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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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belustigt an. »FBI natürlich!«
    Daraufhin versuchte der Junge mit dem Koffer zu türmen. Ich hatte die Pistole in der Hand, bevor er an der Tür war.
    »Bleib stehen! Ich schieße!«
    Er erstarrte zur Salzsäule und wagte nicht einmal mehr, sich umzudrehen. Ich nahm ihm den Koffer aus der Hand, legte ihn auf einen Stuhl und ließ den Deckel zurückschnappen.
    Der Anblick des Inhaltes entlockte mir einen Pfiff. Ein ganz hübscher Haufen gebündelter Dollarnoten bedeckte den Boden.
    Leborro ließ sich auf einen Stuhl fallen und griff in ’die Jackentasche.
    »Vorsicht, Cesar«, stoppte ich seine Bewegung.
    »Nur eine Zigarette, G-man«, bat er erschöpft.Ich erlaubte sie ihm. Er steckte sie sich zwischen die Lippen, riß sie gleich wieder aus dem Mund, warf sie auf die Erde, sprang auf, zertrampelte sie und schrie in einem wilden Wutanfall:
    »Nie drehe ich solche Dinger, und lasse ich mich dann noch dazu verführen, sitzt die Polente schon im Hause und wartet auf mich.«
    Er plumpste wie ein Mehlsack zurück auf seinen Stuhl, vergrub das Gesicht zwischen den Händen und stöhnte herzzerbrechend.
    Ich erkannte, was mit Leborro los war. Er war ein kleiner Mann, der zwar bei seinen Kumpanen ein großes Maul hatte und den Führer spielte, aber sofort die Nerven verlor, wenn er in ungewohnte Schwierigkeiten geriet.
    »Raus mit der Sprache, Cesar!« pfiff ich ihn an. »Von welchem Fischzug kommst du?«
    Er riß den Kopf hoch, legte eine Hand beteuernd aufs Herz und jammerte:
    »Dieser Bursche mit den Eisaugen hat mich verführt, G-man. Er versprach mir einen sicheren Job, und als ich nicht wollte, sah er mich so merkwürdig an und sagte, er bäte nur einmal, dann pflege er zu befehlen. Er schien schnell mit der Kanone bei der Hand zu sein. Ich mußte mich fügen.«
    »Wie sah er aus?«
    Leborro starrte mich an. »Ungefähr wie Sie, G-man«, sagte er zögernd. Forester also. »Wo ist er?«
    »Er kam mit her. Ich lud ihn noch zu einem Drink ein. Erst schien es, als wolle er annehmen, aber in der Haustür überlegte er es sich, kehrte um und fuhr mit einem der beiden Wagen fort, die wir« – Cesar verschluckte sich, hustete und beendete seinen Satz: – »leihen mußten.«
    Ich glaube, für einen Augenblick machte ich ein nicht weniger dummes Gesicht als Leborro bei seinem Eintritt. Forester hatte vor der Tür gestanden und war dann wieder umgekehrt. Hatte ihn ein sechster Sinn gewarnt? Mein Instinkt jedenfalls hatte geschlafen.
    »Weißt du, wo er sich aufhält? Wohin er wollte? Wo er schläft?«
    Der kleine Gangführer schüttelte müde den Kopf. »Ich weiß nichts.«
    Ich zeigte auf das Geld. »Wo sind die Moneten her?«
    Leborro machte nicht einmal den Versuch, zu leugnen. »Eine Privatwohnung in der 74. Straße. Der ›Schweigsame‹ zeigte uns den Weg in das Haus durch einen Kellereingang im Nebengebäude. Wir mußten nur mitkommen, um mit den drei Leuten fertig zu werden, die sich im Hause aufhielten, aber ich glaube, es war fast zum Überfluß. Sie hoben die Hände hoch, als er vor ihnen stand und sie nur ansah. Im Geldschrank fanden wir die Lappen.«
    Zehn Minuten später marschierte ein kleiner Trauerzug durch die nächtlichen Straßen der Bronx, fünf Männer vorneweg, die Hände in den Nacken gelegt, und hinter ihnen der G-man Jerry Cotton, in einer Hand die Null-acht, in der anderen einen Koffer mit Banknoten.
    Unser Ziel war die nächste Polizeiwache, und dort endete die Laufbahn Cesars und seiner Genossen erst einmal hinter Gittern. Das Revier geriet ein wenig auf Hochtouren. Der Herr Inspektor wurde aus seinem Bett geläutet und machte sich mit seinen Männern auf die Suche nach dem Beraubten. Sie fanden ihn in der Gestalt eines Portugiesen, den die Polizei seit fast zwanzig Jahren für einen der größten Hehler New Yorks hielt, ohne ihm bisher, mehr als drei kleine Sachen nachweisen zu können, für die er mit Geldstrafen davonkam. Der Portugiese lag samt den zwei muskelstarken Gehilfen, die ihm als Wachhunde dienten, säuberlich verpackt in seinem Wohnzimmer und bejammerte den offenen und leeren Tresor, der vor Foresters Erscheinen noch mehr als dreißigtausend Dollar beherbergt hatte.
    Aus Leborros und des Portugiesen Aussagen konnten wir die Geschichte rekonstruieren. Vor zwei Wochen war im Astoria-Hotel ein Einbruch geschehen, bei dem einer Millionärin achtzig Prozent ihres Schmuckes im Werte von über fünfhunderttausend Dollar gestohlen worden war. Forester hatte bei dem Hehler angerufen und ihm

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