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Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Titel: Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad , Jannis Plastargias , C. Dewi , Gerry Stratmann
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Rainer der Aufforderung. Umgehend schwang sein Mitfahrer ein langes Bein über das Heck der Fireblade und machte es sich hinter ihm gemütlich.
    „Hm, du bist aber kuschlig“, vernahm er Marcels Stimme klar und deutlich in seinem Helm. „Ich werde die Fahrt genießen. Endlich kann ich mich mal nur auf die Landschaft
konzentrieren.“
    Nachdem er eine grobe Streckenanweisung erhalten hatte, fuhr Rainer los. Marcel machte ihn nervös. Er hatte sich so dicht an seinen Rücken gedrängt, dass kein Blatt Papier mehr
zwischen sie passte. Dessen Schenkel pressten sich fest an seine, und die Arme umschlossen Rainer wie ein Schraubstock.
    Er versuchte, die körperliche Nähe auszublenden, sich voll auf den Verkehr zu konzentrieren. Zum Glück hielt der Kerl die Klappe und lenkte ihn nicht ab.
    Fast zwei Stunden waren sie unterwegs, als Marcel ihn von der Landstraße in eine schmale Seitenstraße dirigierte. Vor ihm erstreckten sich weite, mit goldenem Korn bedeckte Felder,
immer wieder unterbrochen von schattigen Waldstücken.
    Die Gegend gefiel ihm gut, und obwohl die Straße schmal war, ließ es sich hier super fahren. Gerade Strecken wechselten mit lang gezogenen Kurven oder kniffligen Serpentinen. Diese
Tour war ganz nach seinem Herzen. Hier konnte er sich fahrtechnisch richtig austoben.
    Vor ihm lag jetzt ein weit zu überschauender Streckenabschnitt. Tief beugte er sich über den Tank und drehte den Gashahn auf. Die Blade machte einen Satz und schon flog sie
förmlich über die Strecke.
    „Yeeha!“, grölte Rainer seine Freude an dem Ritt lauthals heraus.
    Ein schmerzvolles Stöhnen und der Satz „Scheiße, ich bin taub“ ließen ihn zusammenzucken.
    Verdammt, er hatte vergessen, dass er nicht allein war.
    „Sorry. Ich habe nicht dran gedacht, dass du das auch hörst.“ Mann, war ihm das peinlich.
    „Ich beneide dich“, hörte er zu seiner großen Verwunderung.
    „Wieso das denn?“
    „Mit meinem Baby erreiche ich weder eine solche Kurvenlage noch diese Geschwindigkeiten. Aber es macht Spaß.“
    „Dann solltest du dir eine andere Maschine zulegen.“
    „Hm. Mir würde es viel besser gefallen, wenn du mich hin und wieder zu so einer Fahrt einladen würdest. Ich fühle mich ganz wohl an deinem Rücken.“ Um die Worte
zu unterstreichen, rieb sein Beifahrer sich leicht an ihm.
    Rainer war nicht mehr in der Lage, eine vernünftige Antwort zu formulieren. Seine Fantasie gaukelte ihm schon wieder die erregendsten Bilder vor. Dieser Typ brachte sein Blut zum Kochen und
verwirrte ihn völlig.
     
    Trotz seiner Vorbehalte gegen Marcel verbrachten sie einen angenehmen Tag. An einem Biker-Treff hatten sie eine Kaffeepause eingelegt und sich dabei sehr gut unterhalten.
    Während des Gesprächs hatte Rainer herausgefunden, dass Marcel als Ausbilder bei der Polizei tätig war. Über dessen herrischen, befehlsgewohnten Ton brauchte man sich dann
nicht wundern. Rainers Scherze darüber wurden mit trockenem Humor beantwortet.
    Dass Marcel dreizehn Jahre älter war, störte Rainer inzwischen nicht mehr. Sie teilten den gleichen Musikgeschmack, mochten die gleichen Filme, lachten über die gleichen Witze.
Rainer taute immer mehr auf und vergaß sämtliche Vorbehalte.
    Er hatte seine dicke Lederjacke abgelegt, als sie nebeneinander in der Sonne saßen. Darunter trug er nur ein Tanktop, und sein Begleiter nutzte jede Gelegenheit, um ihn zu berühren.
Mal streichelte er wie zufällig Rainers nackte Arme, mal strich er ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann wieder beugte er sich zu ihm herüber, flüsterte ihm etwas zu und
berührte mit den Lippen sein Ohr. Die Gänsehaut, die sich auf Rainers Haut bildete, quittierte Marcel mit einem zufriedenen Lächeln.
    Trotz allem hatte Rainer Hemmungen. Verdammt, wohin hatte sich seine sonstige Souveränität verabschiedet?
    Als sie sich zu vorgerückter Stunde auf dem Heimweg befanden, fragte Rainer, wo Marcel abgesetzt werden wollte. Auf die Antwort musste er ziemlich lange warten, fast dachte er, ihre
Sprechverbindung wäre zusammengebrochen.
    „Ich hatte gehofft, du lädst mich ein und ich bekomme bei dir was zu essen.“
    Shit! Bildete er sich das nur ein oder hatte Marcels Stimme unsicher geklungen? War es wirklich eine gute Idee, noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen und das in der Abgeschiedenheit seiner
Wohnung?
    „Okay. Aber viel kann ich dir nicht anbieten.“
    „Beim Essen stelle ich keine großen Ansprüche.“
    Oh Mann, das klang dermaßen zweideutig,

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