Meinungen auch in vielen Dingen auseinandergehen.«
Das Telefon klingelte. Die Dame mit der Hornbrille nahm den Hörer ab.
»Ein Gespräch aus Arizona, Mister Podserky«, sagte sie und gab den Hörer dem Alten.
»Hallo!«, rief er. »Hallo! Bist du es, Roger? Fein, dass du anrufst, mein Junge. Nein, bin ganz in Ordnung, nur ein wenig Asthma wie immer. Was machen die Geschäfte? So, nicht berühmt. Schlechte Ware, sagst du? Kaufe nicht zu viel – Gut, ich werde es Miss Klyer sagen. Ich freue mich, wenn du zurückkommst. Vielleicht gehen wir dann einmal miteinander aus. Good bye, Roger.«
Er gab den Hörer zurück. Er strahlte und sah richtig glücklich aus.
»Mein Neffe fragt, ob auch genügend Geld auf der Bank sei, um die Schecks einzulösen, die er für den Viehankauf ausstellen muss«, sagte er zu der bebrillten Miss. »Der dumme Junge, er weiß natürlich genau, dass das Geld vorhanden ist. Ich glaube er hat nur angerufen, um sich nach mir zu erkundigen.« Er zwinkerte gerührt mit seinen schwarzen Äuglein.
Ich erhob mich und verabschiedete mich. »Ich darf also noch einmal wiederkommen, Mister Podserky?«
»Ja, kommen Sie noch einmal«, sagte er und begleitete mich zur Tür. Er war wirklich ein netter Mann.
Es war inzwischen Mittag geworden. Ich flitzte zu dem vereinbarten Treffpunkt und informierte Phil. Er verzichtete auf sein Mittagessen und ging mit in die Bakerstreet, wo der Apfelsinengroßhändler wohnte.
Wir sahen sofort, dass er zu Hause war, denn vor der Tür stand eine Karre mit Apfelsinen und Mandarinen und auf der Deichsel saß der Fuchsäugige, den ich heute Morgen aus dem Schlaf geklopft hatte. Er schien die Aufgabe zu haben, Mister Pareiros Handelsware gegen den unbefugten Zugriff der Kinder zu schützen, die mit begehrlichen Augen herumstanden. Seine fahlen Haare hatte er mit einer Unmenge Pomade nach hinten gebürstet. Er trug einen Anzug aus braunem Gabardine und dazu eine gelbe Krawatte. Eigentlich sah er viel zu elegant aus, um die Karre eines Straßenhändlers zu bewachen. Jedenfalls übte er sicherlich einen Hauptberuf aus, der mehr einbrachte.
Mir zuckte der Gedanke durch den Kopf. Wenn der Bursche vielleicht der Nachfolger von Jolly Almanti war?
Als der Knabe uns kommen sah, grinste er und krähte vergnügt:
»Jetzt kommen sie sogar mit zwei Mann.«
Ich nahm mir eine Apfelsine vom Wagen und warf die 5 Cents, die als Preis auf einem Schild genannt waren, in das Geldkörbchen.
»Mister Pareiros jetzt zu Hause?«, fragte ich höchst überflüssig.
»Kocht sich gerade sein Haferschleimsüppchen. Anderes kann sein Magen nicht vertragen. Geht nur hinauf und stört ihn ein wenig.« Er schien seinen Wirt nicht besonders leiden zu können.
»Wie ist es mit Ihnen, Mister?«, fragte ich noch einmal. »Haben Sie wirklich kein Interesse an einem Fernseher?«
Aus irgendeinem Grunde schien er freundlicher gesinnt zu sein. Er wiegte den Kopf. »Interesse schon, aber…«
Ich zückte Notizbuch und Füllhalter.
»Nennen Sie mir bitte, Ihren Namen?«
»Warum?«, fuhr er auf. Ich grinste innerlich. Er hatte schlechte Nerven und Leute mit schlechten Nerven waren genau die richtigen für uns.
»Ich möchte Ihnen von meiner Firma die neuesten Prospekte zugehen lassen«, sagte ich und schrieb: »Mister…«
»Luis Gresmer«, sagte er widerstrebend.
Ich notierte seinen Namen und klappte mein Büchlein zu.
»Vielen Dank, Mister Gresmer. Sie hören von uns.« Ich zog höflich meinen Hut vor ihm und ging mit Phil ins Haus.
Ich hatte mir aus irgendwelchen Gründen Andrius Pareiros als einen dicken, nervösen Mann vorgestellt und war überrascht, als uns ein hagerer, schwarzer Finsterling die Tür öffnete. Ohne auf unser Begrüßungsgemurmel zu antworten, sah er uns schweigend an. Es war schwer vorstellbar, dass dieser finstere Mann ein Straßenhändler sein sollte.
Phil hielt seine
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