KR127 - Ich bluffte den Hafenboß
Schädel lädiert, aber bevor es zu Tätlichkeiten kam, griff Lugger ein:
»Schluss!«, rief er. »Das Messer weg, Kenny! Lass das Stuhlbein fallen, Billy!« Ich ließ gehorsam den Stuhlrest fallen. Forbes wollte nicht gehorchen, aber Lugger trat ihm in den Weg.
»Wird’s bald«, knirschte er, und jetzt gehorchte der Gangster.
»Ich erwische ihn noch«, stieß er zwischen den Zähnen hervor, ließ die Klinge zurückschnappen und steckte das Messer ein. Ich wandte mich um und sah den Grund für Luggers Eingreifen. An der Tür stand Al Fend und blickte wortlos auf das Getümmel, das ich angerichtet hatte.
Ich kümmerte mich nicht um ihn, sondern bemühte mich um Pedro Gomez, der nun zum zweiten Mal durch mich eine Tracht Prügel bezogen hatte, wenn auch dieses Mal indirekt. Ich richtete ihn auf und sprach ihm tröstend zu. Ich versicherte ihm, wie Leid es mir täte, und ich hatte sogar das Gefühl, er glaubte den verdammten Unsinn, den ich ihm vorkaute. Dabei passte ich scharf auf, dass mir kein Wort der Unterredung zwischen Lugger und Fend verloren ging.
Diese Unterredung war nur kurz.
»Was willst du?«, fragte der Ex-Boxer.
»Ist der Chef da?«
Lugger lachte. »Kommst du, um zu Kreuze zu kriechen? Hast es dir überlegt?«
»Vielleicht«, antwortete Fend. »Wann kommt der Chef?«
»Kann sein, in einer halben Stunde.«
»Kann ich auf ihn warten?«
»Kannst du, mein Junge, aber nicht hier. Scher dich nach draußen!«
Fend gehorchte wortlos. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, triumphierte Trux Lugger: »Habt ihr gehört, Jungens. Al Fend will klein beigeben. Donald Kent ist ein Genie. Er weiß, wie man die Hafenschweine anfassen muss, um sie zur Raison zu bringen.«
Er bekam keine Antwort. Wir hockten muffig auf unseren Stühlen herum.
Die Atmosphäre in der Hütte war gar nicht gut. Steve Comb kühlte sein Kinn. Ich freute mich. Wenn ich Unfrieden und Uneinigkeit unter die Gangster tragen konnte, so hatte ich schon viel erreicht.
Pedro Gomez und ich sprachen miteinander. Gomez floss über vor Dankbarkeit, dass ich ihn vor weiteren Prügeln durch Forbes und Comb bewahrt hatte. Er schien ganz vergessen zu haben, dass ich ja überhaupt die Ursache dieser Prügel gewesen war. Er versprach mir ’ne Menge Dinge, die er mir besorgen wollte, und ein hübsches Mädchen war noch das Geringste darunter.
Dann flog die Tür auf, und Donald Kent, gepflegt und elegant wie immer, erschien. Hinter ihm Al Fend, der bescheiden an der Tür stehen blieb.
»War was los?«, fragte der Hafen-Boss, als er Gomez’ und Combs lädierte Fassaden bemerkte.
»Nur ’ne interne Auseinandersetzung«, antwortete Lugger.
Kent wandte sich Al Fend zu.
»Ich habe dir gesagt, du sollst dich 14 Tage nicht hier blicken lassen. Was willst du jetzt schon?«
Fend antwortete nicht sofort, und Donald fuhr in selbstzufriedenem Ton fort: »Du hast also eingesehen, dass ihr im Unrecht seid. In Ordnung/ich bin nicht nachtragend. Wenn du versprichst, in Zukunft Ruhe zu geben, dann soll Trux dich morgen wieder zur Arbeit zulassen.«
»Von Versprechen kann keine Rede sein«, entgegnete der dunkle Al langsam. »Ich will was anderes von dir, Donald. Du zahlst mir aus der Kasse den vollen Lohn für alle Tage, die ich nicht zur Arbeit zugelassen worden bin, und ab morgen machst du mich zum Ladeführer für jede Schicht.«
Sekundenlang lag tiefes Schweigen in der Hütte. Lugger stand langsam auf. Ich schob meinen Stuhl herum, um nötigenfalls eingreifen zu können.
»Was?«, fragte Kent, als habe er kein Wort verstanden.
»Ich will Ladeführer werden«, wiederholte Fend. »Ich denke, du wirst es tun, sonst gehe ich zur Polizei und erzähle Ihr, dass ich gesehen habe, wie Chris Mamun von Lugger und Comb in deinem Motorboot fortgeschafft wurde, und dann, so denke ich, bist du dran, Donald Kent.«
Lugger schoss auf Al zu, aber ich war schneller. Ich fuhr von meinem Stuhl hoch, warf mich dazwischen, packte Al an der Jacke und brüllte: »Lasst mich den Burschen zusammenschlagen.« Dabei drückte ich den Hafenarbeiter so gegen die Tür, dass sie aufflog, und wir im Handumdrehen halb im Freien standen. Ich dachte mir, dass Kent eine Verprügelung in aller Öffentlichkeit nicht zulassen würde.
Fend riss sich auf ein Augenzwinkern von mir los. Er trat einige Schritte zurück und stand jetzt ganz im Freien.
Im Haus sagte Kents schneidende Stimme kalt und ruhig: »Komm herein, Fend.«
Al schüttelte den Kopf. Er grinste sogar ein wenig. Dass
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