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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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als ich ihm die Waffe aus der Hand trat, kapierte er, dass er nur noch den Hauch einer Chance besaß, und er entschloss sich, ihn wahrzunehmen.
    Er rollte sich nach hinten weg. Bevor ich es verhindern konnte, stand er auf den Füßen und tat zwei, drei große Sätze nach der Stelle, wo seine Pistole lag.
    Ich war nicht langsamer als er. Von einem Fußtritt flog die Kanone zehn Schritte weiter. Er griff ins Leere. Eine Sekunde lang sahen wir uns genau in die Augen. Er stieß einen wilden, knurrenden Laut aus und griff an.
    Ich trug den Schraubenschlüssel noch in der Tasche. Ich hätte ihn leicht niederschlagen können, aber ich war viel zu scharf darauf, ihm heimzuzahlen, und ich musste ihn demoralisieren.
    Ich fing seinen Angriff ab. Er traf nur meine Schulter. Er versuchte, mir in den Magen zu treten. Ich sprang einen Schritt zurück. Er fiel fast von der eigenen Wucht hin.
    Er brauste wieder heran, aber dieses Mal schlug ich vor ihm. Er bekam zwei Treffer auf die Ohren und einen wuchtigen Hieb auf die Augenbraue, die unter meinen Knöcheln sofort aufplatzte. Ich sah genau, wie ein erstes Erschrecken, ein Schimmer von Ratlosigkeit und Verzweiflung über sein Gesicht huschte, in das das Blut aus der Brauenwunde rote Linien zu ziehen begann.
    »Es steht schlecht für dich, Steve«, sagte ich langsam. Mit verdoppelter Wut griff er an, und genau das wollte ich. Er musste sich abzappeln, musste müde und hoffnungslos werden, damit er alles sagte, was ich wissen wollte. Nur einen völlig verzweifelten Steve Comb konnte ich zum Reden bringen. Er hatte bei seinem neuen Angriff Glück und erwischte mich einmal in der Magengrube, aber ich konnte es verdauen. Ich revanchierte mich mit einem Kinnhaken. Er taumelte ein halbes Dutzend Schritte zurück, kam aber sofort wieder.
    Er schien einzusehen, dass er mit Boxen nichts ausrichten konnte und versuchte, mich im Sprung zu fassen. Ich brachte die Arme rechtzeitig hoch, legte die Hände unter sein Kinn und drückte zu.
    Er keuchte bereits. Das Blut mischte sich mit dem Schweiß von seiner Stirn. Sein Gesicht war ganz nahe vor dem meinen, und in dieses Gesicht hinein sagte ich ruhig: »Du gibst dir vergebliche Mühe, Steve. Ich kann es viel besser als du.«
    Blitzschnell lockerte ich den Griff meiner Hände, legte ihm die Arme um die Hüften, nahm das Knie zur Hilfe und stieß zu. Er taumelte rückwärts und krachte auf das Pflaster. Mit ausgebreiteten Armen blieb er liegen. Ich stellte mich breitbeinig über ihn.
    »Hast du genug, Steve?«, fragte ich.
    Er kam noch einmal hoch. In seinen Augen stand eine große, törichte Wut. Ich kannte diesen Blick. Es ist der Blick der Männer, die ihre letzten Kräfte sammeln. Danach kommt der Zusammenbruch.
    »Du Hund!«, stieß Comb hervor und stürzte sich auf mich. Ich schlug ihm einfach die Deckung herunter, griff nach und bekam ihn an den Jackenaufschlägen zu fassen.
    »Jetzt kommt dein Ende, Steve«, sagte ich leise. »Denke an die Leute, die du geschunden hast und denke an Monthly, Brook, Burt und Mamun. Du bist an ihrem Tod beteiligt.«
    Ich stieß ihn zurück und setzte nach. Ich weiß nicht, wohin ich ihn traf. Er wehrte sich verzweifelt, und ich nahm sogar den einen oder anderen Hieb, aber es saß kein Druck mehr dahinter. Ich prügelte ihn vor mir her, bis er mit dem Rücken an der Mauer des Schuppens lehnte, und dort schlug ich ihn zusammen. Ich bohrte meine Faust in seine Leber, und ich schlug ihm die Rechte mitten in sein Blut verschmiertes Gesicht.
    Ich trat zurück. Steve Comb hielt die Augen geschlossen. Langsam, wie bei einer Zeitlupenaufnahme sackte er an der Mauer herunter, bis er den Boden berührte. Dann kippte er nach rechts um und rührte sich nicht mehr.
    Ich sah mich nach Al Fend um. Er stand einige Schritte weiter, neben ihm Phil. Sie kamen auf mich zu.
    »Ich hätte Ihnen geholfen, Mister Cotton«, rief Fend, »aber Ihr Freund hielt mich zurück.«
    »Du verstehst«, sagte Phil lächelnd. »Ich sah, dass es dir Spaß machte.«
    »Und außerdem war es nötig. Wir sind noch nicht fertig mit ihm. Fasst an und lasst ihn uns hineintragen.«
    Wir schleppten den bewusstlosen Comb in den Lagerschuppen. Es war ein völlig verrottetes, zweistöckiges Gebäude, in dem die Ratten die eigentlichen Herrscher waren. In der Mitte stand noch der Steinsockel einer ehemaligen Wärterkabine. Der Glasaufbau war längst zersplittert, aber ein wackeliger Tisch und zwei brüchige Stühle befanden sich noch in dem zimmergroßen

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