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Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Titel: Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad , Jannis Plastargias , C. Dewi , Gerry Stratmann
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seine Gedanken in eine ungewünschte Richtung wanderten, sprang er auf.
    Da er niemandem auf den Wecker gehen konnte, legte er seine Lieblings-CD von ‚Stahlmann’ ein und drehte den Lautstärkeregler bis fast an die Schmerzgrenze. So, jetzt konnte er
sich auf die Texte konzentrieren, lauthals mitgrölen und weiter an dem Tank der Harley arbeiten.
    Als jedoch der Titel ‚Mein Flehen’ erklang, wurde Rainers Stimme immer leiser und Melancholie kam in ihm auf. Scheiße, auch sein Herz war auf dem besten Wege, zu Eis zu
erstarren. Er fühlte sich innerlich abgestorben und …
    Abrupt wurden seine Gedanken durch eine kühle Brise unterbrochen. Neugierig glitt sein Blick Richtung Werkstatteingang. Sein Herz setzte für zwei Takte aus. In der Tür stand der
Mann, der ihn seit Tagen bis in seine Träume verfolgte.
    „Geile Musik, und du hast eine sehr schöne Stimme“, erklang es vom Eingang.
    Die Tür fiel ins Schloss und wie ein Raubtier pirschte Marcel auf ihn zu. Dabei nahm er Rainers Gestalt ins Visier, als würde er ihn erst jetzt bewusst wahrnehmen.
    Dieser Blick machte Rainer ganz kribbelig. Hitze stieg ihm ins Gesicht.
    ‚Shit, jetzt werde ich auch noch rot wie ein Teenie’, fluchte er innerlich.
    Der Kerl rückte ihm auf die Pelle, durchbrach seine persönliche Distanzzone und verwirrte ihn durch zu viel körperliche Nähe.
    „Was willst du?“, fragte Rainer. Die unhöfliche Frage sollte seine Unsicherheit verbergen.
    Er vermied es absichtlich, seinem Gegenüber dabei ins Gesicht zu schauen. Der Duft von Marcels Rasierwasser umgab ihn wie ein Kokon, ließ ihn genüsslich durch die Nase atmen, um
mehr davon aufzunehmen. Der große, muskelbepackte Körper strahlte eine Wärme aus, die auf Rainers bloßen Armen eine angenehme Gänsehaut erzeugte.
    „Ich will gucken, wie weit ihr mit meinem Baby seid. Aber ich sehe, du bist ganz allein. Wo ist dein Kompagnon?“
    Während Marcel sprach, rutschte dessen Stimme eine Oktave tiefer und verursachte ein leichtes Kribbeln in Rainers Magen. Verflucht noch mal, der Mann war brandgefährlich.
    „Im Urlaub. Deine Karre ist noch nicht fertig, das habe ich dir am Telefon schon gesagt. Bitte, du kannst dich selbst davon überzeugen.“
    Weit holte Rainer mit dem Arm aus und zeigte auf die zum Trocknen ausgelegten Fender. Dabei trat er einen Schritt zurück, um sich aus der unmittelbaren Reichweite des Mannes zu entfernen.
Sofort setzte Marcel ihm nach.
    „Was ist? Hast du Angst vor mir?“ Wie das leise Schnurren einer Katze klangen die Worte. Rainers Atmung geriet aus dem Takt.
    Um seine Verwirrung nicht zu zeigen, schnaubte er abfällig durch die Nase.
    „Träum weiter!“, spie er aus.
    Ein wissendes Lächeln legte sich um Marcels Mund. Rainer konnte den Blick nicht von den schmalen Lippen abwenden.
    Warum hatte er sich hinreißen lassen, den Blick zu heben? Unbewusst leckte er über seine Lippen, sein Mund war trocken wie die Sahara.
    „Wenn du keine Angst hast, warum weichst du dann vor mir zurück?“
    Rainer brauchte dringend Platz zum Atmen. Er stieß Marcel vor die Brust, schubste ihn ein Stück von sich. Tief holte er Luft und fühlte sich ein bisschen freier.
    „Also Mann. Du siehst selbst, dass ich mit meiner Arbeit noch nicht fertig bin. Ich werde das Wochenende durcharbeiten. Montag kannst du dein Baby abholen. Zufrieden?“ Rainer war
stolz auf sich. Seine Stimme verriet nichts von dem Chaos in seinem Innern.
    „Nein“, erfolgte die prompte Antwort. „Ich will bei dem geilen Wetter morgen eine Tour machen. Da es mit meiner Maschine nicht möglich ist, wirst du mir die schwarze
Schönheit leihen, die vor dem Haus steht.“
    Hatte er sich verhört? Der Sack wollte seine Fireblade fahren? Das kam gar nicht infrage!
    „Du bist wohl nicht ganz dicht! Meine Karre fährt niemand außer mir!“
    Aufgebracht über diese unmögliche Forderung warf Rainer seinem Gegenüber einen zornigen Blick zu. Verwundert sah er, dass das Lächeln auf Marcels Gesicht breiter wurde.
    „Das ist doch ein Angebot. Eigentlich fahre ich nicht gerne bei anderen mit. Aber dir vertraue ich meinen kostbaren Body an.“
    Warum fühlte Rainer sich gerade, als wäre er in eine gut vorbereitete Falle getappt? Der Kerl machte nicht den Eindruck, als hätte er jemals auf dem Sozius gesessen. Wenn Marcel
das alles nicht geplant hatte, warum lächelte er dann so selbstzufrieden? Wohin war überhaupt dessen Arroganz verschwunden?
    „Ich habe weder Zeit noch Lust dazu“, knallte

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