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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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wie sie die Leute immer gern lesen.
    Vom nächsten Fernsprecher aus rief ich diesen Anwalt an, den wir seinerzeit im Frauengefängnis gesprochen hatten.
    »Ich lese gerade, daß Miß Green nächste Woche entlassen werden soll, Mister Ryk«, fragte ich ihn. »Stimmt das?«
    »Die Meldung ist völlig korrekt«, antwortete er stolz. »Der Gnadenantrag ist durch.«
    »Steht der Entlassungstag fest?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Sorgen Sie dafür, daß er geheimgehalten wird.«
    Er machte eine kleine erstaunte Pause.
    »Wissen Sie etwas über die Pläne Lilian Greens?« fragte ich weiter. »Wird sie zu ihrem Vater nach Venezuela gehen?«
    »Vermutlich nicht. Sie beauftragte mich, ein Appartement in New York für sie zu mieten.«
    Ich unterdrückte einen Fluch. »Warum bleibt sie? Will Green sie nicht bei sich haben?«
    »Doch, er hat mehrfach dringend geschrieben, sie möge sofort kommen.«
    »Aus welchen Gründen will sie nicht?«
    »Ich habe keine Ahnung, Mister Cotton. Ich bin in sie gedrungen, aber sie verweigerte darüber jede Auskunft. Übrigens halte ich es auch für besser, wenn sie nicht zu ihrem Vater fährt. Green ist immerhin ein alter Gangsterboß, und die Leute seiner Umgebung sind kein Verkehr für eine Lady.«
    Ich fand, daß er dummes Zeug redete.
    »Kennen Sie den Namen John Forester?«
    Er überlegte einen Augenblick. »Nie gehört«, antwortete er.
    Ich biß mir auf die Unterlippe. »Also halten Sie den Tag der Entlassung geheim und informieren sie mich, sobald Sie ihn kennen.« Ich nannte ihm meine Nummer und hängte ein.
    Phil sah mir neugierig entgegen. Ich warf mich hinter das Steuer.
    »Es passieren hübsche Sachen«, erklärte ich ihm, »gewissermaßen niedliche, kleine Verrücktheiten. Diese Lilian Green denkt nicht daran, gleich Flip Factur schleunigst aus New York zu verschwinden, sondern läßt sich bequem hier nieder.«
    »Hallo«, wunderte sich Phil. »Ich habe doch selbst gesehen, wie viel Angst sie vor ihm hat.«
    »Wahrscheinlich hat sie ihre Liebe zu ihm neu entdeckt. Der Teufel mag wissen, was in einer Frauenseele vor sich geht. In irgendeinem Magazin habe ich einmal gelesen, Frauen liebten immer die Männer, die sie fürchten. Es war so ein psychologischer Unsinn, aber, verdammt, wenn ich eine Frau wäre, mir würde es auch imponieren, wenn sich ein Mann für mich so ruinierte, wie Forester für diese Lady, und auch ich wäre trotz aller Gefahr verrückt darauf, ihm zu begegnen und zu sehen, ob ich immer noch Macht über ihn hätte.«
    »Ein interessanter Beitrag zum Thema Frauenseele«, grinste Phil. »Aber uns kann es schließlich gleichgültig sein, aus welchen Gründen Lilian Green in New York bleibt. Wir wollten sie nicht als Lockvogel benutzen. Jetzt bietet sie sich selbst an. Diese Falle haben wir nicht gestellt, aber mich würde es doch freuen, wenn Forester hineinging.«
    Ich schüttelte unzufrieden den Kopf. »Ich führe nicht gern einen Krieg, in dem Frauen zwischen den Fronten herumlaufen. Wir wollen Forester fangen, um neue Morde zu vermeiden. Wenn Lilian Green selbst seine Nähe sucht, dürfte es uns nicht leichtfallen, diesen Mord zu verhindern.«
    Ich hatte Sorgen, schwere Sorgen und wünschte mir, daß Forester endlich meinen Weg kreuzen möge. Für Mitternacht hatte ich eine Zusammenkunft mit Lorry Fusman, dem Dieb und Spitzel, vereinbart. Wir trafen uns an der Rückseite eines alten Lagerschuppens. Fusman war schon an, als ich ankam, und er schien mir viel weniger schleimig als sonst, eher brummig und wortkarg. »Hast du Neuigkeiten?« fragte ich. Er schüttelte den Kopf und brummte: »Nein.«
    Ich fühlte, daß er log. Ich nahm ihn beim Schlips und drängte ihn gegen den Schuppen.
    »Hallo, Lorry«, sagte ich leise, »hast du dich auf die andere Seite geschlagen?«
    »Lassen Sie mich los!« keuchte er. »Sie reden Unsinn.«
    Ich faßte fester zu. »Höre, Lorry, mit John Forester habe ich eine ganz besondere Abrechnung, und ich dulde nicht, daß dabei ein Kümmerling wie du querschießt. Ich frage dich noch einmal. Neuigkeiten?«
    Ihm wurde die Luft eng. »Ja«, stöhnte er. Ich ließ los.
    Fusman rieb sich den Hals und schimpfte.
    »Er war in der Bronx, ist vielleicht noch da. Ich glaube, er verhandelt mit Leborro. Ich sah, wie er in sein Haus ging.«
    Ich kannte Cesar Leborro dem Namen nach. In den einzelnen Stadtvierteln einer so riesigen Ansammlung von Menschen, wie sie New York darstellt, bilden sich immer kleine Gruppen von Ganoven unter einem Führer. Meistens

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