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KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

Titel: KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Die Anlage war groß, daß ein einzelner Mann ganz gut darin Versteck spielen konnte.
    Ich sah die weiße Front des Hauses wieder vor mir aufschimmern, hielt mich in den Büschen und umging den Bau.
    Ich geriet an die Tennisplätze, die seitlich lagen, huschte gebückt an ihnen vorbei, querte nach rechts ein und, kam an die Hinterfront.
    Rasch überspurtete ich die schmale gepflasterte Straße, die den eigentlichen Park vom Haus trennte und drückte mich in den Schatten der Hauswand, hielt inne und lauschte.
    Aus den erleuchteten Fenstern zwei Mannslängen über mir ertönte die Melodie eines schmalzigen Tangos.
    Ich hastete mich an der Mauer entlang, fühlte eine Tür, dunkle Fenster, stieß an allerlei Gerümpel, Mülltonnen, leere Fässer, Kisten.
    Meine Augen hatten sich inzwischen ganz gut an die Dunkelheit gewöhnt. Die Mauer, die das gesamte Anwesen umschloß, lief hier an der Rückfront des Hauses höchstens in siebzig Yards Entfernung vorbei und bildete so mit der Hauswand eine Art nach beiden Seiten offenen Hof.
    Wie ich erwartet hatte, befand sich hier in der Mauer ein Tor, aber es war aus massivem Eisen.
    Es war verschlossen. Ich tastete es mit den Händen nach Vorsprüngen ab, um es zu übersteigen, konnte aber nichts Geeignetes entdecken.
    Als ich den Hof überquerte, war ich an einem kleinen, planenbedeckten Lastwagen vorbeigekommen. Ich hatte die Idee, ihn an die Mauer zu fahren oder zu drücken. Von der Kühlerhaube aus würde ich sicherlich bis an die Krone reichen und mich hinaufschwingen können.
    Ich weiß nicht, was mich bewog, die Plane hochzuheben. Vielleicht war es nur Vorsicht, vielleicht eine Ahnung. Jedenfalls tat ich es. Meine Hand berührte einen Gegenstand, etwas hartes, Schmutziges. Ich tastete es ab. Es war ein Schuh. Hastig griff ich höher, fühlte einen Knöchel, ein Schienbein.
    Ein tiefer Schreck rührte mich an. Ich bin ein G-man und ich darf wohl sagen, ich bin abgebrüht, und doch stand mir das Herz still, als meine Hände die Kälte fühlten, die von dem Mann ausging.
    Ich tauchte unter die Plane, griff mit beiden Händen zu, fühlte ein zweites Bein, die Hüften, den steifen Körper eines bewegungslosen Mannes.
    Mit fliegenden Fingern wühlte ich in meinen Taschen nach dem Feuerzeug, konnte es nicht finden,, fand es. Der Funken zuckte, aber die Flamme wollte nicht aufspringen. Dreimal, viermal mußte ich knipsen, dann endlich brannte sie dünn und flackernd.
    Ich beugte mich weit in den Wagen hinein, leuchtete dem Toten das Gericht ab.
    Was ich sah, war nur die Bestätigung einer Ahnung. Den armen Bertie Srontier hatte sein G-man-Schicksal erreicht.
    Es gibt Augenblicke, in denen man ratlos ist. Dieses war ein solcher Augenblick.
    Was sollte ich tun?
    Die Kanone herausnehmen, losgehen, die Burschen stellen. Sie waren zehn oder zwanzig und ich allein, aber das war nicht das Schlimmste.
    Wenn ich es nicht schaffte, wenn ich sie nicht stellen konnte, wenn sie mich zusammenschossen, dann blieb nicht nur der Mord an Bertie unaufgeklärt. Dann war auch unsere Arbeit in der ›Lucky Inn‹-Angelegenheit umsonst gewesen.
    Erinnern Sie sich, daß ich am Anfang der Geschichte davon sprach, daß ein G-man nicht die Nerven verlieren darf? Daß es ebenso falsch ist, zu früh Alarm zu schlagen, als auch zu spät? Es war zu früh, jetzt mit der Kanone in der Hand loszugehen.
    Bertie Srontier war tot. Sein Tod belastete ihr Konto schwer, aber ich mußte die Belastung beweisen können. Wenn ich in einem wilden Feuergefecht getötet wurde, konnte ich nichts mehr beweisen.
    Ich hörte Schritte auf dem Asphalt, schnelle Schritte.
    Zu spät für mich, eine gute Deckung zu suchen.
    Ich huschte unter der Plane weg, drückte mich seitlich an die Wagenwand, nahm den Revolver in die Hand und wartete mit angehaltenem Atem.
    Es waren nur zwei, aber sie kamen im Laufschritt. Der eine enterte den Wagen und schien sich hinter das Steuer gesetzt zu haben, denn sofort leuchteten die Scheinwerfer auf. Sekunden später sprang der Motor an.
    Im Lichte der Scheinwerfer sah ich den zweiten Mann am Tor hantieren. Er schloß es auf, drückte die Flügel auseinander.
    Dem Mann am Steuer ging es nicht schnell genug.
    »Vorwärts«, hörte ich ihn rufen.
    »Der Bursche muß schnellstens hier heraus.«
    Ich überlegte. Das war eine echte Chance. Berties Leiche auf einem Wagen der ›Lucky Inn‹, zwei Burschen von dem Verein dazu. Wenn ich sie überrumpeln konnte, dann hatten wir alles, was wir brauchten, um die

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