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KR071 - Ich sprengte die Mordfirma

KR071 - Ich sprengte die Mordfirma

Titel: KR071 - Ich sprengte die Mordfirma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Mädchen hatte es sehr genau getroffen, wenn es von den Augen eines Tigers sprach. Jeff war kaum mittelgroß, breitschultrig und in seiner Erscheinung von so alltäglicher, unauffälliger Eleganz, dass er wirklich schwer zu beschreiben war. Lediglich seine Augen fielen auf, große, runde Katzenaugen von einer Farbe, die zwischen hellbraun und grün schwankte. Die Pupille in der Iris war stecknadelkopfklein wie bei einem Tiger, den grelles Sonnenlicht blendet. Die ganze Gefährlichkeit des Mannes lag in diesen Augen.
    Der Knabe, der uns hereingelassen hatte, stand noch am Fenster. Auch ihn kannte ich schon. Es war der Kumpan von Darry.
    Bei dem Haus, in dem wir uns befanden, schien es sich um ein Wachhaus für das Eisenbahnpersonal zu handeln.
    Der Mann mit den Katzenaugen ergriff als Erster das Wort:
    »Du bist Lesly Carron, wie man mir sagt. Was hat du bisher getrieben?«
    »Fernsehgeräte verkauft«, antwortete ich harmlos.
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Deine bürgerliche Laufbahn interessiert nicht; warst du schon im Bau?«
    »Sieben Monate. Diebstahl.«
    »Wo?«
    »New Yorker Staatsgefängnis.«
    »Papiere?«
    Ich gab ihm meine Brieftasche. Irgendwie imponierte ihm diese sichere Geste. Er lächelte dünn, wühlte aber nichtsdestotrotz die Tasche durch und las jedes Blatt, besonders ausführlich den Entlassungsschein.
    »Führung: gut«, las er vor.
    Ich zuckte die Achsel. »Hat doch keinen Zweck, sich mit den Bullen anzulegen. Im Kittchen sind die Aufseher nun einmal stärker als man selbst. Am besten macht man auf ›verirrter Jüngling‹. Dann geben Sie dir einen leichten Job und reden freundlich mit dir.«
    Jeff gab mir die Brieftasche zurück. »Mit wem warst du im Bau zusammen? Wie hießen die Wärter? Wer hat dir die Arbeit in dem Fernsehladen besorgt?«
    Gesegnet sei Mister Highs Voraussicht! Jetzt trugen die Stunden des Auswendiglernens ihre Früchte. Ich gab mein Wissen von mir, aber langsam und im nebensächlichsten Ton. Ein Sonderlob erhielt Reverend Snider.
    »Was für ein Mann ist dein Kollege?«
    »Er kommt für euch nicht infrage. Ist ein fleißiger, etwas dummer Bursche, der glaubt, durch Ehrlichkeit ein Vermögen machen zu können. Hat ein Mädchen in New York und spricht Tag und Nacht nur davon, so viele Fernsehapparate zu verkaufen, dass er es heiraten kann.«
    Mister Jeff ging zu den Einzelheiten über. Er entnahm seiner Brusttasche ein Etui aus feinstem Saffianleder, wählte eine lange, dünne Zigarre, aus und steckte sie sich an.
    »Setz dich«, sagte er.
    In diesem Raum standen ein dürftig gezimmerter Tisch, drei rohe Stühle, eine Art Pritsche und ein Telefon. Ich setzte mich auf einen Stuhl. Jeff blieb stehen.
    »Ich höre, du willst deinen Beruf wechseln. Ich weiß nicht, ob wir Arbeit für dich haben, aber es könnte sein. Der Chef ist sich noch nicht schlüssig, welchen seiner Pläne er ausführen soll. Immerhin hat er nichts dagegen, dass du vorläufig angestellt wirst. Weißt du, welche Arbeit du bei uns zu tun hast?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, das Jolly über einen Haufen Geld verfügte und damit prahlte, dass er sich beim Verdienen nicht anzustrengen brauche.«
    Jeff rauchte genießerisch. Der Mann war so kalt, wie ein Stück Stahl. »Ich werde es dir auseinandersetzen, mein Freund«, sagte er sanft.
    »Du weißt, dass es eine ganze Menge Leute gibt, die sich nichts sehnlicher wünschen, als andere Leute im Jenseits zu wissen. Zum Beispiel ein Sohn, der seinen Vater beerben möchte, aber der alte Herr ist leider so rüstig, dass der Sohn für die nächsten zehn Jahre noch nicht damit rechnen darf, an die Futterkrippe zu kommen. Er würde vielleicht den Alten gern mit Gewalt beseitigen, aber einmal fehlt ihm dazu der Mumm, und zum anderen ist es gefährlich, denn natürlich fällt der Verdacht sofort auf ihn. Also muss er warten, bis der Erblasser stirbt, eines sanften, natürlichen Todes, wenn er Pech hat, dauert das noch zwanzig Jahre und er stirbt am Ende vor ihm. So ungefähr überlegte der Chef vor drei Jahren, als er gerade etwas knapp bei Kasse war, und er entschloss sich, eine Gesellschaft zur Beseitigung unerwünschter Mitmenschen zu gründen. Einen berufsmäßigen Totschläger konnte man sich in unserem gesegneten Land zwar schon kaufen, aber bei diesen Einzelgängern war das Risiko zu groß. Der Auftraggeber musste mit ihnen selbst in Verbindung treten, und wenn sie gefasst wurden, sangen sie und verrieten den Mann.«
    Er lächelte. Es sah aus wie

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