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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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ersten Blick, dass er total besoffen sein musste. Er schwankte wie eine Pappel im Sturm. Hin und wieder fiel er nach vorne und krabbelte auf allen Vieren weiter. An den Pfosten zog er sich in die Höhe.
    Vor Fends Wohnung stoppte er, lehnte sich gegen die Tür und hämmerte mit der Faust.
    »Al«, lallte er, »komm heraus, Al. Hier ist Softy. Du bist Ladeführer, und ich bin Ladeführer. Wir wollen zusammen, zusammen eins trinken.«
    Ich pfiff unhörbar durch die Zähne. Das also hatte sich Kent ausgedacht. Softy Muck, der zwar allgemein als Spitzel verrufen war aber sonst als harmlos und Feigling galt, sollte Fend aus dem Haus locken. Der Hafen-Boss dachte sich natürlich, dass Fend der Aufforderung eines seiner Leute nicht folgen würde und hatte also Muck mit dieser Aufgabe betraut. Ich war mir nur noch nicht darüber im Klaren, ob Muck tatsächlich betrunken war oder nur die Rolle spielte. Bei allem Lärm, den er gemacht hatte, sprach er für einen Mann, der seine Nase zu tief in den Whisky gesteckt hatte, zu leise.
    »Was ist los?«, hörte ich jetzt Fends Stimme hinter der Tür. Muck wiederholte seine Litanei, dass er also Ladeführer sei, und dass Fend Ladeführer sei, und dass man darauf einen heben müsse. Fends Reaktion nahm einige Sekunden in Anspruch. Wahrscheinlich gab ihm Phil erst Anweisungen, was er antworten sollte. Dann kam diese Antwort: »Du bist verrückt, Softy. Scher dich nach Hause! Ich liege schon im Bett.«
    Softys Antwort war viel zu logisch, um von einem Betrunkenen zu stammen.
    »Dann bringe mich doch bitte nach Hause, Al«, klagte er weinerlich. »Ich komme nicht vom Fleck. Ich bin… zu blau.«
    Ich lauerte gespannt, was Phil jetzt tun würde. Ich sah, dass Forbes einen Gegenstand in der Hand hielt. Ich hatte keine Waffe bei mir, aber ich spannte mich, um ihm nötigenfalls vom Podest herunter in den Nacken zu springen.
    Da flog die Wohnungstür auf. Phil stand breitbeinig im Rahmen, seine Waffe in der Hand.
    Durch Softy Mucks Körper ging ein Ruck. Er war also nicht betrunken.
    Kenny Forbes sprang vor. Er hob die Hand, in der er einen 75-er Militärrevolver hielt.
    »Die Pfoten hoch, Al…«, zischte er, »und…« Er erkannte, dass nicht Fend vor ihm stand. »Verflucht!«, brüllte er.
    Ich sah genau, wie er den Finger krumm machte.
    Alles spielte sich gleichzeitig ab. In genau dem Augenblick, in dem Forbes durchzog, wandte sich Softy Muck ihm zu. Vielleicht wollte er ihn fragen, was denn jetzt zu tun sei, aber er kam nicht mehr dazu, seinen Mund aufzutun. Er erhielt – wie wir später feststellten – alle drei Kugeln, die Phil zugedacht waren. In das Krachen von Forbes Revolver mischte sich das Bellen von Phils Null-Acht. Kenny Forbes Gesicht nahm den Ausdruck sprachlosen Erstaunens an. Die Waffe polterte aus seiner Hand. Er knickte in die Knie und brach über Softy Muck zusammen, der schon regungslos am Boden lag.
    Ich hetzte in einem einzigen Sprung aus dem Versteck. Ich wollte die Treppe hinunter, aber ich hörte das Aufheulen eines Motors und wusste, dass eine Verfolgung von Forbes Kumpanen zwecklos war.
    Ich stoppte, beugte mich zu Forbes und Muck hinüber. Sie waren tot. Rasch stieß ich Phil in Fends Wohnung und schloss die Tür. Fend stand im Korridor und war bleich. Aus dem Schlafzimmer drang das Weinen seiner Kinder.
    Ich drückte Phils Revolver in Fends Hand. »Gehen Sie hinaus«, flüsterte ich hastig. »Die Leute im Haus werden fragen. Sagen Sie, Sie hätten die beiden erschossen. Lassen Sie die Polizei benachrichtigen. Mit der Polizei spricht dann schon mein Freund Phil. Gibt es eine Möglichkeit für mich, ungesehen aus der Wohnung zu kommen?«
    »Die Feuerleiter«, antwortete Fend. »Von der Küche aus.« Er ging auf die Treppe hinaus, auf der die aufgeweckten Hausbewohner sich zu sammeln begannen.
    Phil kam mit in die Küche. Ich stieß das Fenster auf und kletterte auf den ersten Tritt der Feuerleiter. Wahrend ich mit den Beinen schon draußen hing, gab ich Phil letzte Verhaltensmaßregeln.
    »Setze dich mit High in Verbindung. Er soll die Ortspolizei informieren, damit die Burschen nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen. Es hat keinen Zweck, jetzt schon Donald Kent festzunehmen, nur weil Forbes mit einer Kanone herumgefuchtelt hat. Er wird sagen, es ging ihn nichts an, und zieht den Kopf aus der Schlinge. Die Polizei soll sich durchaus auf den Standpunkt stellen, dass es eine private Knallerei zwischen Fend, Forbes und Muck gewesen sei. Verstanden?«
    »In

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