KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst
sechzehn.«
»Zeigen Sie uns den Weg«, forderte ich ihn auf und setzte mit einem freundlichen Lächeln hinzu: »Das wird Sie hindern, zu telefonieren, sobald wir aus dem Raum sind.«
Er trottete gehorsam vor uns her und führte uns über das Riesengelände zum Studio sechzehn. Gegen die MGM war die CPC, bei der ich war, ein Zwerg, und das Studio sechzehn war wahrscheinlich so groß wie alle drei Studios der Kulturfilmgesellschaft miteinander.
Im Innern sah der Laden so ähnlich aus wie unser, nur alles entsprechend überdimensioniert. Über den Türen brannte rotes Licht, ein Zeichen dafür, daß sie bei der Aufnahme waren, und eigentlich durfte ich nicht eintreten, aber ich störte mich einen feuchten Kehricht daran. Der Pförtner entfloh schreckensbleich, als wir auch dieses heilige Grundgesetz Hollywoods, bei einer Aufnahme niemals zu stören, mit Füßen traten.
Sie drehten offenbar gerade einen ihrer historischen Super-Monster-Schinken. In der Studiomitte wimmelte es von Herren und Damen in prachtvollen Kostümen, die sich in sehr kunstvollem Reigen umeinander drehten.
Ich hielt Ausschau nach Berry. Es dauerte eine ganze Weile, aber dann erblickte ich ihn. Er hatte ziemlich viel Leder am Körper, riesige Stulpenstiefel und -handschuhe und ein Degengehänge aus Leder. Den zugehörigen Degen hielt er bereits in der Hand. Er schien den Anführer einer Rotte Kerle zu spielen, die alle ähnlich gekleidet waren. Sie befanden sich offenbar noch außerhalb der Szene, denn sie standen hinter einer großen Flügeltür, die den Saal mit den Tanzenden abschloß. Ich sah, wie Berry ein Zeichen gegeben wurde. Er hob den Degen, seine Kumpane taten es ihm nach, scharten sich dicht um ihn, schoben alle die linke Schulter vor, als wollten sie die Tür einrennen. Dann stimmten sie ein gewaltiges Gebrüll an, und während die Tür durch einen elektrischen Mechanismus aufgerissen wurde, stürmten sie in den Ballsaal, als hätten sie die Tür aufgebrochen.
Wenn ich richtig verstand, so riefen sie: »Tod dem Verräter! Nieder mit dem Verräter!« In Berrys Mund klang das wie ein hübscher Witz.
Die Damen im Ballsaal kreischten und flohen mit gerafften Röcken. Die Herren zogen ihrerseits die Degen, und es begann das allgemeine großen Degenfechten, das in Hollywoods historischen Schauspielen der Höhepunkt und das Zeichen dafür zu sein pflegt, daß man gleich endlich an die frische Luft gehen darf.
Mit drei Kameras gleichzeitig filmten sie das Degengetümmel, und da tat ich etwas, was eigentlich Unsinn war, aber ich tat es, weil es mir Spaß machte. Vielleicht auch war es ein Protest gegen das ganze verteufelte Hollywood, ein Protest, daß sie den Unsinn, den sie fabrizieren, so ernst nehmen. Kurz und gut, ich schmiß die Szene, und ich bin überzeugt, es war mein einziger Auftritt vor einer Kamera, der etwas taugte, und gerade ihn haben sie herausgeschnitten.
Ich trat also in meinen Anzug aus dem zwanzigsten Jahrhundert mitten in das Geraufe, das ein paar Jahrhunderte früher lag. Eine Seeschlange hätte keinen besseren Effekt erzielen können. Sie waren alle, Damen wie Herren, vor Entsetzen einfach gelähmt. Die Degen sanken herab, die Münder standen offen, das Verrätergeschrei erstarb.
Ich aber schob mit leichter Hand zwei, drei wilde Gesellen, die mir im Weg standen, zur Seite und trat auf Berry zu. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und sprach gemäßigt feierlich: »In meiner Eigenschaft als Beamter des Bundeskriminalamtes verhafte ich Sie wegen des dringenden Verdachts auf Unterstützung verbrecherischer Taten. Aufgrund des Gesetzes bin ich zu dieser vorläufigen Verhaftung auch ohne Haftbefehl berechtigt.«
Er stand da und starrte mich an, und da ritt mich der Satan.
Ich sagte wie weiland die Offiziere, wenn der Gegner sich ergeben hatte: »Überreichen Sie mir Ihren Degen!«
Ich weiß nicht, ob er noch so in seiner Rolle war. Jedenfalls tat er es.
Bis zu diesem Augenblick hatte sich alles in dem gelähmten Schweigen abgespielt, aber jetzt brach der Sturm los, und die Wellen schlugen über mir zusammen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wer alles auf mich einschrie, aber es müssen so an die zwei Dutzend Menschen gewesen sein, und jeder einzelne hatte die Fähigkeit zum Feldwebel in der Armee. Ich ließ sie toben und hielt nur meinen Berry fest, und als sie sich einigermaßen ausgeschrien hatten, sagte ich sehr ruhig: »Ich habe diesen Mann hier verhaftet, weil ich es für nötig halte. Alles andere
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