KR097 - Ich contra Wild-West
unsere beiden Schutzengel?«, fragte ich, als wir eine Weile gefahren waren.
Phil, der hinten im Wagen saß, hielt scharf Ausschau.
»Nichts zu sehen. Womöglich sind sie zurückgeblieben, um Onkel Joe eine Tracht Prügel zu verabreichen.«
»Um Joe brauchst du keine Angst zu haben«, sagte ich. »Die beiden haben nicht den geringsten Grund, dem alten Mann etwas zu tun.«
Phil rieb sich die Stirn.
Es sollte sich überdies herausstellen, dass unsere beiden Schutzengel durchaus nicht bei Joe zurückgeblieben waren, sondern wieder einmal in stiller Hinterlist ein ganzes Stück Weg abgeschnitten hatten und plötzlich vor uns auftauchten.
Sie rissen ihre Pferde auf der Hinterhand hoch und rissen dann noch etwas, nämlich ihre Colts aus den Halftern. Ehe wir uns versahen, krachten zwei Schüsse, und unsere Windschutzscheibe klirrte hässlich auf.
Ich duckte mich und trat das Gaspedal durch. Wir stoben an den beiden Reitern vorbei. Dann hörte ich Phil schießen und die Antwort unserer beiden Verfolger. Sie schossen so schnell hintereinander, dass es wie eine einzige dahinrollende Explosion klang.
Gute Revolverarbeit! Gott sei Dank nicht so gut, als dass sie nun auch noch getroffen hätten.
Mein Fuß stand immer noch auf dem niedergetretenen Gaspedal. Unsere Verfolger waren wieder verschwunden. Nun sollte wohl noch mal dieser Trick mit dem Wegabschneiden kommen. Das wurde ja langweilig.
Ich schaltete die Scheinwerfer aus.
Dann sah ich sie ankommen. Sie preschten im Mondlicht über die Weide, lagen fast auf den Körpern ihrer Pferde, ich sah ihre breiten Patronengürtel glänzen, sah das metallische Glitzern ihrer Colts, die sie in der Hand hielten.
Dieser 45er Colts waren die reinsten Kanonen. Sie waren uns überlegen, da wir mit unseren kurzläufigen Polizeicolts nicht eine solche Reichweite hatten.
Ich riss den Wagen herum, raste die Böschung hinunter auf das Weideland. Ich kannte hier weder Weg noch Steg und musste in einem Höllentempo über die holprige Weidefläche rasen. Aber wir konnten uns nicht auf den Weg verlassen, da die Cowboys mit ihren wendigen Pferden uns dann immer und immer wieder den Weg abgeschnitten hätten.
Der Jeep zeigte nun, was er konnte. Oft machte er halbmeterhohe Bocksprünge, wenn wir über irgendeine Unebenheit fuhren, aber er ließ uns nicht im Stich.
Unsere berittenen Verfolger waren zäh und schienen über ausgezeichnete Pferde zu verfügen.
Sie ließen nicht locker und blieben hinter uns. Ab und zu bellte einer ihrer Colts auf.
Ich sah im letzten Augenblick einen Stacheldrahtzaun vor uns, trat auf die Bremse, dass die Räder kreischend das Gras ausradierten und riss den Wagen herum.
Ich raste an dem Zaun vorbei, der kein Ende zu nehmen schien, während unsere beiden verdammten Cowboys immer näherkamen.
Da war ein Gatter. Herum mit dem Jeep und hinein in – in eine friedlichem Träumen und gelegentlichem Wiederkäuen hingegebenen Rinderherde.
»Wenn uns jetzt auch noch wild gewordene Bullen ans Leder wollen, stelle ich meinen FBI-Ausweis einem anderen zur Verfügung«, brüllte Phil.
Ich fuhr in elegantem Schwung um die dunkle Masse der Rinder herum und wendete auf der anderen Seite.
»Bist du plötzlich verrückt geworden?«, fragte mich Phil in höchsten Diskant, als ich den Leergang hineinwarf und stehen blieb.
»Durchaus nicht, Ich möchte nur ein wenig Cowboy spielen. Pass mal auf.«
Ich schaltete die Scheinwerfer auf Fernlicht, sodass sich ein greller weißer Kegel über die unruhig gewordenen Tiere warf und drückte auf die Hupe. Das war entschieden zu viel für die braven Tiere.
Phil hatte endlich begriffen und schoss seinen Revolver leer.
Die Rinderherde erhob sich wie ein Mann, falls man das hier sagen kann, und ergriff vor uns, unserem Scheinwerferlicht und unserer Hupe die Flucht.
Ein Donnern erhob sich. Der Boden begann zu zittern.
»Das nennt man eine Stampede«, schrie ich Phil ins Ohr. »Ich habe davon einmal in einem Buch gelesen. Es soll nicht ungefährlich sein für die Menschen, die einer solchen Massenflucht erschreckter Rinder in den Weg geraten.«
Eben das widerfuhr unseren beiden Cowboys.
Ich sah, wie sie ihre Pferde hochrissen und mit ihren Revolvern in die anstürmende Herde hineinschossen. Die Tiere reagierten aber nicht mehr, sodass es unseren Cowboys ratenswert erschien, die Flucht zu ergreifen. Wir atmeten auf, untersuchten gemächlich unsere Windschutzscheibe, die zwei niedliche Löcher aufwies und fuhren zur Gun-Men-Ranch,
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