KR071 - Ich sprengte die Mordfirma
Filmheld. Genau wie der Alte stand er auf und gab mir die Hand. Er trug einen schwarzen Anzug und eine schwarze Krawatte, wie es der Vorschrift entsprach. Ich gab mein Beileidsgemurmel von mir.
Er deutete auf einen Stuhl. »Vielen Dank«, sagte er. »Miss Klyer teilt mir mit, dass mein Onkel versprochen hat, Ihnen ein Fernsehgerät abzukaufen. Er hat verschiedentlich davon gesprochen, dass er sich ein solches Gerät anschaffen wollte. Leider ist er nun nicht mehr dazu gekommen.«
Er sah mich aufmerksam aus sehr hellen Augen an, die merkwürdig seine sonst so dunkle Erscheinung kontrastierten.
Der schöne Neffe und ich schwiegen uns gedankenvoll einige Zeit an. Dann gab er sich einen Ruck und sagte:
»Ich möchte Ihnen eine Freude machen. Ich glaube, Sie waren der letzte Fremde, der mit meinem Onkel gesprochen hat, und wenn er eine Stunde lang mit Ihnen sprach, haben Sie ihm sicherlich gefallen. Er kann Ihnen zwar nichts mehr abnehmen, aber ich möchte einen Fernseher von Ihnen gewissermaßen als Stellvertreter kaufen. Ich bin mit dem Gerät, das ich besitze, ohnedies nicht zufrieden.«
Siehe an, Mister Costler war nicht nur ein schöner Mann, sondern auch noch eine gute Seele. An sich fand ich seine Sentimentalität reichlich übertrieben, aber als Vertreter musste ich mich wohl darüber freuen. Also kramte ich meine Prospekte heraus und legte sie ihm vor. Er beugte sich darüber und fragte mich interessiert eine Menge Details und technische Einzelheiten. Ich hielt ihm meinen schönsten Vortrag und er nickte anerkennend mit dem Kopf. Während wir noch miteinander sprachen, klingelte es. Miss Klyer ging, um zu öffnen. Als sie zurückkam, fragte sie den liebenswürdigen Neffen:
»Darf ich einen Augenblick unterbrechen? Mister Costler, draußen ist der Schreiner. Ihr Onkel bestellte vor einer Woche einen neuen Schreibtisch für das Büro bei ihm; der Tisch ist zu dreiviertel fertig, und er möchte sich erkundigen, ob er ihn noch liefern darf.«
»Bedaure«, antwortete er, »ich habe keine Verwendung dafür. Sagen Sie ihm, ich lege keinen Wert darauf. Wir geben dieses Büro ohnehin bald auf, und außerdem teile ich den altmodischen Geschmack meines Onkels nicht.«
Damit war der Fall für ihn erledigt und er wandte sich wieder mir zu. Die Sekretärin ging hinaus und schickte den Schreiner fort.
»Also zu uns«, sagte Mister Costler. »Ich nehme diese Ausführung Ihres Gerätes, aber bitte in schwarzem Mahagoniholz. Notieren Sie sich den Auftrag und die Adresse.« Als Anschrift nannte er Washingtonsquare 7, wie Large mir schon gesagt hatte.
Ich schrieb die Bestellung aus, ließ ihn unterschreiben, bedankte mich ausführlich und zog mich dann zurück. Er verabschiedete sich wieder mit einem Händedruck.
Als ich auf der Straße stand, hatte ich das dringende Bedürfnis, über Mister Roger Costler gründlich nachzudenken. Irgendetwas stimmte mit dem Mann nicht. Auf den ersten Blick war ich nahe daran gewesen, meine ganze Theorie über den Haufen zu werfen. Aber Mister Costler war mir zu vollkommen edel, vornehm und großzügig und das alles mit kleinen Fehlern. Ich hätte zu gern gewusst, warum er mir aus angeblicher Pietät gegen seinen armen Onkel einen Fernseher abkaufte, aber einen alten Schreiner, den Podserky seit Jahrzehnten gekannt haben mochte, mit einem fast fertigen Tisch rücksichtslos fortschickte.
***
Am Abend rief ich wie üblich Large an. Er überfiel mich sofort mit einer Neuigkeit.
»Pareiros ist wieder auferstanden. Er war sogar bei der Polizei und erkundigte sich, wann er über das versiegelte Zimmer in seiner Wohnung wieder verfügen könne.«
»Alle Leute in dieser Sache scheinen es darauf anzulegen, sich mit der Polizei gut zu stellen«, sagte ich kopfschüttelnd. »Jolly Almanti bittet um Schutz. Na, er war nicht mehr ganz bei Trost. Roger Costler gibt sorgfältig seine Aufenthaltsorte zu allen Tageszeiten an, und Andrius Pareiros erkundigt sich dreist nach der Freigabe des Zimmers, in dem zwei Mörder gewohnt haben. – Was sagte er, wo er die vier Tage gesteckt habe?«
»Er sagt, jeder Mensch müsse sich einmal vergnügen. Bei ihm käme das zwar nur selten, aber gründlich vor. Er sei halt versumpft und er nannte sogar den Namen der zweifelhaften Dame, die ihn auf seinen Streifzügen begleitet hat. Warten Sie, ich habe es mir notiert. Hier ist es. Das Kind heißt Amy Lister.«
»Ach, meine Freundin Amy. Mit dem alten Pareiros war sie also unterwegs! Wie unsolide von ihr. Was habt
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