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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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springen gelassen zu haben, denn die Einrichtung war einfach Klasse. Welcher Wandel von der kargen Kerkerzelle zu diesem Luxus. Wir bekamen zwei so funkelnagelneue Sessel angeboten, daß man sich kaum daraufzusetzen wagte.
    »Warum sind Sie nicht nach Venezuela gegangen?« fiel ich mit der Tür ins Haus.
    »Warum sollte ich New York verlassen?« fragte sie schnippisch zurück. Nicht mehr viel an ihr erinnerte an die leise, fast scheue Frau hinter den Drahtgittern des Besucherraumes.
    »Weil John Forester hier ist, und weil er versuchen wird, sie zu finden?«
    Sie zögerte einen Augenblick, dann sagte sie: »Ich hoffe, ihn zu sehen.«
    »Sind Sie verrückt«, platzte ich heraus. »Er wird sie töten.«
    Sie lächelte voll tiefer Sicherheit. »John wird mich nicht töten. John liebt mich.«
    Ich sah ein, daß ich mit schwerem Geschütz anfahren mußte, wollte ich sie zu Vernunft bringen.
    »Sie wollen sagen, er liebte Sie«, sagte ich nicht ohne Hohn. »Heute betrachtet er Sie als Ursache seiner wirklich nicht glücklichen Situation.«
    »Das ist nicht wahr«, fuhr sie auf. »Und wenn es so sein sollte, so werde ich ihn davon überzeugen, daß er sich irrte. Wir werden uns sehen, und wir werden das tun, was wir schon vor sieben Jahren hätten tun sollen. Wir werden die Staaten verlassen.«
    Ich erhob mich. Es hatte keinen Zweck. Ich konnte sie nicht zur Vernunft bringen. Sie würde Dummheiten machen. Ich konnte nur versuchen, rechtzeitig dazwischenzufunken.
    »Ich teile Ihre, Meinung über die friedlichen Absichten John Foresters nicht. Ich bin überzeugt, daß er nur danach strebt, Ihnen heimzuzahlen, was Sie an ihm verbrochen haben, oder was er Ihnen zu verdanken glaubt. Er wird Ihnen keine Gelegenheit geben, seine Meinung zu ändern. Da es meine Pflicht ist, Ihr Leben zu schützen, lasse ich Sie unter Beobachtung stellen. Machen Sie es unseren Leuten nicht schwer, und versuchen Sie nicht, der Beobachtung zu entgehen. Alles geschieht nur in Ihrem Interesse.«
    Sie lächelte, und ihr Lächeln bewirkte, daß sich ihr Gesicht merklich erhellte und verjüngte.
    »Sie machen sich unnötige Sorgen, Mister Cotton. Jonny hat nie aufgehört, mich zu lieben, und er wird mir nie etwas tun.«
    Ich dachte an die Begegnung mit Forester auf dem Bahnsteig von Pittsburgh, und ich fand die Bezeichnung Jonny für diesen Eisberg von Mann durchaus fehl am Platze, aber ich sagte nichts mehr. Wenn sie durchaus nicht wollte, mußten wir sie eben gegen ihren Willen retten.
    Phil und ich verabschiedeten uns mit knappen Verbeugungen und gingen. Im Augenblick hielt ich die Gefahr noch nicht für groß. Sie kannte Foresters Aufenthalt nicht, und ich konnte mir nicht vorstellen, auf welchem Wege er ihre Adresse erfahren sollte. Trotzdem sorgte ich dafür, daß jeder ihrer Schritte überwacht wurde.
    Sie machte es den Beamten nicht leicht. Sie ging viel aus, kaufte sich ein Auto, besuchte Frisier- und Schönheitssalons, hielt sich stundenlang in Modehäusern auf. Kurz, sie entwickelte sich zu der Dame von Welt zurück, die sie früher einmal gewesen war.
    Alle acht Stunden erhielten wir einen Bericht der Beobachtungsbeamten. In den nächsten zwei Tagen verloren unsere Leute nicht weniger als viermal ihre Spur. Es ist nicht leicht, die Fährte eines Menschen zu halten, wenn er fünf Stunden beim Friseur sitzt und das Geschäft dann durch einen Seitenausgang verläßt. Die Männer der Beobachtungsabteilung, die zusätzlich zu Georg Miles ihre Bewachung übernommen hatten, berichteten, Lilian Green habe sie nicht absichtlich getäuscht, sondern sei ihnen gewissermaßen per Zufall abhanden gekommen. Wie leicht mußte es ihr erst einmal fallen, die Überwachung abzuschütteln, wenn sie es wirklich wünschte. Schließlich war sie Lucky Greens Tochter und mochte schon einige Erfahrungen haben.
    Am Abend des zweiten Tages nach Lilians Greens Entlassung befand ich mich recht früh in meiner Wohnung. Ich richtete mir in der Küche ein frugales Abendbrot, als das Telefon im Wohnzimmer schrillte. Ich ging hin und meldete mich.
    »Mister Cotton dort?« fragte eine Männerstimme, die ich sofort für verstellt hielt.
    »Gewiß, das sagte ich schon. Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    Er überhörte die Frage. »Ich muß Sie dringend sprechen.«
    Ich fand den geheimnisvollen Anrufer komisch. »Meine Sprechstunde ist zwar vorbei, aber kommen Sie immerhin herauf, Sir«, lud ich ihn freundlich ein.
    »Das geht nicht. Kommen Sie, bitte, an die Straßenecke. Es ist

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