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Krach der Kulturen um einen Fahrstuhl an der Piazza Vittorio - Roman

Krach der Kulturen um einen Fahrstuhl an der Piazza Vittorio - Roman

Titel: Krach der Kulturen um einen Fahrstuhl an der Piazza Vittorio - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Klaus Wagenbach
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hinterherschleicht und sie dann ins Gefängnis bringt. Der junge Holländer Johan hat mich gefragt, ob ich in einem Film mitspielen würde, den er an der Piazza Vittorio drehen möchte. Unter einer Bedingung, sagte ich, würde ich zustimmen: dass auch Valentino dabei ist. Anfangs hat er gezögert, aber dann sagte er ja. Ich habe eben alles getan, um wenigstens Valentino eine Zukunft zu geben, nach dem Hieb, den mir mein einziger Sohn versetzt hat. Als Alberto sein Zuhause für immer verließ, um bei diesen Aktivistenfreunden aus den alternativen Kulturzentren zu leben, sagte er zu mir: »In den vier Wänden hier benimmst du dich wie eine Gefängnisaufseherin. Aber ich will nicht hinter Gittern leben! Außerdem ist unsere Wohnung ein Marktplatz: Du bist eine Kauffrau und ich bin ein Konsument. Ich möchte aber nicht in dieser Konsumgesellschaft leben!« Mir geht das immer noch nicht in den Kopf, was ich mit Gefängnis und Marktplatz zu tun haben soll. Angefleht habe ich ihn, dass er bleibt, aber meine Tränen haben ihn nicht im mindesten gerührt. Mein Lebenstraum war ja, dass er ein großer Kinostar wird wie Marcello Mastroianni oder Alberto Sordi. Ich wollte, dass er in den Olymp der Filmstars eingeht. Aber ich habe versagt. Doch ich gebe niemals auf und finde mich weder mit einer Niederlage ab noch mit vollendeten Tatsachen. Darum hatte ich mich entschlossen, Valentino so zu dressieren, dass er auch die allerschwierigsten Nummern vorführen kann. Ich bin mit ihm einen sehr weiten Weg gegangen und stand kurz davor, die Früchte dieser Arbeit zu ernten.
    Amedeo ist eingewandert! Dass ich nicht lache. Alle naselang kriegen wir doch die Kundgebungen auf der Piazza Vittorio für die Rechte der Einwanderer mit: Recht auf Arbeit, auf Wohnung, auf Gesundheitsversorgung, an Wahlen teilzunehmen etc. Ich aber sage, dass die Rechte der Einheimischen zuerst kommen, und auch die Hunde sind Söhne und Töchter dieses Landes. Den Immigranten traue ich nicht über den Weg. Neulich habe ich in einer Zeitung gelesen, dass ein eingewanderter Gärtner eine alte Dame vergewaltigt hat, die ihm alles gegeben hatte: Aufenthaltsgenehmigung, Arbeit, Wohnung etc. Ist das der Dank dafür? Haben Sie je gehört, dass ein Hund sein Frauchen vergewaltigt? Kennen Sie den Zigeuner, der bei Amedeo ein- und ausgeht und mit ihm in der Dandini-Bar sitzt? Der auf der Piazza Santa Maria Maggiore mit Drogen handelt und dabei so tut, als würde er die Tauben füttern? Eines Tages sagte dieser Lump zu mir:
    »Da wo ich herkomme, lässt man die Hunde immer draußen.«
    »Was sagst du?«
    »Hunde sollen das Haus schützen, falls mal ein Dieb kommt, das ist ihre Aufgabe!«
    »Was erlaubst du dir!«
    Erst wollte ich ihn anzeigen, wegen Diffamierung und Rassismus. Aber ich hab’s dann doch gelassen, aus Respekt vor Amedeo. Dieser schwachsinnige Zigeuner, dieser Verbrecher, dieser Rassist würde es verdienen, dass man ihn sofort des Landes verweist! Aber das Problem ist halt, dass die Zigeuner kein bestimmtes Land haben, in das man sie zurückschicken könnte.
    Die Wahrheit ist, dass wir diese Immigranten nicht brauchen können. Im Fernsehen habe ich gehört, wie ein Politiker sagte, dass die italienische Wirtschaft zusammenbrechen würde, wenn es sie nicht gäbe. Das ist eine Lüge, die von den Kommunisten und den Caritas-Priestern verbreitet wird. Wir könnten nämlich sehr leicht auf die Immigranten verzichten. Dazu würde es völlig ausreichen, unsere Hunde angemessen, sagen wir: zu trainieren, um dieses so hässliche Wort »abrichten« tunlichst zu vermeiden. Jetzt gibt es doch zum Beispiel diese ausgebildeten Hunde, die Blinde außer Haus begleiten, damit sie ihre Einkäufe und verschiedene andere Dinge erledigen können. Oder die Vermisste suchen und sie aus Erdbebentrümmern retten. Nicht zu vergessen die Hunde, die in Flughäfen, Bahnhöfen und Häfen im Einsatz sind, damit man Drogenhändler festsetzen kann. Wir brauchen die Einwanderer nicht. Es ist doch zu absurd, ihnen Italienisch beizubringen, Wohnung und Arbeit zu geben – und sie vergelten es uns, indem sie in unseren öffentlichen Parkanlagen Drogen verkaufen und unsere Töchter vergewaltigen! Das geht doch einfach zu weit!
    Wer hat denn nun also den armen Lorenzo Manfredini ermordet? Keine Ahnung, da müssen Sie schon die Polizei fragen. Ich kannte das Opfer gut. Er war mit meinem Sohn befreundet, als die beiden Kinder und Jugendliche waren. Sie steckten immer zusammen, wie Brüder. Seine

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