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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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und in dem Augenblick, in dem er das tut, werde ich ihm etwas Böses erzählen, und wenn ich dann mit ihm gemeinsam bei Ihnen einen Besuch im FBI mache, bringe ich sein Geständnis, das die ganze Bande endgültig dem Zuchthaus oder gar dem Henker ausliefert, gleich mit.«
    High überlegte einige Augenblicke. Dann erklärte er sich einverstanden. Ich wollte schon einhängen, als mir noch etwas einfiel. »Hören Sie noch, Chef? Am besten sagen Sie Fend nichts davon, dass er sich noch in Gefahr befindet. Ich werde schon aufpassen, dass ihm nichts Ernsthaftes zustößt.«
    Später stellte sich heraus, dass mir dieser Satz besser nicht eingefallen wäre.
    ***
    Ich zog also mit Steve Comb noch vor Morgengrauen in die Bude in der Chrowstreet. Bude ist durchaus der richtige Ausdruck. Es war ein Dachzimmer in einem Haus, in dem es penetrant nach Fisch roch. Das Loch war so klein, dass wir uns kaum bewegen konnten, ohne den anderen zu berühren. Wie angenehm das für zwei Leute ist, die sich nicht besonders leiden mögen, kann man sich vorstellen. Mir machte es noch relativ wenig aus, Combs ewige Zahnstocherei zu sehen. Ich lag gewöhnlich auf meinem Bett und schlief auf Vorrat. Aber er wurde von Tag zu Tag nervöser.
    Nur nach Einbruch der Nacht gingen wir hinunter, holten uns etwas zu essen und auch schon einmal einen Drink.
    In den Zeitungen stand nicht viel über die Sache vor Fends Wohnung. Die Blätter taten den Fall mit »Schießerei im Hafen« auf der fünften Seite ab.
    Drei Tage und drei Nächte blieben wir in dem Dachzimmer. Je länger es dauerte, desto mehr gewöhnte sich Comb an Alkoholisches. Er vertrug eine Menge. Richtig betrunken wurde er nie, nur seine Augen bekamen zum Schluss einen stieren Ausdruck, und er glotzte mich damit so intensiv an, dass ich es selbst dann spürte, wenn ich ihm den Rücken zudrehte. Steve Comb war eine ganz schöne Wucht von einem Ganoven. Er hatte irgend etwas von einer Pantherkatze an sich. Er war fähig, bis zum letzten Atemzug zu hassen, bis zu seinem letzten Atemzug selbstverständlich. Seinen Feind würde er selbst noch über das Grab hinaus mit Hass verfolgen, und wenn wir hier auch in einem Zimmer lagen und er der Meinung sein musste, dass wir am gleichen Strick zogen, als seinen Feind betrachtete er mich dennoch. Na schön, ich schlief deswegen nicht schlechter.
    Die Abendzeitungen brachten dann endlich die Sensation, und sie brachten es jetzt auf der ersten Seite:
    »Polizei verhaftet gesamte Leitung der Hafen-Gewerkschaft.«
    »Gewerkschaftsleiter Donald Kent in Wahrheit Führer einer Gangsterbande?«
    Comb stocherte noch heftiger in seinen Zähnen.
    »Los, jetzt müssen wir uns ranhalten«, forderte er mich auf. Ich glaube, es war der erste Satz, den er in den drei Tagen sprach.
    »Und wie willst du an Fend herankommen?«, fragte ich faul.
    Darauf wusste er auch keine Antwort.
    Er versank in intensives Brüten. Das Brüten dauerte fast bis Mitternacht. Ohne ein weiteres Wort zog er sich dann die Jacke aus, legte sich aufs Bett und löschte das Licht.
    Ich tat es ihm nach, und ich schlief tatsächlich ein.
    Um vier Uhr weckte er mich.
    »Anziehen«, sagte er knapp.
    Wir verließen das Haus. Er schlug die Richtung zur Wohnung Al Fends ein.
    Ich wusste, dass er eine Pistole im Schulterhalfter trug, das er nie ablegte, wenigstens nicht, solange ich mit ihm zusammen wohnte. Ich war etwas beunruhigt, aber ich würde ihm schon auf die Finger hauen, falls er auf den Gedanken kommen sollte, die Kanone zu ziehen.
    Wir verkrochen uns in eine Toreinfahrt, die Fends Wohnung genau gegenüber lag. Pünktlich eine Viertelstunde vor fünf Uhr kam Al aus der Haustür. Ich spannte mich, aber Comb rührte sich nicht und ließ den Mann ungeschoren den Weg zum Europaquai einschlagen.
    Steve Comb war gar nicht so dumm. Er hatte sich gedacht, dass nach der Verhaftung Kents, Luggers, Vincons und Gomez irgendwer die Arbeitsverteilung besorgen müsste, dass Fend das übernehmen würde, und dass er daher wie früher jeden Morgen vor fünf Uhr vorbeikommen würde.
    Noch bevor es richtig hell wurde, machten wir uns wieder auf den Weg zu unserm Dachzimmer. Unterwegs würdigte mich Steve einer längeren Ansprache.
    »Morgen um die gleiche Zeit fangen wir ihn uns«, sagte er. »Ich besorge einen Wagen und stelle ihn in die Einfahrt, in der wir heute gestanden haben. Sobald Fend erscheint, springst du ihn an und schlägst ihm über den Schädel. Am besten nimmst du ein kurzes Eisenstück. Schlag fest zu.

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