Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)
seine Augen hängen. Dieser warf ihm einen schmachtenden
Blick zu und kam mit wiegenden Hüften auf ihn zu.
„Umdrehen, ich will deinen Arsch sehen“, forderte Rainer mit harter Stimme, als der Typ dicht vor ihm zum Stehen kam.
Folgsam kam Blondi dieser Anweisung nach und warf Rainer über die Schulter einen lüsternen Blick zu. Na, das war doch was. Er wies mit dem Kopf Richtung Darkroom, und der Kerl setzte
sich umgehend in Bewegung. Der Duft von dessen herbem Aftershave stieg Rainer in die Nase und heizte seine Sinne an.
Eine halbe Stunde später stand Rainer vor der Tür des Lokals und versuchte, seine aufgewühlten Empfindungen in den Griff zu bekommen. Verfluchter Mist, er wusste doch genau, dass
ihm diese schnellen, lieblosen Ficks nichts brachten.
Klar, der Blonde hatte einen knackigen Arsch gehabt, seinen Druck war er los. Besser fühlte Rainer sich trotzdem nicht. Nun plagte ihn zusätzlich ein schlechtes Gewissen. Er hatte sich
benommen wie ein Schwein. Erst im letzten Moment hatte er dafür gesorgt, dass sein Sexpartner auch zum Zuge kam. Anschließend hatte er ihn mit heruntergelassener Hose stehen lassen, wie
den letzten Dreck.
Nur weil Marcel ihn so durcheinanderbrachte, hatte er mal wieder vergessen, seinen Verstand einzuschalten.
Wütend auf sich und die ganze Welt fuhr er nach Haus. Die schnelle Dusche wusch zwar den Geruch des Fremden von seinem Körper, aber nicht die Scham über sein Verhalten.
Das Klingeln des Weckers riss Rainer aus einem unruhigen Schlaf. Träge hob er die Lider. Kaum funktionierte sein Verstand halbwegs, tauchte die Wut über den gestrigen Abend wieder an
der Oberfläche auf. Nur weil er sich über diesen Kunden aufgeregt hatte, war er auf die Schnapsidee verfallen, in den Club zu gehen.
Zu seinem Zorn gesellte sich die Reue über sein Benehmen. Rainer war sich bewusst, dass er den Blonden wie ein Stück Scheiße behandelt hatte. Sicher, er war der dominante Teil
bei einer sexuellen Begegnung, der Aktive. Seine Partner hatten ihm zu folgen, sich willig zu unterwerfen. Das besagte aber nicht, dass er ihre Gefühle und Bedürfnisse außer Acht
ließ. Nach dem Akt widmete er ihnen stets ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. Was er sich gestern geleistet hatte, war unmöglich. So mies hatte er sich noch nie
aufgeführt.
Lag es daran, dass Marcel alle seine negativen Eigenschaften zum Leben erweckte? Wenn Rainer ehrlich zu sich selbst war, hatten seine Gedanken während des schnellen Ficks nur diesem
Mistkerl gegolten. Er hatte sich vorgestellt, es diesem Arschloch richtig zu zeigen, ihn mit harten Stößen auf seinen Platz zu verweisen. Wirklich Rainer, eine tolle Leistung!
Mühsam quälte er sich aus dem Bett. Den Frust verbannte er in die hinterste Ecke seines Gehirns. Rainer fühlte sich wie durch die Mangel gedreht, die Nacht war einfach zu kurz
gewesen.
Allerdings forderte erst mal die Natur vehement ihr Recht. Er musste sich dringend erleichtern.
Nach dem Pinkeln stieg er in die Dusche und hoffte, dass die seine Lebensgeister wecken würde. Sie tat es, allerdings auf eine Weise, die ihm gar nicht passte.
Die warmen Schauer berührten seine Haut wie ein sanftes Streicheln. Seine Gedanken kreisten erneut um die Fantasie, diesen arroganten, wilden Hengst zu ficken, und sein Glied erhob sich
begierig.
Verdammt, er wollte nicht schon wieder an den Typen denken, aber sein Ständer ließ sich selbst durch kaltes Wasser nicht vom Gegenteil überzeugen.
Eine Handmassage musste her. Ruppig bearbeitete Rainer seine Härte mit der Faust. Die Bilder in seinem Kopf sorgten für schnelle Erleichterung.
Entspannt fühlte er sich danach nicht. Im Gegenteil, Wut und Frust über sein Unvermögen, Marcel aus seinen Sinnen zu verdrängen, hielten ihn gefangen.
Rainers normalerweise stets gute Laune wollte sich den ganzen Tag über nicht einstellen. Jörg warf ihm immer wieder seltsame Blicke zu. Am späten Nachmittag war sein Freund es
dann leid.
„Verdammt Rain, was ist dir heute für eine Laus über die Leber gelaufen? Deine miese Laune geht mir echt auf den Sack. Los, kotz dich aus, dann geht es dir besser.“
„Nein, lass mal. Das wird schon wieder. Ich habe einfach zu wenig geschlafen.“
Wie sollte Rainer seinem Freund erklären, dass ihn den ganzen Tag die wildesten Fantasien quälten, was er gerne mit ihrem Kunden anstellen würde. Über sein unmögliches
Benehmen vom vergangenen Abend wollte er noch viel weniger reden.
Im Stillen rief er sich
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