KR071 - Ich sprengte die Mordfirma
halben Stunde bin ich bei Ihnen.«
Ich holte Phil aus seinem Zimmer. Er bugsierte den geliehenen Mercury aus der Garage und fuhr mich in die Innenstadt zum Washingtonsquare. Nummer 7 war ein helles, modernes Haus mit Marmortreppen und einem Nussbaumfahrstuhl. Mister Costler öffnete mir selbst die Tür. Er trug einen seidenen Hausmantel mit chinesischem Muster und entsprach genau den Vorstellungen, die sich ein Teenager von einem Filmstar im Privatleben macht.
***
Der Fernsehapparat stand an einer Wand und reagierte auf nichts, soviel ich auch an den Knöpfen drehte. Ich rückte den Kasten ab, schraubte die Rückwand los und sah ins Innere. Ich fand den Fehler sofort, obwohl ich nicht gerade ein Fachmann war. Ein Kabel hatte sich gelöst.
»Ich bin Ihnen sehr verbunden, Mister Carron«, sagte der Schöne. Ich beschloss, das Glück zu versuchen, das George MacFarlan nicht hatte.
»Gern geschehen, Sir«, sagte ich, »aber vielleicht revanchieren Sie sich durch eine kleine Auskunft.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Bitte?«
»Wissen Sie«, fuhr ich fort und lümmelte mich ungefragt in einen Sessel, »mit den Dingern«, ich zeigte auf den Apparat, »beschäftige ich mich nur nebenberuflich. Vor einer Woche bekam ich einen anderen Job bei einem Verein, der auf Bestellung unerwünschte Leute beseitigt. Leider wollen Sie mich schon wieder ausbooten, und ich komme an den Chef nicht heran. Ich glaube, Sie könnten mir einen Tipp geben.«
Er wich langsam zurück, als trüge ich ein scharfes Messer in der Hand, bis er mit dem Rücken gegen einen Radioschrank stieße.
»Ich… verstehe… nicht«, stammelte er.
»Gut, ich will es Ihnen erklären. Ich bin der Meinung, dass Sie Ihren netten Onkel haben töten lassen, um in den Besitz des Geldes und seiner Firma zu kommen. Ich glaube, dass Sie eine Abmachung mit dem Chef der Gang getroffen haben, dessen Mitglied auch ich bin, und dass Sie daher mir einen Tipp geben können, wie mein Chef aussieht, und wo ich den freundlichen Herrn erreichen kann, um ihm meine Meinung über sein schofeliges Verhalten gegen seine Mitarbeiter zu sagen.«
Siehe da, Mister Costler regte sich über die Abscheulichkeit, die ich ihm unterstellte, nicht auf. Er löste sich von dem Schrank, steckte die Hände in die Taschen seines Hausmantels und wanderte zu seinem Schreibtisch, hinter den er sich setzte.
»So«, sagte er völlig ruhig, »Sie sind also der Meinung, ich habe meinen Onkel ermorden lassen. Und Sie gehören selbst zu einer Bande, die solche Aufträge übernimmt? Wie interessant.«
»So ist es, Mister Costler«, antwortete ich. »Schließlich muss man sehen, sein Geld so leicht wie möglich zu verdienen. Und«, ich stand auf und sprach die nächsten Worte, während ich auf den Schreibtisch zuging, »ich halte es für völlig zwecklos, das Sie heimlich versuchen, eine Pistole aus dem Schubfach zu nehmen.«
Er sah sich entdeckt und versuchte mit einem raschen, offenen Griff die Schublade auszureißen. Ich war schon bei ihm und schlug ihn mit der Faust auf die griffbereite, flache Hand. Er schrie auf.
Während er seine Hand hielt und mich wütend anstarrte, zog ich die Schublade ganz auf und nahm einen schweren Colt heraus.
»Hätte ich Ihnen kaum zugetraut, Mister Costler«, wunderte ich mich.
»Bei Ihnen hätte ich so ein Zierschießeisen mit eingelegtem Griff nicht vermutet. Alle Achtung.«
Ich nahm das Magazin heraus und warf die Waffe auf die Tischplatte.
»Wollen Sie mir die gewünschte Auskunft nicht geben?«
»Machen Sie, dass Sie hinauskommen, Sie Verbrecher«, sagte er wütend. »Ich habe meinen Onkel nicht ermorden lassen.«
Ich zuckte die Achseln. »Sie scheinen es fast selbst zu glauben. Leben Sie wohl, Mister Costler.«
Er blieb in seinem Stuhl sitzen. Ich verließ die Wohnung und ging zur Straße zurück, wo Phil im Wagen wartete.
»Hatte eine nette Szene mit ihm«, erzählte ich während der Fahrt. »Roger Costler ist ein harter Bursche. Er machte tatsächlich den Versuch, mich zu bedrohen. Möchte nur wissen, ob er mich über den Haufen geknallt, wenn er die Kanone nur aus dem Schreibtisch bekommen hätte, oder ob er mich bei der Polizei abgeliefert hätte.«
»Sicherlich hätte er dich MacFarlan übergeben«, meinte Phil. »Ein besseres Leumundszeugnis kann jemanden überhaupt nicht ausgestellt werden.«
Wir fuhren schon wieder durch das Schlachthofviertel. »Phil«, sagte ich nachdenklich, »die Bande mag mich nicht leiden, aber sie scheint bisher nicht
Weitere Kostenlose Bücher