KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
ersticktes Gurgeln und dann ein Poltern. Vielleicht wären wir vorgesprungen, wenn Fred nicht in diesem Moment gesagt hätte: »Benehmen Sie sich gebührlich, Gentlemen. Mr. Levingstone ist für niemanden zu sprechen.«
Ich huschte auf den Zehenspitzen zum Fenster und kam noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Sol und sein Begleiter sich wieder auf die Füße stellten. Crasher hielt sich sein Kinn. Schleunigst zogen sie sich zurück.
»Sollen wir nicht eingreifen?«, fragte Phil.
»Zu spät, sie sind schon am Wagen. Lass sie laufen. Du kannst sicher sein, dass sie wiederkommen, und dann mit mehr Leuten.«
Der Abend verlief ruhig. Fred besorgte uns die Spätzeitungen. In fast allen waren Berichte über die Ausstellung zu finden. Levingstone und Esher stürzten sich darauf. Der Maler sagte zwischen Lachen und Trauer: »Es sieht ganz so aus, als ob Sie mit Ihrer Prophezeiung recht behielten, Mr. Cotton. Ich bin auf dem besten Wege zu einer Berühmtheit.«
Ich lachte. »Was glauben Sie, Levingstone, welche Sensation Sie erst werden, wenn der Richter Sie wegen Ihrer Kunstfertigkeit ins Kittchen schickt, und die Zeitungen die Hintergründe der Ausstellung aufrollen. Den fetten Brocken lässt sich die Presse nicht entgehen.«
Levingstone wurde sehr nachdenklich und verschwand an diesem Abend früh auf sein Zimmer. Esher folgte bald nach, und wir richteten uns auf eine lange und vielleicht aufregende Nacht ein. Das Licht wurde ausgeschaltet. Einer bezog Posten am Fenster, ein zweiter am Mikrofon und der dritte legte sich auf die Couch bis zur Ablösung.
114 beziehungsweise 118 meldeten uns jedes Fahrzeug, das sich unserem Haus näherte. In den ersten Abendstunden geschah das noch ziemlich häufig, je weiter die Nacht fortschritt, desto seltener. Die ganze Sache war herzlich eintönig. Wir atmeten alle auf, als der Himmel sich allmählich grau färbte, und der Tag anbrach.
Auch während des Tages geschah wenig Aufregendes. Der Sturm der Reporter auf Türklingel und Telefon ließ nach. Fred kam zu seinem Frühstück. Um Mittag teilte uns 116 mit, dass sich ein Mann ständig vor unserem Hause herumtrieb. Ich sah hinaus. Ein schmächtiger, schlecht angezogener Bursche mit einer Schlägermütze stand auf der anderen Straßenseite und starrte zu uns herüber. Nach einer Viertelstunde schlenderte er weiter, kam aber gleich darauf zurück und lehnte wieder einige Zeit, die Hände in den Hosentaschen, an einem Laternenpfahl.
»Sie lassen uns beobachten«, sagte ich zu Phil, »und gehängt will ich werden, wenn sie uns heute Nacht nicht einen Besuch abstatten.«
Bis Mitternacht spielten Fred und ich eine Pokerpartie, während Phil den Posten am Fenster übernommen hatte. Baxter verlor vier Dollar. Immer wieder meldeten uns 114 und 118 anfahrende Wagen. Jedes Mal legten wir die Karten hin und warteten, die Hand am Lichtschalter, auf das Knirschen der Bremsen. Um Mitternacht löschten wir endgültig das Licht. Ich trat zu Phil ans Fenster. Der Mond stand hoch und voll am Himmel und tauchte die Straße in ein milchiges Licht.
»Gutes Zielwetter«, sagte Phil zwischen den Zähnen.
Um zwei Uhr fünfunddreißig Minuten knackte es im Lautsprecher und 114 meldete. »Wagen mit hoher Geschwindigkeit. Achtung!« Er hatte noch nicht ausgesprochen, als das Auto weich und lautlos vor unserem Haus bremste. Zwei, drei, vier Männer stiegen aus. Ich glaubte zu erkennen, dass einer am Steuer sitzen blieb. Die Scheinwerfer erloschen. Ich sprang ans Mikrofon. Unwillkürlich flüsterte ich. »Einsatz! Achtung! Einsatz! Lastwagen aus 112 und 120 bei erstem Schuss Straße sperren.«
Ich wusste, dass in dieser Sekunde mehr als ein Dutzend Männer die Revolver entsicherten, zwei Lastwagenmotoren angeworfen wurden, aber die Straße blieb still und friedlich wie zuvor.
Die vier Männer kamen auf das Haus zu. Ein unbefangener Beobachter hätte sie für eine Gesellschaft gehalten, die bei einem Freund noch einen Drink nehmen wollte. Kurz darauf hörten wir leise Füße über die Steintreppe scharren. Es klirrte wie ein Schlüsselbund.
Einen wenigstens brauchten wir lebendig. Lautlos schob ich Fred zur Küche. Phil blieb in der Wohnzimmertür stehen. Ich selbst stellte mich vor die Haustür, gerade so weit entfernt, dass sie mich beim Öffnen nicht berührte.
Ich hörte, wie der Dietrich im Schloss herumstocherte. Dann fasste er. Mit einem leisen Schnalzen sprang die Lasche zurück. Die Klinke bewegte sich vorsichtig nach unten.
In diesem Augenblick
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