KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel
schon ausgebuchtete Figur an einer Stelle noch mehr ausgebuchtet war, dort, wo er seine Pistole trug.
In einer ruhigen Ecke der Bar hatten sie einen großen runden Tisch für uns hingestellt. Wir ließen uns daran nieder, drüben Destro und seine Leute, hier wir.
»Was zu trinken?« fragte der Dicke.
»Danke«, antwortete Slay. »Kommen wir zu Sache. Das Spiel in New York ist unser Geschäft. Halte dich ’raus, Destro.«
Der Dicke bewies mehr Rückgrat als während der Unterredung, die ich mit ihm geführt hatte.
»Ich lasse mich abfinden«, entgegnete er und knautsche an seiner Zigarre.
»Wir zahlen in Blei, wenn du nicht gutwillig aufgibst.«
»In dieser Währung kann ich wechseln.«
Das Gespräch spitzte sich bereits in der ersten Minute unerfreulich zu. Ich mischte mich ein.
»Destro hat sicher einen Haufen Dollars in seinen Laden gesteckt. Zahle es ihm aus, und er trollt sich.«
Slay wandte mir den Kopf zu, wahrscheinlich in der Absicht mir zu sagen, ich sollte mich heraushalten. Alles, was ich wollte, war, daß er für einen Augenblick sein Gegenüber aus den Augen ließ.
»Vorsichtig!« schrie ich, sprang auf. »Er schießt!« Während ich den Schreckensschrei ausstieß, hechtete ich schon über den Tisch, sprang Destro an und riß ihn mitsamt seinem Stuhl um.
Es war kein Wort davon wahr.
Weder der dicke Destro, ,noch einer seiner Leute hatten eine falsche Bewegung gemacht, aber jetzt war der Krach so im Gange, wie ich ihn haben wollte.
Es ging schneller, als man es erzählen kann. Sobald ich Destro auf der Erde hatte, schnellte ich herum unter den Tisch, stemmte den Rücken unter die Platte und warf das schwere Möbel in Richtung auf Slay und die beiden Ducks um. Sie hatten alle Hände voll zu tun, um es sich von den Leibern zu halten und konnten nicht nach ihren Kanonen greifen.
Dann zerrte ich einen von Destros Leuten an den Beinen von seinem Sessel, sprang auf, hievte ihn hoch und feuerte ihn seinen Kumpanen auf den Pelz.
Es war soweit. Aus allen Ecken der Bar stürzten Männer auf uns zu. Es war der kritische Augenblick. Wenn jetzt einer schoß, dann würden sich alle auf ihre Kanonen besinnen, und dann war nicht mehr abzusehen, wie viele Tote es geben würde.
Ich wartete sehnsüchtig darauf, daß das Licht ausginge. Unterdessen warf ich mit Gegenständen und Männern um mich, auf daß alles schön durcheinandergemengt würde, damit keiner dem anderen ein brauchbares Ziel abgab.
Pitsch, das Licht ging aus, und damit öffnete sich ein freies Betätigungsfeld für alles, was Arme hatte.
Sie glauben nicht, was das für eine Hölle war. Alles schrie, kreischte, fluchte. Flaschen zersplitterten. Möbel fielen um, der Fußboden dröhnte, Hiebe klatschten, Jacketts zerrissen ratschend. Aber wenn man der Oberteufel ist, der alles das organisiert hat, so kann man sich auch in der Hölle wohl fühlen, und ich durfte in diesem Falle für mich in Anspruch nehmen, der Oberteufel zu sein.
Ich drückte mich aus dem Gewühl. Mein Bedarf war gedeckt, und meine Aufgabe erledigt. Es ging nicht so einfach. Ich mußte mir einiges aus dem Wege räumen, das mich als Punchingball anzusehen beliebte, und ich weiß nicht einmal, ob ich dabei nicht den einen oder anderen Kollegen umhaute. Ich schlug mich bis zum Ausgang durch, und als ich den ersten Atemzug freier Luft tun konnte, hörte ich auch schon das Sirenengeheul heranbrausender Polizeifahrzeuge und sah ihre Scheinwerfer um die Ecke blitzen.
Ich machte mich aus dem Staube, ging zur nächsten Telefonzelle und rief an.
Phil war natürlich nicht erreichbar, aber ich richtete dem Beamten vom Dienst aus, daß in den Verhören unbedingt zum Ausdruck kommen mußte, daß die Aushebung auf Grund des Kraches und wegen der Schießerei vor zwei Tagen erfolgt war.
Der Mann Slay und die beiden Ducks seien festzusetzen und möglichst wegen illegalen Waffenbesitzes zu verurteilen. Vor allen Dingen sollte man versuchen, herauszubekommen, wer Slay wirklich war.
Der Kollege notierte sich alles, und nun wollte ich mir einen Blick auf die Schlußszene genehmigen.
Vor der ›Rose Bar‹ hatten sich inzwischen genügend Neugierige angesammelt, so daß ich mich ohne Gefahr daruntermischen konnte. Die Hauptsicherung war offenbar ersetzt worden, denn das Licht brannte wieder.
Mehr als ein halbes Dutzend Polizeiwagen waren aufgefahren. Ihre Scheinwerfer erhellten die Straße und ein Kordon von Polizisten hielt die Zuschauer zurück.
Ich drängte mich nach vorn.
Die
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