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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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verdammten Mühle Quartier zu nehmen sich resolviert habe für die Nacht – ob das klar sei?
    »Gewiss, Euer Gnaden. Ein Platz auf dem Heuboden findet sich allemal für Euch.«
    »Auf dem Heuboden?«, schnauzte der Korporal. »Er ist wohl nicht recht bei Trost, Kerl! Das beste Bett in der Mühle für Seine Gnaden, potz Schlapperment – und der Schinder holt Ihn, wenn meines um ein Haar schlechter ist! Hunger haben wir außerdem. Also aufgetischt, was die Küche hergibt, und Bier oder Wein dazu, das ist einerlei, wenn’s nur ausreicht – und ausreichen muss es, sonst schlag ich Ihm eigenhändig die Knochen im Leib entzwei! Vorwärts und sput Er sich oder die Pestilenz soll Ihm in den Balg fahren!«
    Tonda pfiff durch die Zähne, leicht nur und kurz, doch die Mühlknappen in der Stube hörten ihn. Als der Altgesell mit den Werbern die Stube betrat, war sie leer.
    »Belieben die Herren Soldaten nur Platz zu nehmen, das Essen kommt gleich!«
    Während die ungebetenen Gäste sich’s in der Gesindestube behaglich machten, die Halsbinden lockerten und die Gamaschen aufknöpften, steckten die Mühlknappen in der Küche die Köpfe zusammen, um zu beratschlagen.
    »Diese bezopften Affen!«, rief Andrusch. »Was glauben sie eigentlich, wer sie sind!«
    Er hatte schon einen Plan parat. Alle Burschen, selbst Tonda, erklärten sich unter großem Hallo damit einverstanden. In Eile richteten Andrusch und Staschko mit Michals und Mertens Hilfe die Speisen her: drei Schüsseln voll Kleie und Sägemehl, mit ranzigem Leinöl zu einem Brei verrührt und mit Tabakskrümeln gewürzt. Juro lief in den Schweinestall und kam mit zwei angeschimmelten Broten unter dem Arm zurück. Krabat und Hanzo füllten fünf Bierkrüge mit dem brackigen Traufwasser aus der Regentonne.
    Als alles bereit war, ging Tonda zu den Soldaten hinein und meldete, dass das Essen fertig sei. Wenn Seine Gnaden gestatten, werde er auftragen lassen. Dann schnalzte er mit den Fingern; und dies war ein Fingerschnalzen besonderer Art, wie sich noch herausstellen sollte.
    Zunächst ließ der Altgesell die drei Schüsseln herbeibringen. »Hier, wenn’s gefällig ist, eine Nudelsuppe mit Rindfleisch und Hühnerklein – da eine Schüssel Grünkohl mit Kuttelfleck – dort ein Gemüse von weißen Bohnen, gerösteten Zwiebeln und Speckgrieben  … «
    Der Leutnant schnupperte an den Speisen, ihm fiel die Wahl schwer.
    »Recht brav, was Er uns da auftischt. Lass Er mich mal die Suppe versuchen, fürs Erste!«
    Auch Schinken sei da und Rauchfleisch, fuhr Tonda fort, auf die schimmligen Brote zeigend, die Juro auf einer Platte hereintrug.
    »Fehlt aber noch das Wichtigste!«, mahnte der Korporal. »Rauchfleisch macht durstig – und Durst will gelöscht sein, solang er jung ist, potz Krätze-und-Cholera-auf-den-Hals!«
    Auf Tondas Wink kamen Hanzo und Krabat, Petar, Lyschko und Kubo hereinmarschiert, jeder mit einem Bierkrug voll Traufwasser.
    »In Respekt, Euer Gnaden – auf Dero Gesundheit!« Der Korporal leerte seinen Krug auf das Wohl des Leutnants, dann wischte er sich den Schnauzbart und rülpste. »Nicht schlecht, das Gesöff– meiner Seele, nicht schlecht, das Zeug! – Selbst gebraut?«
    »Nein«, sagte Tonda. »Vom Bräuhof in Traufersdorf, mit Verlaub.«
    Es wurde ein lustiger Abend. Die Werber aßen und tranken für zehn und die Mühlknappen lachten sich eins, denn sie sahen ja, was die Herren Soldaten in Wirklichkeit zu verspeisen beliebten, ohne es im Geringsten zu ahnen.
    Die Regentonne war groß. Das Traufwasser reichte hin, um die Bierkrüge wieder und wieder aufzufüllen. Allmählich begannen sich die Gesichter der Gäste zu röten. Der Tambour, ein Junge in Krabats Alter, kippte beim fünften Krug wie ein Mehlsack vornüber; er schlug mit dem Kopf auf die Tischplatte, dass es sich anhörte wie ein Paukenschlag, und begann zu schnarchen. Die anderen tranken fleißig weiter – und mitten im schönsten Gelage entsann sich der Leutnant beim Anblick der Müllerburschen des Kopfgeldes, das ihm für jeden der Fahne zugeführten Rekruten winkte.
    »Wie wäre es«, rief er, den Bierkrug schwenkend, »wenn ihr die Müllerei an den Nagel hängtet und Kriegsdienst nähmet? Als Mühlenknecht ist man ein Nichts, ein Niemand, ein Haufen Dreck. Als Soldat aber  … «
    »Als Soldat«, fiel der Korporal ein und hieb mit der Faust auf den Tisch, dass der Tambour aufquäkte, »als Soldat hat man gute Zeiten bei festem Sold unter fröhlichen Kameraden.

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