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KR114 - Ich und der Mord im Jazz

KR114 - Ich und der Mord im Jazz

Titel: KR114 - Ich und der Mord im Jazz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Mord im Jazz
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Stunde etwa klingelte Mr. High an.
    »Was ist denn nun los, Jerry?«
    »Wie?«
    »Falls ich mich recht erinnere, gab ich Ihnen heute vormittag einen Auftrag, Mr. Sherlock Holmes.«
    Mr. Highs Stimme entbehrte nicht einer gewissen Schärfe.
    Ich verschluckte mich fast: »Verdammt noch mal, ich meine… Natürlich, Mr. High, ich war bei Mantegna. Er trägt eine Waffe bei sich. Einer Haussuchung steht nichts im Wege.«
    »Gut, Sie müssen das sofort zu Protokoll geben. Wie haben Sie das herausbekommen?«
    »Ich ging zu ihm rein und sagte: ,Hände hoch, Mantegna! Er reagierte prompt und riß eine Magnum aus der Tasche.«
    Mr. High stöhnte auf.
    »So etwas Plumpes, Jerry. Also doch kein Meisterdetektiv. Sherlock Holmes würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das wüßte. Aber Hauptsache ist ja, daß es geklappt hat.«
    Ich besorgte mir von einem Kollegen, der so ein Musikfan war, daß er selbst im Office nicht ohne sein konnte, einen Plattenspieler. Phil machte große Augen, als er mi'ch hereinkommen sah. Ich legte »Wait and See« auf.
    Ja, das war es, was sie gestern gesungen hatte.
    I shall be loving you through all eternity, but if yltou don’ believe me, wait and see.
    My heart will still be true, when stars on high have flickered out like little candles in the sky.
    Phil sagte: »Ich hab’ mal einen Film gesehen, in dem sich der Regisseur folgende kitschige Szene geleistet hat…«
    »Ein Idiot wurde gezeigt«, sagte ich, »eben der Held des Filmes, der Abend für Abend eine Schallplatte spielte, auf der eine bestimmte Frau ein bestimmtes Lied sang. Der Held machte dazu melancholische Augen und betrank sich völlig.«
    Phil öffnete ein paarmal den Mund und fragte schließlich: »Woher weißt du das?«
    »Ich habe den Film auch gesehen. Der Unterschied ist nur der, daß ich keine melancholischen Augen mache und auch nicht vorhabe, mich vollaufen zu lassen. Ich fühle mich absolut wohl und hoffe, daß es bald was zu essen gibt.« Phil verschwand.
    Die Platte war zu Ende, das heißt, Dorothys Lied war zu Ende.
    Eine Stimme sagte: »Sie hören eine Langspielplatte der Golden Disk. Als nächstes folgt eine weitere Nummer der Nobras Rhythm Band, arrangiert von Jack Guitar Wiely, Solist Jack Guitar Wiely: ›Murder in Jazz.‹«
    Ich schaltete ab. Ich empfand es als eine Geschmacklosigkeit, hinter diesen herrlichen Song von Dorothy eine so blutrünstige Nummer wie »Mord in Jazz« zu setzen.
    Als Phil wieder hereinkam, fragte ich: »Gehst du mit ins ,Haado?‘«
    »So, wie die Dinge liegen, nehme ich an, daß du nach der Vorstellung noch was vorhast.«
    »Richtig.«
    »Wozu du mich nioht gebrauchen kannst.«
    »Richtig.«
    »Na gut, ich komme mit. Ich kann ja mal sehen, ob die Zigarettenverkäuferin ihren Liftboy noch hat.«
    ***
    Das »Haadoo« war keine riesige Musichall, sondern legte in seiner architektonischen Gestaltung Wert auf Intimität.
    Sie machten exklusiven Jazz und wollten offenbar auch nur exklusive Leute.
    Es paßten schätzungsweise fünfhundert Leute in den kleinen Kellersaal, und die Eintrittspreise waren ganz schön gesalzen. Im Erdgeschoß war ein Kino.
    Wir waren über eine schmale Treppe hinuntergegangen.
    Hinter der großen Schwingtür lag ein mit Velours ausgelegter Gang, der nach beiden Seiten um den Konzertsaal herumführte.
    Die beiden mit einem Vorhang und einer Tür versehenen Eingänge lagen zu beiden Längsseiten des Sälchens.
    Dank der Bitte, die Dorothy auf ihre Karte gekritzelt hatte, hatten wir zwei Karten für die erste Reihe bekommen.
    Der Saal war voll besetzt.
    Dann kam die Band und wurde mit tosendem Beifall empfangen.
    Die Band bestand aus fünf Gitarristen, einem Schlagbaß, dem Schlagzeuger, fünf Geigen, einer Klarinette, einer Konzertflöte und dem Piano.
    Dorothy war nicht dabei. Sie kam wohl nur zu ihren jeweiligen Nummern auf die Bühne.
    Ganz vorn sah ich Jack Guitar Wiely.
    Eine Viertelstunde lang hörte ich geduldig zu. Sie spielten progressiven Jazz, für den Kenner eine Delikatesse.
    Ich hörte nur mit halbem Ohr hin und wartete ständig auf das Auftreten von Dorothy.
    Nun wurde auch zu allem Überfluß noch Jack Guitar Wielys »Murder in Jazz« angesagt.
    Es war eine recht effektvolle Angelegenheit. Der Schlagzeuger markierte eintönig daherklappernde Schritte, Die Bühne wurde tief dunkel, und ein schwacher Scheinwerfer hob nur noch schwach erkennbar die Umrisse Jack Guitar Wielys in rotem verschwimmendem Licht aus der Dunkelheit heraus.
    Jack Wiely spielte im

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