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KR114 - Ich und der Mord im Jazz

KR114 - Ich und der Mord im Jazz

Titel: KR114 - Ich und der Mord im Jazz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Mord im Jazz
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förmlich vor Heiterkeit.
    Sein Lachen ging in ein Schreien über.
    »Er hat neben Jack gesessen«, rief einer. »Er scheint übergeschnappt zu sein.«
    Nun war diese kleine Privatvorstellung gerade das, was ich nicht gebrauchen konnte.
    Die Hysterie des Mannes, durch das Mikrofon verstärkt, entfachte im ganzen Saal erneut Aufruhr.
    Ich sprang auf ihn zu, faßte ihn an den Frackaufschlägen und schüttelte ihn.
    »Kommen Sie zu sich, Mann!« brüllte ich.
    Mein Brüllen drang vielfach verstärkt nun auch durch die Lautsprecheranlage in den letzten Winkel des Saales.
    Ich ließ den Gitarristen, der sich etwas beruhigte, los und fingerte nervös an dem Mikrofon.
    »Stellen Sie das verdammte Ding ab«, rief ich.
    »Okay«, antwortete einer der Leute von oben. »Schon geschehen, Chef.«
    Der hatte ja die Ruhe weg. Tat so, als sähe er jeden Abend so zwei, drei ermordete Gitarristen.
    Der Platznachbar Jack Wielys hatte sich zwar beruhigt, saß aber nun auf seinem Sessel und blickte mit schmalen Augen vor sich hin.
    Sehr gedämpft wurde dann das Heulen der Polizeisirene hörbar.
    Der Schlagzeuger wiederholte den Refraingesang des Jazzstückes »Murder in Jazz«.
    »Police! Poli-i-i-ce!« sang er und kicherte vor sich hin.
    Ein paar Musiker lachten kurz auf.
    Es begann sich allmählich jene überspannte und nervöse Heiterkeit bei einigen zu melden, die die Anwesenheit des Todes bei manchen Menschen hervorruft, jene Heiterkeit, die eine Art Notwehr gegen das Grauen darstellt.
    Ich hatte einmal einen Schulfreund, der mir eines Tages Mitteilung vom Tod seines Vaters machte und sich dabei ausschütten wollte vor krampfhaftem Lachen. Erst sehr viel später ist klargeworden, daß so etwas in den wenigsten Fällen auf Gefühlsrohheit beruht, sondern eher eine Art Kurzschluß der Nerven ist.
    Dann stand Captain Warren vor mir.
    Er benahm sich denkbar hilflos. Ich konnte das jedoch durchaus verstehen.
    Der erfahrene Kriminalist muß wohl in einem solchen Fall erst einmal überlegen, was zu tun ist.
    Es befanden sich immerhin an die fünfhundert Menschen im Raum.
    Die Polizei hatte die Wache an den Ausgängen übernommen. Phil war mit seinem Gefangenen neben mich getreten. Auch der riesige Privatdetektiv hatte sich voller Eifer zu uns gesellt.
    »Ich würde vorschlagen, Captain, daß Sie sämtliche Leute gehen lassen, die zu dem Mord nichts auszusagen haben. Man könnte sie ja an ein paar Beamten defilieren lassen und ihre Namen notieren«, sagte Parish.
    Captain Warren legte den Kopf etwas in den Nacken und blickte an dem baumlangen Burschen hoch.
    »Wer ist das?« bellte er.
    »Hoagy Parish, Privatdetektiv«, klärte ich ihn auf.
    »Ein Privatdetektiv!« Warren lief rot an. »Gestern wollte mir noch ein FBI-Detektiv Vorschriften machen…«
    Ich grinste unwillkürlich.
    »Heute ist es schon ein Privatdetektiv, der seine Zeit damit verbringt, ungetreue Ehemänner zu bewachen.«
    »Aber er hat recht«, sagte Phil. »Natürlich hat er recht. Aber auf die Idee wäre ich auch allein gekommen.«
    Es dauerte eine Weile, bis wir schließlich mit den Besuchern des Jazzkonzerts fertig geworden waren.
    Durch das Mikrofon waren alle, die glaubten, etwas aussagen zu können, aufgefordert worden, als Zeugen zurückzubleiben. Vier Männer hatten sich gemeldet.
    Außer diesen vier Männern waren nur noch Phil, Parish, der Liftboy, der von Phil festgenommene junge Mann und schließlich Dorothy und die Musiker im Raum. Dann natürlich noch Warren mit seinen Leuten und der Erschossene.
    Es erwies sich, daß die vier Männer alle unmittelbar hinter dem Mann gesessen hatten, den Phil mit der Pistole in der Hand erwischt hatte.
    Sie sagten alle übereinstimmend dasselbe aus: Der Betreffende sei, kurz bevor das Licht angegangen sei, aufgesprungen und zum Ausgang gelaufen.
    Captain Warren blickte den ersten der Zeugen scharf an: »Berichten Sie noch mal genau, was Sie gesehen haben. Sie werden die Sache später zu Protokoll geben müssen. Tun Sie so, als sei dies jetzt schon der Fall.«
    Der Mann räusperte sich: - »Also, die Sache war ganz genauso. Ich saß direkt hinter dem da.«
    Er zeigte auf den jungen Mann, der gar keine Notiz davon nahm, daß Phils Revolvermündung noch immer auf ihn zeigte, sondern unverwandt Dorothy anblickte.
    »Direkt hinter ihm saß ich.«
    »Inzwischen klar!« Der denkbar ungeschickte Captain Warren wurde ungeduldig. Daß dieser Mann immer noch nicht gelernt hatte, mit Zeugen umzugehen. Er war schließlich länge genug

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