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KR071 - Ich sprengte die Mordfirma

KR071 - Ich sprengte die Mordfirma

Titel: KR071 - Ich sprengte die Mordfirma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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hängte ein. Ich verzichtete darauf, irgendwen noch zu besuchen, sondern spazierte langsam durch die Straßen und dachte nach. Mein einzig aussichtsreicher Kunde war also tot, und mir ging die auffällige Parallele zwischen diesem Mord und dem Verbrechen an Prester Johnson in New York, das uns auf die erste Spur geführt hatte, nicht aus dem Kopf. Hier wie dort war das Opfer ein alleinstehender, wohlhabender Geschäftsmann. In beiden Fällen gab es einen Neffen, der der Nutznießer der Tat wurde, weil er erbte, aber diese lieben Verwandten verfügten über die einwandfreiesten Alibis der Welt. Ich dachte an das Telefongespräch zwischen Podserky und seinem Neffen, dessen Zeuge ich geworden war. Hatte der Alte nicht selbst gesagt, dass der Anruf überflüssig sei? Noch überflüssiger die Frage an die Sekretärin wegen des Geldes, sicherlich nur gestellt, damit der Alte auch ganz bestimmt Miss Klyer von dem Gespräch informierte. Der alte Ungar hielt viel von seinem Neffen Roger, aber wie hatte MacFarlan damals in Mister Highs Büro in New York gesagt? Mord im Auftrag?
    Gut, nehmen wir an, Podserky war im Auftrag und für Rechnung seines Neffen erledigt worden. Wer kam dann als ausführendes Organ in Frage? Bei Prester Johnson hatte es Jolly Almanti besorgt. Klar, dass ich in diesem Fall auf Jollys Nachfolger, den schiefschultrigen Luis kam. Seine Nerven taugten nichts. Wenn wir ihn uns in der richtigen Form vornahmen, fing er vielleicht zu singen an. In Ordnung, genau so würden wir es machen.
    ***
    Ich suchte mir aus dem Telefonbuch die Adresse des nächsten Autoverleihs, ging hin, zahlte die Kaution und mietete mir eine geschlossene Mercury-Limousine. Phil war nicht schlecht erstaunt, als ich motorisiert an unserem Treffpunkt anrollte.
    »Hast du einen dicken Abschluss gemacht?«, fragte er.
    »Nein, aber unsere Freunde haben meiner Meinung nach einen Abschluss erfüllt. Heute Nacht wurde ein Mann ermordet, den ich gestern zufällig als Vertreter kennenlernte. Es handelt sich wieder um einen Onkel mit einem erbberechtigten und alibibewaffneten Neffen. Lass deine Geschäfte sausen und steig ein.«
    Ich setzte ihm auseinander, was ich beabsichtigte. Phil war nicht hundertprozentig überzeugt, aber er hatte auch nichts dagegen. Das Kunststück war, des lieblichen Luis Gresmer habhaft zu werden, aber ich war frech genug, ihn noch einmal auf seiner Bude aufzusuchen.
    Vor der Tür mit der angeberischen Visitenkarte spielte sich alles genauso ab wie vor vierundzwanzig Stunden. Mister Gresmer öffnete wieder erst nach ausgiebiger Bearbeitung der Türfüllung, allerdings war er voll bekleidet.
    »Was wollen Sie schon wieder?«, fragte er.
    Ich stieß ihn mit der flachen Hand vor der gelben Krawatte, dass er drei, vier Schritte zurücktaumelte, betrat den Korridor und warf die Tür hinter mir ins Schloss.
    »Möchte mich ein wenig mit dir unterhalten«, sagte ich freundlich. Er war so überrascht, dass er sich nicht einmal fürchtete.
    »Was ist denn los?«, stotterte er.
    Von dem kleinen viereckigen Korridor gingen drei Türen ab.
    »Wo geht’s zu deinem Apartment?«
    Jetzt wurde sein Widerstandsgeist wach. »Mach, dass du rauskommst!«, schrie er. »Du bist wohl verrückt geworden!«
    Ich ging ganz nahe an ihn heran und sah ihm genau in die Augen. Er brach seine Schimpfkanonade ab, als habe er die eigene Zunge verschluckt. Jäh flatterte die Angst in seinen Augen hoch.
    Ich öffnete die nächste Tür und schien die richtige erwischt zu haben. An einem Haken hing der Hut, den ich gestern auf dem Schädel meines Freundes gesehen hatte. Im Übrigen war der Raum schäbig eingerichtet, ein zerwühltes Bett, Tisch, zwei Stühle, ein Korbsessel mit Leistenbruch und ein schmieriger Teppich mit Haarausfall.
    »Ist doch richtig?«, fragte ich. Er antwortete nicht. Ich griff ihn am Arm und schleuderte ihn in das Zimmer, sodass er beinahe hingefallen wäre. Zu der Angst in seiner Visage gesellte sich die Wut. »Weißt du, warum ich komme, Freund?«, fragte ich.
    »Nein, aber ich wüsste verdammt gerne, warum Sie sich wie ein Einbrecher benehmen.«
    »Ich brauche Geld«, sagte ich. »Wie viel hast du für die Sache mit Podserky bekommen?«
    Der Schlag saß genau auf der Kinnspitze. Er wurde wandweiß im Gesicht und gleich darauf flammend rot. Langsam ging er in die Knie und setzte sich auf das Bett, bis an dessen Rand ich ihn gestoßen hatte.
    »Was meinen Sie?«, stammelte er. »Ich kenne keinen Podserky.«
    Ich lachte kurz auf.

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