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KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

Titel: KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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eines anschleichenden Tigers, erkannte den Gangster, stutzte, hüpfte auf den Barhocker, bestellte den Drink, Coole zog die Kanone, Addams schüttete das Wasser.
    »Sehen Sie, Cotton«, strahlte er. »So wird es gemacht. Wie Sie den Gangster dann fertigmachen, das ist Ihre Sache. Das sollen Sie ja Ihren Kollegen zeigen. Los, noch eine Probe.«
    Ich tat es ihm nach, alles von vorne. Hereinkommen, bestellen, Cooles Revolverziehen, mein Whiskyverschütten, und dann hatte ich mir überlegt, daß man in solchen Fällen am besten kurz und trocken zuschlägt, bevor der Gegner Zeit hat, den Hahn zu berühren. Ich schlug also kurz und trocken zu. Coole gurgelte und landete irgendwo in den Kulissen, riß eine bemalte Leinwand herunter und mußte sein Kinn kühlen, obwohl er doch nun schon das dritte Glas Wasser ins Gesicht bekommen hatte. Addams beschimpfte mich, daß ich richtig zugeschlagen hätte, und bemühte sich, mir den Unterschied zwischen Film und Wirklichkeit klarzumachen.
    Ich werde Sie mit dem Rest der Erzählung dieser Schinderei verschonen. Wir probten diese Szene fünfzehn Mal, und als wir sie endlich drehten, hatte Coole ein unförmiges Kinn, war mein geschworener Feind und hätte mir liebend gern eine Kugel in den Bauch gejagt, wenn sein Colt nur geladen gewesen wäre.
    Als sie die Sache endlich in ihrem Kamerakasten hatten, dachte ich, ich hätte es für heute überstanden, aber der Regisseur beurlaubte uns nur für eine Stunde zum Mittagessen. Danach wollte er eine Sprechszene drehen, in der gezeigt werden sollte, wie ein G-man einen Gangster überredet, die Sache als hoffnungslos aufzugeben. Den Text dazu hatten sie in der Washingtoner Zentrale ausgeschwitzt.
    Wir gingen in die Studiokantine. Ich stocherte lustlos in meinem Essen herum, als ich Tommy Farr eintreten sah. Als er uns erblickte, wollte er türmen, aber ich rief ihn an, und er mußte notgedrungen an unseren Tisch kommen.
    »Hallo, Farr«, sagte ich. »Ich wollte Sie schon die ganze Zeit fragen, warum Sie sich gestern so schnell empfohlen haben.«
    Er tat harmlos. »Ich hatte keinen besonderen Grund. Es war spät.«
    Ich sah ihn aufmerksam an. »Sie sollten zwei harmlose Fremdlinge in dieser Stadt nicht belügen.«
    »Ich lüge nicht«, antwortete er, »aber ich hatte vergessen, etwas Dringendes zu erledigen. Entschuldigen Sie mich übrigens, ich muß noch eine Reparatur an meinem Scheinwerfer durchführen.«
    Erging, und Phil und ich sahen uns kopfschüttelnd an. Es war offensichtlich, daß wir hier gemieden wurden wie die Pest.
    Eine Stunde später ging es wieder los mit der verfluchten Filmerei. Addams wühlte so in seinen Haarresten herum, daß ich den Eindruck hatte, er müßte kahl wie eine Billardkugel aus dieser Aufnahmeschlacht hervorgehen. Ich war heilfroh, als die Sekretärin erschien, die uns am ersten Tag in das Atelier gebracht hatte, die Probe kurzerhand unterbrach und mich bat, zu Mr. Springs zu kommen.
    Mr. Springs zappelte in seinem Büro hinter dem Schreibtisch hervor.
    »Sie hatten gestern eine Schlägerei in einer Bar«, ratterte er los. »Ich will Ihnen etwas sagen, Mr. G-man: Wenn Sie glauben, Sie könnten hier unter der Tarnung bei meiner Firma gewisse Aufgaben erledigen, so sind Sie geschnitten. Ich gebe den Auftrag zurück, haben Sie verstanden? Ich will keinen Ärger, gar keinen Ärger. Ich werde Washington anrufen und mich erkundigen, aber Sie können mir ein Telefongespräch sparen, wenn Sie gleich reden und zugeben, daß die ganze Filmerei nur Tarnung ist. Geben Sie es zu?«
    »Haben Sie Bahnhof gesagt?« fragte ich.
    »Dachte mir, daß Sie nichts zugeben. Gut, werde mit Washington telefonieren.«
    Er stürzte ans Telefon, und ich durfte mich als entlassen betrachten.
    Kopfschüttelnd und tief in Gedanken verließ ich das Büro. Die Sache wurde immer geheimnisvoller. Es sprach sich wie ein Lauffeuer herum, daß ich eine kleine, unbedeutende Prügelei gehabt hatte, und alle Leute machten aus den paar Boxhieben eine Staatsaffäre, als hätte ich den Präsidenten der Staaten persönlich verhauen.
    Im Atelier ging das Theater weiter, und ich glaube nicht, daß ich schauspielerische Fortschritte machte. Und endlich ließ Addams den Ton abschalten, so daß ich erzählen konnte, was ich wollte. Er würde den Text später durch einen Schauspieler synchronisieren lassen.
    Wir wurden aus der Nervenmühle erst gehen zehn Uhr abends entlassen. Im Hotel lag eine Notiz vor, daß mein Chef, Mr. High, um meinen Anruf bat. Ich

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