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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Befragung ab. Das Licht aus den Spalten erlosch.
    Ich huschte auf leisen Sohlen von dem Niedergeschlagenen weg, stieß gegen einen großen, gefüllten Sack und kauerte mich dahinter.
    Ich hörte, wie die Tür aufknarrte. Endlose zehn Sekunden lang geschah nichts. Dann fand drüben in den Resten des Verschlags Whoole offenbar das Bewusstsein wieder, denn ich hörte die Bretter krachen und knacken.
    Die Reaktion seiner Kumpane war bezeichnend für Leute ihres Schlages. Ohne sich darum zu kümmern, wer oder was dort im Dunkeln herumkroch, feuerte jeder von ihnen drei oder vier Schüsse in die Ecke. Es hallte in dem Kellergewölbe wie Donnerschläge.
    Die Folge des Feuerwerks mit Paukenschlag war eiliges Fußgetrappel und Rufe. Phil und die anderen G-men mussten schon in der Nähe gewesen sein, und jetzt kamen sie ohne Rücksicht herangeprescht. Sie dachten natürlich, die Kanonade hätte mir gegolten.
    Es gab einiges Geschrei und Durcheinander. Gangster schrien entsetzt: »Polente!« – G-men schrien: »Hände hoch!« Von beiden Seiten wurde ein wenig geschossen. Dann fiel die schwere Türe ins Schloss, es wurde ruhig und wir kamen hinter der Deckung hervor. Sechs oder sieben Taschenlampen blitzten auf.
    Ich ging zu dem zusammengebrochenen Bretterverschlag hinüber. Peddy Whoole lag ausgestreckt in dem Holzgewirr. Die Kugeln seiner Kumpane hatten ganze Arbeit geleistet.
    Phil beschäftigte sich unterdessen mit der Tür. Sie war aus schweren Eichenbohlen gefügt und von innen verriegelt. Mit einer schweren Eisenstange machten wir uns daran, sie zu knacken, aber es dauerte eine Weile, bis wir sie endlich aus dem Schloss heben konnten.
    Na, und dann betraten wir also die Höhle im Zauberberg, in der überraschenderweise wieder das Licht brannte. Natürlich steckten wir erst vorsichtig die Nasen um die Ecke, aber niemand war da, der uns eins aufbrannte. Mit einer Märchenhöhle hatte das Kellergewölbe wenig Ähnlichkeit. Eher sah es aus wie eine moderne Fabrik. In der Mitte des Raumes wuchtete eine schwere Druckmaschine hoch, die fast bis an die Decke stieß. Auch die Schneideapparatur für das Papier fehlte nicht, außerdem gab es einige Papierballen und eine Menge Farbtöpfe.
    Über die Schätze hätte sich allerdings auch Ali Baba nicht zu beklagen brauchen. Ein Riesenschrank, der uns mit aufgerissenen Türen angähnte, war voll gestopft mit gebündelten Geldscheinen, und was die Gauner von dem Zeug in der Eile der Flucht auf dem Fußboden verstreut hatten, hätte noch ausgereicht, um mehr als einen armen Mann für den Rest seines Lebens glücklich zu machen, wenn die Millionen, die hier lagen, nicht falsch gewesen wären.
    Welchen Weg die Drucker, die so vorzüglich auch mit dem Schießeisen umzugehen verstanden, genommen hatten, lag auf der Hand. An der Stirnwand stand eine schmale und niedrige Tür offen. Phil und ich untersuchten sie näher. Sie bildete den Eingang zu einem gewölbten Gang, aus dem uns eine feuchte, faulig riechende Luft entgegenschlug. Ohne Zögern machten wir uns daran, die Angelegenheit näher zu untersuchen.
    Der Fußboden des Ganges war schlüpfrig, die Wände feucht und die Decke so niedrig, dass ich gebückt gehen musste. Der Durchschlupf senkte sich recht steil abwärts. Ich musste mich mit beiden Händen an den Wänden stützen, um nicht auszurutschen.
    Hundert, zweihundert, dreihundert Yard ging es in völliger Finsternis abwärts, dann weitete sich der Gang. Wir hörten leises Plätschern, sahen das Licht des Mondes und fanden uns unterhalb der Kaimauer von wahrscheinlich Pier 43 am Wasser des Hafens stehen, über uns ragte die Mauer des Piers wohl zehn Yard hoch.
    »Der Gang scheint ein ehemaliger Abflusskanal zu sein«, erklärte ich Phil, »aber ich frage mich, wie die Brüder von hier aus weitergekommen sind?« Er leuchtete mit der Taschenlampe die Mauer ab. Drei, vier Schritte seitwärts blieb der Lichtkegel an einer flachen Eisenleiter hängen, wie man sie gewöhnlich an Schornsteinen sieht.
    Ich war eben im Begriff, ohne Rücksicht auf meine Schuhe zu versuchen, ob das Wasser an dieser Stelle zur Erreichung der Leiter flach genug war, als der Tanz über unseren Köpfen losging. »Bleiben Sie stehen!«, brüllte eine Stimme. »Stehen bleiben! Ich schieße!«
    Es krachte zweimal. Eilige Füße schlugen auf das Pflaster. Eine Coppfeife trillerte laut und anhaltend. Eine zweite, dritte, vierte antwortete.
    Jetzt hörten wir den Ruf »Stehen bleiben!« aus etwas größerer Entfernung

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