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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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neun, zehn.
    »Los, Phil«, sagte ich, und wir fassten Brents Arme und drehten sie ihm nach hinten.
    »Nein!«, schrie er. »Nein, ich sage alles, was ihr wissen wollt.«
    Wir ließen ihn nicht los.
    »Wo hält sich Longfield auf?«, zischte ich nahe an seinem Ohr.
    »Longfield gibt es nicht«, keuchte er. »Wer ist dein Chef?«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt. Wirklich nicht, ich weiß es nicht. Wenn wir mit ihm sprechen, nennen wir ihn nur Boss, und wenn wir unter uns über ihn reden, nennen wir ihn den ›Kinderfreund‹. Er hat ein Geschäft in der Stadt. Er spielt den braven Bürger. Er organisiert die Gelegenheiten, wo ein Kind zu fangen ist, und er gibt uns die Anweisungen für unsere Arbeit, aber wir treffen ihn immer nur in Kneipen oder nachts auf den Straßen. Ich war nie in seiner Wohnung.«
    »Wie sieht er aus? Beschreibe ihn, los!«
    Brent klapperte vor Angst mit den Zähnen, aber er stotterte die Beschreibung, und je genauer er uns den Fänger beschrieb, desto erstaunter und überraschter wurde ich. Ich lockerte den Griff um seinen Arm.
    »Wohin solltest du mich bringen?«, richtete ich noch eine Frage an Brent.
    »Zu einer Ecke der 69. Straße. Der Chef wollte dort im Wagen auf uns warten.«
    »Und wenn ihr gezwungen worden wärt, mich zu töten?«
    »Dann sollte ich den Chef um ein Uhr nachts unter dieser Nummer anrufen und sagen, dass alles in Ordnung sei.« Er zog einen durchweichten Zettel aus der Tasche und gab ihn mir. Mit Bleistift war darauf geschrieben: »LBW 6789, Mr. Groupe.«
    Es fehlte noch eine Viertelstunde bis ein Uhr nachts. Ich stieß Brent in die Seite. »Vorwärts mit dir.«
    Wir erreichten die Straße, fanden den Wagen, den die Kollegen zurückgelassen hatten, und verfrachteten Brent. Ich schwang mich hinter das Steuer, und dann fuhren wir los. Ich brauchte jetzt dringend eine Telefonzelle. Wir fanden eine am Anfang der 67. Straße. Ich führte Brent hinein und zwängte mich zu ihm.
    »Du rufst jetzt die Nummer an, verlangst Mr. Groupe und erklärst ihm, es wäre alles in schönster Ordnung, genauso, als wäre ich schon längst eine Leiche.«
    »Ja«, stieß er heiser hervor. »Drei-Lilien-Bar«, quäkte eine Mädchenstimme.
    Ich drückte Brent den Hörer in die Hand.
    »Kann… ich… Mr. Groupe sprechen?«, stammelte er.
    Es verging eine halbe Minute. Dann knackte es im Hörer, und eine Männerstimme sagte: »Groupe hier.«
    Brent hielt den Mund. Ich stieß ihn wütend in die Rippen. Er nahm sich zusammen und meldete: »Es ist alles in Ordnung, Chef.«
    »Wo ist mein Geschäftsfreund?« Brent sah mich mit rollenden Augen an. »Tot, Chef«, stöhnte er.
    Am anderen Ende wurde eingehängt. Ich riss den Gangster am Arm aus der Zelle, beförderte ihn ins Auto und sprang hinter das Steuer.
    »Drei-Lilien-Bar?«, fragte ich, während ich anfuhr.
    »Kennst du den Laden, Phil?«
    »Keine Ahnung.«
    Eine Copstreife bummelte die Straße entlang. Ich trat in die Bremse und beugte mich aus dem Fenster.
    »Sergeant, ich suche die Drei-Lilien-Bar. Ist Ihnen das ein Begriff?«
    Er strahlte über sein gut genährtes Gesicht. »Zufällig, Mister, zufällig. Tat zwei Jahre in Harlem Dienst. Ist ein Laden an der Ecke 35. Straße und Hackreed Avenue. Kein besonders gutes Lokal, Mister.«
    Sein Kollege war unterdessen um unseren Wagen herumgegangen und stand auf der Steuerseite.
    »Seid ihr ins Wasser gefallen?«, fragte er misstrauisch.
    »Ungefähr das«, antwortete ich knapp und schaltete den ersten Gang ein.
    »Augenblick mal«, stoppte er mich. »Besser, ihr steigt mal aus, Leute.«
    Verdammt, ich hatte etwas Besseres zu tun, als mich mit bürokratischen Schutzleuten herumzuärgern. Ich gab einfach Gas und ließ die Kupplung los. Das Auto sprang mit einem Satz an und schoss davon. Ich ging in den zweiten Gang und dachte schon fast nicht mehr an die Polizisten, als es unter mir einen lauten Knall tat.
    Der Wagen schlitterte quer über die Straße. Ich drehte wie rasend das Steuer, aber ich kam an dem Laternenpfahl nicht mehr vorbei. Es schepperte und krachte, und dann stand die Karre.
    Das Auto hatte noch nicht genügend Geschwindigkeit gehabt, um einen ernsthaften Unfall zu bauen. Wir waren alle unverletzt. Ich nahm sofort Brent am Kragen, damit er nicht auf Fluchtgedanken kam, und zerrte ihn heraus. Phil gelangte durch die andere Tür ins Freie. Ja, und vor uns standen nun die beiden braven uniformierten Hüter der Ordnung mit gerunzelten Augenbrauen, jeder eine Kanone in der Faust und

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