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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition)
Autoren: Otfried Preußler
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ein und beschlossen, sich eine Weile langzulegen. Satt, wie sie waren, und müde vom weiten Weg auf der Landstraße, schliefen sie tief und fest – bis ein »Muh!« sie weckte und Andrusch vor ihnen stand: wieder in Menschengestalt und, soweit sich das sehen ließ, wohlbehalten an Leib und Gliedern.
    »He, ihr da – es hat schon mal welche gegeben, die haben sich krumm und dumm geschlafen! Habt ihr nicht wenigstens ein Stück Brot für mich?«
    »Brot und Speck«, sagte Tonda. »Setz dich zu uns her, Bruder, und lass dir’s schmecken! Wie ist es dir denn ergangen mit Ochsenblaschke?«
    »Wie wird es mir schon ergangen sein!«, brummte Andrusch. »Dass es für einen Ochsen bei dieser Hitze kein reines Vergnügen ist, meilenweit über Land zu trotten und Staub zu schlucken, versteht sich ja wohl von selbst – noch dazu, wenn man’s nicht gewöhnt ist. Jedenfalls bin ich nicht böse gewesen, als Blaschke im Osslinger Kretscham einkehrte. ›Gucke da‹, ruft der Kretschmer, wie er uns kommen sieht, ›der Herr Vetter aus Kamenz! Wie geht’s denn, wie steht’s noch immer?‹ – ›Gehen tut’s leidlich‹, sagt Blaschke, ›wenn bloß der Durst nicht so groß wär bei dieser Hitze!‹ – ›Dem können wir abhelfen!‹, meint der Kretschmer. ›Komm in die Schankstube an den Herrentisch! Bier ist genug im Keller, das schaffst du in sieben Wochen nicht – nicht einmal du schaffst das!‹ – ›Und der Ochs?‹, fragt der Dicke. ›Mein Dreißigguldenochse?‹ – ›Den bringen wir in den Stall, er soll Wasser und Futter haben, so viel er mag!‹ – Ochsenfutter, versteht sich  … «
    Andrusch spießte ein großes Stück Speck aufs Messer und schnupperte dran, bevor er es in den Mund schob und fortfuhr: »Sie haben mich in den Stall gebracht, der Kretschmer von Ossling hat nach der Stallmagd gerufen. ›He, Kathel – versorg mir den Ochsen vom Kamenzer Vetter gut, dass er uns nicht vom Fleisch fällt!‹ – ›Schon recht‹, sagt die Kathel und stopft mir auch gleich einen Arm voll Heu in die Raufe. Da reicht es mir mit dem Ochsenleben und ohne mich lang zu besinnen, sag ich, mit Menschenworten sag ich es: ›Heu und Stroh könnt ihr selber fressen – ich mag einen Schweinebraten mit Knödeln und Kraut und ein schönes Bier dazu!‹«
    »Ach du grüne Sieben!«, rief Krabat. »Und weiter?«
    »Nu ja«, sagte Andrusch. »Die drei sind vor Schreck auf den Hintern gefallen und haben um Hilfe geschrien, als ob sie am Spieße steckten. Da habe ich sie zum Abschied noch einmal angemuht – und dann bin ich als Schwälbchen zur Stalltür hinausgesegelt, tschiep-tschiep, das war alles.«
    »Und Blaschke?«
    »Hol ihn der Teufel samt seinem Viehhandel!« Andrusch griff nach dem Ochsenziemer und wie zur Bekräftigung knallte er wild drauflos. »Ich bin froh, dass ich wieder da bin mit meiner Pockennase!«
    »Ich auch«, sagte Tonda. »Du hast deine Sache gut gemacht – und Krabat, denke ich, wird eine Menge dabei gelernt haben.«
    »Ja!«, rief der Junge. »Ich weiß nun, wie spaßig es ist, wenn man zaubern kann!«
    »Spaßig?« Der Altgesell wurde ernst. »Du magst recht haben– spaßig ist es zuweilen auch.«

 
    Der polnischen Krone wegen führte der Kurfürst von Sachsen seit Jahren Krieg mit dem Schwedenkönig; und da man zum Kriegführen außer Geld und Kanonen vor allem Soldaten braucht, ließ er im Lande fleißig die Trommel rühren und Truppen anwerben. Es gab Burschen genug, die freiwillig zu den Fahnen liefen, besonders am Anfang des Krieges; bei anderen mussten die Werber nachhelfen, sei es mit Branntwein, sei es mit Stockschlägen. Doch was tat man nicht alles im Dienst eines glorreichen Regimentes, zumal es für jeden Rekruten, den man ihm zuführte, ein besonderes Kopfgeld gab.
    Ein Trupp Werber, bestehend aus einem Leutnant vom Dresdener Fußregiment, einem Schnauzbart von Korporal, zwei Gefreiten und einem Tambour, der seine Trommel wie einen Buckelkorb auf dem Rücken trug – ein Trupp Werber verirrte sich eines Abends im Frühherbst auch in den Koselbruch. Es dunkelte schon, der Meister war über Land geritten, auf drei, vier Tage, die Mühlknappen lümmelten in der Gesindestube herum und gedachten den Rest des Tages mit Faulenzen zuzubringen: da klopfte es an der Tür und als Tonda hinausging, stand draußen der Leutnant mit den Soldaten: Man sei Offizier Seiner Durchlaucht des allergnädigsten Kurfürsten und man habe den Weg verloren, weshalb man in dieser
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