KR127 - Ich bluffte den Hafenboß
Abzug zu spielen, sonst wären wir sie jetzt beide los.«
Er richtete sich auf. »Natürlich wird es Unannehmlichkeiten geben. Die Polente wird hier auftauchen und herum schnüffeln. Fend wird seinen Mund nicht halten, und wenn er auch nicht viel weiß, vielleicht genügt es, uns in Schwierigkeiten zu bringen.«
Er machte eine Pause und sah langsam von einem zum anderen.
»Al Fend«, sagte er mit großer Bestimmtheit, »Al Fend muss weg! – Ich brauche keinen Zeugen, der gegen mich vor Gericht aussagt. Wir müssen damit rechnen, dass wir vorübergehend hochgenommen werden. Natürlich werden wir eine Kaution stellen und in einigen Tagen wieder frei sein, aber sobald wir im Kittchen sitzen, besteht die Gefahr, dass die Meute der Hafenarbeiter mutig wird, zu den Behörden rennt und allen möglichen Unsinn gegen uns vorbringt. Genau also in dem Augenblick, in dem wir verhaftet werden, müssen wir sie erst recht einschüchtern, und es gibt dazu kein besseres Mittel, als Al Fend verschwinden zu lassen. Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Der gefährlichste Zeuge scheidet aus, und die Arbeiter merken, dass sie selbst dann noch nicht den Mund aufmachen dürfen, wenn wir für einige Augenblicke – er grinste – unpässlich sind.«
»Gut«, grunzte Lugger, »aber wie willst du Fend an den Hals, wenn wir alle hinter schwedischen Gardinen sitzen?«
»Es dürfen einfach nicht alle hochgehen. Zwei müssen draußen bleiben, und diese zwei müssen es Fend besorgen.«
»Du bist der eine davon, Steve«, wandte er sich an Comb. »Du hast die beste Praxis, Unfälle zu organisieren, aber dieses Mal muss es mehr als ein Unfall sein. Fend muss verschwinden, spurlos verschwinden, und er darf nie wieder auftauchen, höchstens als Skelett.«
Er zeigte auf mich. »Diesen Whisky-Helden nimmst du mit. Er wird dir die entsprechenden Handlangerdienste leisten. Protestiere nicht. Ich habe ihn mit Absicht ausgewählt. Billy gehört noch nicht lange zu uns. Wenn die Polizei zwei von uns nicht fasst, Lugger und mich zum Beispiel, wird sie eine große Fahndungsaktion starten. Um ihn werden sie sich nicht groß kümmern. Er ist ein unbeschriebenes Blatt. – Ich habe für euch ein Dachzimmer in der Chrowstreet besorgt. Ihr geht jetzt sofort dorthin und rührt euch nicht früher dort weg, bis ihr von mir Nachricht bekommt. Macht euch auf die Socken!«
»Kann ich nicht wenigstens meine Zahnbürste holen gehen, Boss«, sagte ich traurig. »Und ’ne halbe Flasche Gin habe ich auch noch auf meinem Zimmer.«
»Verrückt!«, schrie mich Lugger an, aber Donald Kent winkte ab. »Lass ihn gehen, Trux. Sie werden heute Nacht nicht mehr nach ihm suchen.«
Ich durfte also verschwinden und torkelte von dannen, aber sobald ich außer Sichtweite war, fiel ich in Trab. Meine Zahnbürste war mir, bei aller Liebe zur Hygiene, schnurz. Ich brauchte nur fünf Minuten, um zu telefonieren, und die hatte ich jetzt. Während ich also zur nächsten Telefonzelle lief, hatte ich allerhand hochachtende Gedanken für Donald Kent. Der Hafen-Boss war ein harter Junge. Selbst der Tod von zwei seiner Leute warf ihn nicht aus dem Anzug. Kalt wie die Schnauze eines gesunden Hundes, kalkulierte er selbst die Tatsache ein, dass er für einige Tage ins Kittchen musste. Dass er wieder herauskam, war für ihn selbstverständlich, und alle seine Gedanken blieben darauf gerichtet, wie er seine Macht behaupten konnte.
Ich grinste. Er hielt mich für einen mehr oder weniger idiotischen Muskelprotz, der seine Vorliebe für den Whisky nicht zu zähmen wusste, und er hatte keine Ahnung, dass ich es gewesen war, der ihn ursprünglich vor den schwedischen Gardinen bewahren wollte, und der jetzt dafür sorgen würde, dass er seinen Vermutungen entsprechend dahinter kam.
In der Telefonzelle wählte ich die Privatnummer von High. Er meldete sich sofort.
»Sie sind’s, Jerry? -- Ich sprach vor einer Viertelstunde mit Phil. Er richtete mir Ihre Wünsche wegen der Schießerei aus. Ich habe sie schon der Distriktpolizei weitergegeben.«
»Die Uniformierten werden uns für verrückt halten, Chef«, sagte ich fröhlich. »Die Dinge haben sich geändert. Ich möchte, dass in spätestens drei Tagen Donald Kent und seine Leute verhaftet werden, außer Steve Comb und mir«. In wenigen Sätzen erläuterte ich ihm Kents Plan. »Wenn sie ihn eingesperrt haben, wird er Comb und mir befehlen, Al Fend umzulegen. Wir werden die Sache organisieren, Comb wird versuchen, Fend etwas Böses anzutun,
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