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KR114 - Ich und der Mord im Jazz

KR114 - Ich und der Mord im Jazz

Titel: KR114 - Ich und der Mord im Jazz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Mord im Jazz
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Melodiespiel, nur ab und zu von Akkorden unterbrochen, eine eintönige Bluesmelodie.
    Ab und zu heulte die Klarinette dazwischen, oder die Konzertflöte warf stechende Diskanttöne hinein.
    Jacks ausgezeichnetes Spiel wurde lauter, gehetzter.
    Ein Instrument nach dem anderen fiel ein, bis ein förmlicher Hexensabbat entstanden war.
    Dann schrie jemand auf, und die unsichtbaren Musiker sagten in langgezogenem Drawl: »Police! Poli-i-i-ce!«
    Die Geigen imitierten das Heulen eines Sirenenwagens, und der Schlagzeuger bemühte sich, aus seinen Schlaginstrumenten eine Maschinenpistolensalve herauszuholen.
    Ich betrachtete Jack Guitar Wiely, der, in rotes Licht eingehüllt, als einziger zu sehen war.
    Er saß weit vorgebeugt, sein Oberkörper zuckte rhythmisch. Er hatte die Augen weit aufgerissen.
    Plötzlich trat, während der Schlagzeuger mit seiner imitierten Schießerei das höchste an Lautstärke erreicht hatte, ein erstaunter Zug in Wielys Gesicht.
    Sein Kinn sank plötzlich auf die Brust.
    Urplötzlich verstummte die Musik.
    Nur Jack riß fahrig noch einige Akkorde aus seiner Gitarre, während er langsam nach vorn sank.
    Er hing zusammengesunken auf seinem Stuhl, als er müde und verwaschen noch eine letzte Triole spielte. Ges. Nun mußte noch die Auflösung folgen.
    Es war qäulend, wie die. Dissonanz ohne Auflösung im Raum hing.
    Jack Guitar Wiely hob noch einmal den Kopf. In seinen Augen lag ein namenloses Grauen.
    Mechanisch hob sich seine Hand, und der F-Akkord kam.
    Dann polterte Jacks Gitarre mit aufwimmernden Saiten zu Boden.
    Jack Guitar schob seine rechte Hand unter seinen weißen Frack.
    Noch einmal wurde die Gitarre laut, als der mächtige Körper des Musikers darüber stürzte.
    Seine rechte Hand wurde im Sturz nach vorn geschleudert und hing unmittelbar vor mir über der Rampe.
    Das Publikum tobte wie irrsinnig, pfiff, brüllte, trampelte.
    Ich blieb still, Phil auch.
    Uns behagte dieses Theater nicht. Das hatte so beklemmend echt ausgesehen, daß wir an all die Männer erinnert wurden, die Wir auf diese Art hatten Umfallen sehen, gute Männer und schlechte Männer mit dem Tod im Herzen.
    Das Licht im Saal ging an.
    Jack rührte sich nicht.
    Ich sah, wie die Musiker ihn beunruhigt betrachteten. Ich sah, wie der Bandleader wütend die Faust ballte.
    Anscheinend gehörte das lange Verweilen Jacks am Boden durchaus nicht zum Programm.
    Ich nehme an, daß der Bandleader in diesem Augenblick dachte: Der Kerl ist schon wieder total besoffen. So geht das nicht weiter.
    Ich blickte dann in Jacks Gesicht, das ziemlich dicht vor mir und auf der gleichen Ebene mit dem meinen auf der Rampe lag.
    Seine Augen waren weit aufgerissen.
    Ich sprang auf und faßte Jacks Hand, die über die Rampe hing. Sie war feucht.
    Ich blickte auf meine Hand.
    Sie war blutig.
    Ich schrie Phil an: »Zum rechten Ausgang!«
    Phil begriff im Bruchteil einer Sekunde und war schon auf und davon.
    Ich riß meinen Revolver aus der Achselhalfter und sprang auf die Bühne vor das Mikrofon.
    Ich behielt den linken Ausgang scharf im Auge.
    Das Klatschen verebbte. Ratlose Gesichter starrten mich an.
    Ich blickte nach oben. Dort standen die Beleuchter neben ihren Scheinwerfern und blickten mich ebenso ratlos an.
    Ich schrie zu ihnen hoch: »Polizei! Richten Sie Ihre Scheinwefer auf sämtliche Ausgänge im Saal.«
    Die Beleuchter plagten sich einen Moment mit ihrer Schrecksekunde ab und gehorchten.
    Inzwischen waren einige Musiker aufgesprungen und hatten sich zu Jack Guitar Wiely niedergebeugt.
    Die Ausgänge waren nun in blendendes Licht getaucht.
    Ich näherte mich dem Mikrofon und sagte: »Meine Damen und Herren, Sie hörten soeben ,Mord in Jazz von Jack Guitar Wiely.«
    »Er ist tot!« hörte ich einen der Musiker sagen.
    »Dann weg von der Leiche«, sagte ich, und dann wieder ins Mikrofon: »Jack Guitar Wiely ist während der Darbietung ermordet worden. Keiner verläßt den Saal!«
    Es war, als würde das aufgeregte Zappeln dort unten mit einemmal gefrieren. Alle starrten mich an. Dann brach ein Tumult los. Hysterische Schreie, Scharren, plötzliche Bewegung.
    »Jeder bleibt an seinem Platz!« schrie ich.
    Ich drehte mich zu den Musikern und zog meine FBI-Marke.
    »Das gilt auch für Sie, meine Herren!«
    Ich sah, wie Phil vor der rechts des Saales gelegenen Eingangstür stand.
    Neben ihm stand ein junger Mann mit verstörtem Gesicht. Phil hatte den Revolver in der Linken. Die Mündung seiner Waffe zeigte auf das Gesicht des jungen

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