KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel
strich mir die Haare aus dem Gesicht und brummte:
»Besser, ihr knallt hier nicht herum. Meine Wirtin hat einen leichten Schlaf. Wenn ihr hier Lärm macht, wirft sie mich hinaus, und ihr wißt doch, wie schwer es ist, ein anderes Zimmer zu bekommen.«
Wieder dröhnte das harte Lachen durchs Zimmer. Ich sah mir den Mann an, der so lachte, und ich wußte, das war der Chef, der Häuptling von ›Lucky Inn‹.
Er war groß und breit und hatte eine Pranke wie ein Bär. Er mußte die Vierzig längst überschritten haben, aber seine Haltung war so voller Spannkraft wie die Gestalt eines Jünglings. Er hatte ein breites, kantiges Gesicht, eine stumpfe Nase, kleine helle Augen, die fast unter den überhängenden dunklen Brauen verschwanden. Alle seine Energie kam in seinem Mund, einem schmalen, fast lippenlosen Spalt und einem brutal vorstoßenden Kinn zum Ausdruck.
Er lachte sein hartes Lachen in Ruhe zu Ende.
Dann sagte er eisig: »Das Zimmer, das du noch brauchst, findest du immer. Jeder Schreiner macht es dir aus einigen Kistenbrettern. Du hättest nie mein Gesicht gesehen, wenn du nur den Hauch einer Chance hättest, aber du bist zu geschickt für die Idioten, die bei mir in Diensten stehen, und so mußte ich selber kommen.«
Ich stellte die Beine breit. Ich habe es schon ein- oder zweimal fertigbekommen, einer Revolverkugel auszuweichen, aber ich habe es noch nie versucht, wenn mich drei Mann als Zielscheibe zu benutzen gedachten.
»Also los«, sagte ich, »worauf wartet ihr noch?«
»Hast du es eilig?« fragte er. »Ich brauche einige Antworten. Für wen arbeitest du? Für Destro oder für die Polizei?«
Ich zuckte die Achseln. »Bisher glaubte ich immer, ich arbeite für ›Lucky Inn‹, also für dich, aber du scheinst dich nicht als mein Brötchengeber zu betrachten.«
»Vergeude unsere Zeit nicht mit Märchen. Du hast dafür gesorgt, daß Slay und die Ducks in Destros Bar gefaßt wurden, denn deine Idee war es überhaupt, dort hinzugehen.«
»Du sprichst, als wärst du dabei gewesen. Destros ganzes Unternehmen ist hochgegangen. Kein Wunder, wenn der idiotische Duck vor der Tür einen Feuerzauber veranstaltet. Glaubst du, die Polizisten wären taub?«
Er lachte wieder, aber jetzt nur kurz.
»Alles Unsinn, mein Junge. Ich habe Gründe genug, anzunehmen, daß du ein Getarnter bist. Das FBI schickt Leute aller Hautfarben los. Ich wette, du kennst den Nigger, der in Harlem für mich arbeitete.«
Ich grinste ihn frech und unverschämt an. »Freilich kenne ich deine Neger. Frage sie, sie kennen mich noch viel besser.«
Er grinste zurück. »Ich weiß, daß du gut schlägst, aber ich werde dir keine Chance dazu geben. Ich weiß, du bist ein Spitzel, und ich verdiene zuviel, um mir eine Unvorsichtigkeit leisten zu können.«
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wir reden im Kreise herum. Entweder glaube mir, dann laß mich schlafen, oder glaube mir nicht, dann erledige dein Geschäft.«
»Na gut«, knurrte er, »ich weiß auch ohne deine Lügen, woran ich bin.«
Jetzt – dachte ich, aber er wollte mich wohl ohne Lärm erledigen, denn er gab seinen beiden Begleitern einen Wink mit dem Kopf. Der eine steckte seine Pistole in die Tasche und brachte eine dünne Drahtschlinge zum Vorschein. Dann rückten sie beide gegen mich vor.
Sie kamen geschlichen wie die Tiger, mit langen Schritten und eingezogenen Köpfen.
Ich weiß nicht, wie ihre Gesichter aussahen, denn ich blickte nur auf ihre Hände, breite Pfoten mit dreckigen Fingernägeln, Hände, die sich zu jedem Geschäft verkauften. Ich wich langsam vor ihnen zurück, und sie glaubten wohl, mich lähme das Entsetzen. Ich ließ den Blick nicht von den Mörderhänden, von denen zwei die Drahtschlinge trugen, bereit, sie mir über den-Kopf zu werfen.
Mein Rücken stieß gegen die Wand, und im gleichen Augenblick preschten die beiden vor und warfen sich gegen mich.
Die Drahtschlinge mochte unheimlich sein, aber gefährlicher war im Augenblick die Pistole. Ich ließ den Schlingenburschen an mich herankommen. Ich duldete seinen Anprall, weil sein Körper mich vor den Kugeln des Chefs decken mußte, aber den anderen empfing ich mit einem plötzlichen und schnellen Tritt.
Ich versuchte, ihm die Kanone mit dem Tritt aus der Hand zu schleudern.
Es gelang mir nicht. Ich verbog mir die Zehen an dem Eisen, aber alles, was ich schaffte, war, daß sein Arm in die Höhe flog, aber seine Waffe hielt er fest. Instinktiv hatte er durchgezogen, als er meine Bewegung
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