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Krach der Kulturen um einen Fahrstuhl an der Piazza Vittorio - Roman

Krach der Kulturen um einen Fahrstuhl an der Piazza Vittorio - Roman

Titel: Krach der Kulturen um einen Fahrstuhl an der Piazza Vittorio - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Klaus Wagenbach
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»Diese Frage ist mir noch nie untergekommen.« Er bat mich um ein wenig Zeit, damit er das Gesetzbuch konsultieren und Kollegen um Rat fragen könnte. Ich habe unterdessen aber nicht die Hände in den Schoß gelegt und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International kontaktiert. Aber die haben mich schockiert. Ihre Antwort lautete nämlich: »Wir setzen uns für Menschen ein und nicht für Tiere!« Ich sage Ihnen, dies ist ein unzivilisiertes Land. Vor einem Jahr war ich in der Schweiz und habe mit eigenen Augen gesehen, wie man dort mit Hunden umgeht. Dort gibt es jede Menge Salons, Kliniken und Restaurants nur für Hunde. In Genf habe ich sogar einen kleinen Friedhof gesehen, wo die treuesten Freunde des Menschen begraben werden! Wann wird Italien bloß ein so zivilisiertes Land sein wie die Schweiz?
    Der einzige tolerante Mensch im Haus ist Amedeo. Er hat sich nie aufgeregt, wenn Valentino bellte; er war sogar liebevoll und zärtlich zu ihm. Seine Frau Stefania hasst Hunde und hat sich mehrfach über Valentino beschwert. Ich habe ihr gesagt, dass Bellen die einzige Sprache ist, mit der er seine Freude, seine Trauer, seine Wut und seine Gefühle ausdrücken kann. Wir dürfen ihn nicht zwingen, still zu sein. Wir müssen auch nachsichtig mit ihm sein, wenn er im Aufzug Pipi macht. Er ist wie ein Kind! Schlagen wir vielleicht kleine Kinder, wenn sie ins Bett pieseln? Wir wissen doch alle, dass Hunde Urin wittern und beschnüffeln, um mit der Außenwelt zu kommunizieren. Wollen wir jetzt die Hunde ihrer natürlichen und legitimen Rechte berauben? Irgendwann mal habe ich Stefanias Aggressionen gegen den kleinen Valentino nicht mehr ausgehalten und sie angeschrien: »Du bist eine Rassistin, eine Fanatikerin und ich erlaube dir nicht, Valentino zu beleidigen!« Nach diesem Vorfall war sie mit mir für Jahre fertig, während der Herr Amedeo mich weiterhin grüßte, als wäre nichts geschehen. Ich werde zur chinesischen Botschaft in Rom gehen und sie auffordern, in dieser Sache zu intervenieren. Nur so werde ich den armen, entführten Valentino wieder in meine Arme schließen können.
    Der italienische Staat muss mir beistehen. Bin ich vielleicht keine gute Bürgerin? Zahle ich nicht pünktlich meine Steuern, sogar bevor sie fällig sind? Kann ich vielleicht nicht Rechte einfordern, die mir die Verfassung garantiert? Bin ich etwa keine gute Katholikin, die ihren religiösen Pflichten so nachkommt, wie sich das gehört? Ich habe drei Beschwerdebriefe geschrieben, an den Heiligen Vater, den Staatspräsidenten und an den Ministerpräsidenten. Ein jeder muss da seinem Teil der Verantwortung nachkommen.
    Sollten sich die Verdächtigungen unserer neapolitanischen Hausmeisterin hinsichtlich einer Tatbeteiligung der Chinesen an Valentinos Entführung als begründet herausstellen, dann wäre ja wohl das Mindeste, was man von den italienischen Behörden erwarten könnte, dass sie ihre diplomatischen Beziehungen mit China abbrechen und die Besitzer chinesischer Restaurants ins Gefängnis stecken. Nein, das wäre noch zu wenig, man müsste China aus der UNO werfen und ein Embargo verhängen. Nein, auch das stellt mich noch nicht zufrieden. Man müsste China den Krieg erklären. Ist Italien als Nato-Mitglied etwa nicht legitimiert, jemandem den Krieg zu erklären? Wandert nicht zufällig ein Teil der Steuern, die ich zahle, in die Kassen der Nato? Haben wir auf italienischem Territorium vielleicht keine amerikanischen Militärbasen?
    Es gibt da auch noch andere Verdachtsmomente, gegen Marina, die Schwiegertochter von Benedetta, die sich immer, wenn sie Valentino sah, kaum einkriegen konnte vor lauter »Du bist ja mein Schätzchen! Du bist ja mein Schätzchen!« Jeder weiß doch, dass Marina aus Sardinien ist, und Sardinien ist bekannt für seine Entführungen. Erinnern Sie sich an diese Geschichten mit Fabrizio De André 5 und dem Unternehmer Giuseppe Soffiantini 6 ? Da gibt es doch keinen Zweifel, dass die ihre Strategie geändert haben und sich nunmehr auf Hunde kaprizieren, weil sie begriffen haben, wie sehr Menschen ihre Hunde lieben. Die Polizei werde ich noch nicht einschalten, um das Leben von Valentino nicht zu gefährden. Ich bin bereit, alles Geld zu bezahlen, wenn ich Valentino nur wiederhaben kann. Ich bin einsam ohne Valentino. Ich kann ohne ihn nicht leben.
    Sie haben mir einen großen Traum zerstört. Ich wollte, dass Valentino ein so berühmter Schauspieler wird wie Kommissar Rex, dass er Verbrechern

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